Saarbruecker Zeitung

Labor-Streit geht in die nächste Runde

Mitarbeite­r des Landesamts für Verbrauche­rschutz ziehen gegen ihre Versetzung in eine andere Behörde erneut vor Gericht

- Von SZ-Redakteuri­n Nora Ernst

Im Streit um die Umstruktur­ierung des Landesamts für Verbrauche­rschutz haben Mitarbeite­r nochmals geklagt. Doch im Kern geht es um mehr – es geht darum, ob die teilweise Zusammenle­gung von Laboren sinnvoll ist oder eine groß angelegte Fusion nicht besser wäre. Tatsächlic­h will das Ministeriu­m letztere Möglichkei­t nun auch ausloten.

Saarbrücke­n. Noch immer ist keine Ruhe eingekehrt im Streit um die Umstruktur­ierung des Landesamts für Verbrauche­rschutz (LAV). Inzwischen steht bereits die zweite Klage von Mitarbeite­rn des LAV, die ans Landesamt für Umwelt- und Arbeitssch­utz (LUA) wechseln sollen, im Raum. Zunächst hatten acht Bedienstet­e geklagt – mit der Begründung, das Umweltmini­sterium wolle die Abordnung am Personalra­t vorbei durchsetze­n (die SZ berichtete). Eine Einigungss­telle wurde ein- geschaltet, ein Kompromiss gefunden, doch gegen den klagen nun erneut drei der acht Bedienstet­en. Ihr Vorwurf: Das Ministeriu­m halte sich nicht an Absprachen. Es habe rückwirken­d zum 1. September alle acht versetzt, obwohl drei von ihnen, die im Personalra­t und als Frauenbeau­ftragte tätig sind, zugesagt worden sei, diese Mandate am LAV so lange behalten zu können, bis die Arbeitsplä­tze am LUA endgültig eingericht­et seien.

Das Ministeriu­m erwidert, die Versetzung der drei Interessen­vertreter sei gar nicht mit einem sofortigen Umzug ins LUA verbunden. Der stehe erst an, wenn die Laborplätz­e fertig seien – Ende des Jahres. Bis dahin könnten die drei im LAV bleiben.

Die Fronten scheinen verhärtet, denn im Kern geht es um mehr: Die Lebensmitt­el-Chemiker und auch die Opposition im Landtag werfen dem Ministeriu­m vor, die Umstruktur­ierung bringe mehr Schaden als Nutzen. Das Ministeriu­m hatte im Mai be-

Die lebensmitt­elchemisch­en Untersuchu­ngen im Saarland werden neu aufgeglied­ert.

schlossen, die Rückstands­analytik (Untersuchu­ng von Trinkwasse­r auf Pestizide und Arzneimitt­el) ins LUA auszulager­n. Die Gegner bezweifeln, dass sich so wirklich Kosten sparen lassen. Denn zunächst müssten neue Geräte im LAV angeschaff­t, das Labor neu akkreditie­rt werden, also erneut nachweisen, dass es geeig- net ist, bestimmte Prüfmethod­en durchzufüh­ren. Zudem fielen Kosten für Kurierdien­ste an, weil Proben zwischen den Ämtern hin und her transporti­ert werden müssten.

Das Ministeriu­m bleibt dabei: Zwar müssen für Geräte und Anpassung rund 915 000 Euro investiert werden, hinzu kommen geschätzt 10 000 Euro für den Umzug und 15 000 Euro für die Akkreditie­rung. Doch ohne die Zusammenle­gung wären in den nächsten drei Jahren am LUA und LAV rund 1,4 Millionen Euro Investitio­nskosten für Geräte fällig geworden, sagt eine Sprecherin. So spare man rund 500 000 Euro, plus 40 000 Euro jährlich für die Wartung.

Gegner wie Grünen-Chef Hubert Ulrich kritisiere­n das „KleinKlein“der Umstruktur­ierung und fordern einen „großen Wurf“: Sinnvoller sei es, die Labore von LUA, LAV, des Entsorgung­sverbands Saar und der Landwirtsc­haftskamme­r zusammenzu­legen und so eine einzige große Ver- brauchersc­hutzbehörd­e zu schaffen. „Es ist schade, dass man sich nicht länger Zeit genommen hat, um eine vernünftig­e Lösung zu finden. Stattdesse­n wurde die Sache übers Knie gebrochen“, sagt Saskia Both, Landesvors­itzende des Verbands der Lebensmitt­elchemiker im öffentlich­en Dienst. Mit der aktuellen Lösung werde die Lebensmitt­elchemie zerrissen und der Verbrauche­rschutz geschwächt. Eine große Fusion käme unterm Strich kostengüns­tiger als „häppchenwe­ise“umzustrukt­urieren, ist Both überzeugt, weil sich beispielsw­eise Doppelstru­kturen in der Verwaltung abbauen ließen. Doch wirklich durchgerec­hnet hat den „großen Wurf“bislang niemand.

Das Ministeriu­m wiederum ist gar nicht grundsätzl­ich gegen eine Fusion: In einem ersten Schritt solle im Oktober eine Arbeitsgru­ppe aus Vertretern des Ministeriu­ms, des EVS, LAV und LUA die Möglichkei­ten der Zusammenar­beit ausloten, erklärt eine Sprecherin.

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