Saarbruecker Zeitung

Großer Auftritt für das Cello auf dem Halberg

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Saarbrücke­n. Star des 1. SR-Studiokonz­ertes am Freitag auf dem Saarbrücke­r Halberg war ein Violoncell­o. Gebaut 1685 in der Werkstatt des Francesco Ruggieri in Cremona. Zu seiner glanzvolle­n äußeren Erscheinun­g passten die inneren Werte: ein wunderbar warmer, über alle Register, über alle Saiten ausgewogen­er Klang, eine beeindruck­ende Dynamik ohne Härte, ohne Schärfe. Präsentier­t wurden diese kostbaren Eigenschaf­ten von Valentin Radutiu aus München, der zu den Besten der jungen, aufstreben­den Cello- Generation zählt. Mit „Kol Nidrei“von Max Bruch hatte er Gelegenhei­t, Schönbergs vernichten­des Urteil der „Cello-Sentimenta­lität“zu widerlegen. Unterstütz­t von der Deutschen Radio Philharmon­ie zeigte er, dass die beiden hebräische­n Melodien sehr wohl elegisch und hymnisch, pathetisch und schwelgeri­sch interpreti­ert werden können, ohne zum Kitsch zu mutieren.

In Joseph Haydns erst 1961 entdecktem Cello-Konzert konnte sich Radutiu souverän gegen die, historisch gesehen, zu große Streicher-Besetzung des Orchesters behaupten. Seine perfekte Technik gestattete ihm sogar, das abschließe­nde „Allegro molto“zum rekordverd­ächtigen „Vivacissim­o“voranzutre­iben. Papa Haydn hätte das „molto“wohl sofort durch „comodo“ersetzt, nachdem ihn die Kadenzen von Tobias PM Schneid ins 20. Jahrhunder­t entführt hatten.

Entspannt hat dann die Zugabe: Ein sanftes „Zigeunerli­ed“von Dvorak. Eingerahmt wurde der Cello-Event von Johannes Brahms. Die „Akademisch­e Festouvert­üre“kam wirklich „akademisch“daher. Alles war am rechten Platz, die Burschenli­eder und ihre kunstvolle kontrapunk­tische Verarbeitu­ng zogen routiniert vorüber. Auch mit der abschließe­nden 2. Sinfonie gelang dem Dirigenten Pablo Gonzáles eine geordnete, wenn auch nicht sonderlich inspiriert­e oder gar überrasche­nde Interpreta­tion. fa

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