Spaniens goldene Generation träumt weiter
Basketball-EM: Überragender NBA-Star Gasol führt Iberer zum Titel – Nächstes Ziel ist Olympiagold in Rio
Gegen Deutschland wäre Spanien in der Vorrunde fast ausgeschieden. Nun aber hat NBAStar Pau Gasol Spanien zum Sieg bei der Basketball-EM geführt. Jetzt fehlt ihm in seiner Sammlung nur noch Olympia-Gold.
Lille. König Felipe VI. ließ es sich nicht nehmen, Pau Gasol die Goldmedaille persönlich um den Hals zu hängen. Arm in Arm mit dem NBA-Superstar mogelte sich Spaniens Staatsoberhaupt dann sogar noch auf das Siegerfoto des neuen Basketball-Europameisters. Für die „Generación de Oro“, Spaniens goldene Generation, soll der Triumph in Lille aber nicht der letzte bleiben: Der große Traum ist Olympiagold 2016 in Rio de Janeiro.
Möglich scheint das vor allem dank Gasol. Mit seinen 35 Jahren spielte der Center der Chicago Bulls eine überragende EM und wurde ohne jeden Zweifel zum wertvollsten Spieler des Turniers (MVP) gewählt. Beim ungefährdeten Finalsieg gegen Litauen (80:63) steuerte Gasol 25 Punkte und zwölf Rebounds bei, mit durchschnittlich 25,6 Zählern wurde er Topscorer des Turniers.
„Für Spanien ist das ein ganz besonderer Erfolg, und ich liebe es immer noch, für mein Land zu spielen“, sagte Gasol nach
Pau Gasol (rechts) freut sich über den Finalsieg bei der Basketball-Europameisterschaft. Er führte die Spanier zum Titel und wurde folgerichtig zum besten Spieler des Turniers gewählt.
seinem dritten EM-Titel: „Dieses Turnier war unglaublich, wir haben hart für Gold gearbeitet. Das Team hatte immer die richtige Antwort parat, wenn wir Probleme hatten.“
So wie nach dem Spiel gegen Deutschland. In der Vorrunde in Berlin wären die Spanier gegen Dirk Nowitzki und Co. fast ausgeschieden. Weil der deut- sche Aufbauspieler Dennis Schröder seinen letzten Freiwurf kurz vor Schluss verwarf, siegte Spanien aber doch noch 77:76. Gasol nannte diesen Erfolg den „Schlüsselmoment“, anschließend gab es nur noch Siege für sein Team.
Vor allem im Halbfinale gegen EM-Favorit Frankreich (80:75) glänzte Gasol mit 40 Punkten, elf Rebounds und drei Blocks. Er machte das Aus des MitGastgebers im Alleingang perfekt und bekam dafür am Sonntagabend die Quittung. Die gekränkten Franzosen pfiffen ihn bei der Siegerehrung gnadenlos aus, im Stile eines Gentleman quittierte Gasol das vor der europäischen Rekordkulisse von 27 372 Zuschauern lächelnd.
Warme Worte gab es für den zweimaligen NBA-Champion im Anschluss jedoch von allen Seiten. „Europas Bester“urteilte die spanische Zeitung Marca, für die Chicago Tribune ist er der „immer junge All-Star“. Spaniens Nationaltrainer Sergio Scariolo meinte: „Er ist der beste Spieler in der Geschichte des europäischen Basketballs.“
Gemeinsam wollen Scariolo und Gasol nun auch 2016 in Angriff nehmen und dem „Dream Team“aus den USA das Leben bei den Olympischen Spielen schwer machen. Es gibt kaum einen Zweifel daran, dass Spanien Herausforderer Nummer eins der US-Boys ist, zumal bei der Europameisterschaft in Paus Bruder Marc Gasol (Memphis Grizzlies), Ricky Rubio (Minnesota Timberwolves), Jose Manuel Calderon (New York Knicks) und Juan Carlos Navarro (FC Barcelona) wichtige Stützen gar nicht dabei waren.
„Ich hoffe, ich kann noch viele Jahre spielen“, sagte Gasol. Die grauen Haare versucht der 2,13Meter-Hüne gar nicht zu verstecken, doch auch auf seine alten Sportler-Tage bleibt er der Anführer des Weltmeisters von 2006. „Ich habe wirklich Spaß. Es war eines meiner Ziele, nach Rio zu kommen“, sagte Gasol, der 2008 und 2012 jeweils Olympiasilber gewann: „Wenn mit meinem Körper alles okay ist, würde ich dort gerne um eine weitere Medaille spielen.“