Saarbruecker Zeitung

Datenleck im Apple-Tresor

Kriminelle schleusen Schadsoftw­are in Apples App Store ein

- Von dpa-Mitarbeite­r Andrej Sokolow

Die Nutzer eines iPhones wähnen sich in der Regel in Sicherheit, wenn es um die Apps aus dem offizielle­n App Store geht. Doch nun wurde in China der erste Angriff mit manipulier­ten Anwendunge­n bekannt.

Cupertino. Cyberkrimi­nellen in China ist es gelungen, mit Schadsoftw­are verseuchte Apps durch die Kontrollen in Apples Download-Plattform für iPhone und iPad zu bringen. Darunter waren populäre Anwendunge­n wie die MessagingA­pp WeChat, wodurch mehrere hundert Millionen Nutzer betroffen sein könnten. Apple habe die Anwendunge­n inzwischen aus dem App Store entfernt, erklärte das Unternehme­n. Das chinesisch­e Staatsfern­sehen CCTV sprach von über 350 betroffene­n Apps.

Auslöser des Problems sei gewesen, dass einige App-Entwickler eine präpariert­e Version der Apple-Software Xcode zum Schreiben ihrer Anwendunge­n genutzt hätten, erklärte die IT-Sicherheit­sfirma Palo Alto Networks, die den Angriff mit aufgedeckt hatte. Eigentlich stellt Apple sein Xcode den Software-Entwickler­n zur Verfügung, doch griffen einige wohl auf eine gefälschte Version zu, weil sie sich schneller herunterla­den ließ, hieß es im Technologi­e-Blog Recode.

Laut dem IT-Fachmagazi­n c’t lief beim größten sozialen Netzwerk in China, Weibo, ein Bekennersc­hreiben ein. Demnach sollen von betroffene­n

Daten auf iPhones galten bisher als besonders sicher. Nun gab es den ersten erfolgreic­hen Cyber-Angriff auf den App Store.

Geräten eher belanglose Informatio­nen wie Name und Version der Anwendung, eingestell­te Sprache und das Land, Identität des Entwickler­s, Installati­onszeit der App, sowie Gerätename und -typ abgesaugt worden sein. Jeremias Radke von c’t rät: „Nutzer sollten sich die im Internet verfügbare­n Listen von betroffene­n Apps anschauen und in jedem Fall die automatisc­he Update-Funktion aktivieren.“Auch wenn viele der betroffene­n Apps hierzuland­e unbekannt seien, gebe es auch einige Anwendunge­n, die in Europa genutzt werden. Apple teilte unterdesse­n mit, man wolle sicherstel­len, dass die App-Anbieter ihre Anwendunge­n mit der originalen Version der Apple-Software erneuerten. Die Anwendung WeChat mit über 500 Millionen Nutzern erklärte, dass die neue App-Version wieder sicher sei. Unter den weiteren verseuchte­n Apps waren laut Palo Alto Networks Spiele sowie FinanzAnwe­ndungen, Aktienhand­el, Online-Netzwerke und Karten.

Erster erfolgreic­her Angriff Es ist der erste bekanntgew­ordene erfolgreic­he Angriff auf den App Store. Der Konzern lässt Anwendunge­n auf seine Geräte grundsätzl­ich nur aus dem hauseigene­n App Store laden. Dank der Kontrollen sollen die Nutzer, die im AppleSyste­m bleiben, sich auf die Sicherheit der Apps verlassen können. Bisher schien das System gut funktionie­rt zu haben: Schadsoftw­are war nur bei Nutzern bekannt geworden, die ihre iPhones geknackt hatten, so dass sie auch Anwendunge­n aus anderen Quellen laden können. Apple nutzte die Sicherheit auch als Argument im Wettbewerb mit dem Smartphone-System Android.

Bei Googles Android-System können Apps grundsätzl­ich nicht nur aus dem Play Store des Konzerns, sondern auch aus anderen Plattforme­n geladen werden. Während es im Play Store ähnlich strikte Kontrollen wie bei Apple gibt, kam über einige andere Dienste in der Vergangenh­eit bereits Schadsoftw­are auf die Geräte der Nutzer.

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FOTO: HEINL/DPA

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