Saarbruecker Zeitung

Spaniens goldene Generation träumt weiter

Basketball-EM: Überragend­er NBA-Star Gasol führt Iberer zum Titel – Nächstes Ziel ist Olympiagol­d in Rio

- Von sid-Mitarbeite­r Thomas Wolfer

Gegen Deutschlan­d wäre Spanien in der Vorrunde fast ausgeschie­den. Nun aber hat NBAStar Pau Gasol Spanien zum Sieg bei der Basketball-EM geführt. Jetzt fehlt ihm in seiner Sammlung nur noch Olympia-Gold.

Lille. König Felipe VI. ließ es sich nicht nehmen, Pau Gasol die Goldmedail­le persönlich um den Hals zu hängen. Arm in Arm mit dem NBA-Superstar mogelte sich Spaniens Staatsober­haupt dann sogar noch auf das Siegerfoto des neuen Basketball-Europameis­ters. Für die „Generación de Oro“, Spaniens goldene Generation, soll der Triumph in Lille aber nicht der letzte bleiben: Der große Traum ist Olympiagol­d 2016 in Rio de Janeiro.

Möglich scheint das vor allem dank Gasol. Mit seinen 35 Jahren spielte der Center der Chicago Bulls eine überragend­e EM und wurde ohne jeden Zweifel zum wertvollst­en Spieler des Turniers (MVP) gewählt. Beim ungefährde­ten Finalsieg gegen Litauen (80:63) steuerte Gasol 25 Punkte und zwölf Rebounds bei, mit durchschni­ttlich 25,6 Zählern wurde er Topscorer des Turniers.

„Für Spanien ist das ein ganz besonderer Erfolg, und ich liebe es immer noch, für mein Land zu spielen“, sagte Gasol nach

Pau Gasol (rechts) freut sich über den Finalsieg bei der Basketball-Europameis­terschaft. Er führte die Spanier zum Titel und wurde folgericht­ig zum besten Spieler des Turniers gewählt.

seinem dritten EM-Titel: „Dieses Turnier war unglaublic­h, wir haben hart für Gold gearbeitet. Das Team hatte immer die richtige Antwort parat, wenn wir Probleme hatten.“

So wie nach dem Spiel gegen Deutschlan­d. In der Vorrunde in Berlin wären die Spanier gegen Dirk Nowitzki und Co. fast ausgeschie­den. Weil der deut- sche Aufbauspie­ler Dennis Schröder seinen letzten Freiwurf kurz vor Schluss verwarf, siegte Spanien aber doch noch 77:76. Gasol nannte diesen Erfolg den „Schlüsselm­oment“, anschließe­nd gab es nur noch Siege für sein Team.

Vor allem im Halbfinale gegen EM-Favorit Frankreich (80:75) glänzte Gasol mit 40 Punkten, elf Rebounds und drei Blocks. Er machte das Aus des MitGastgeb­ers im Alleingang perfekt und bekam dafür am Sonntagabe­nd die Quittung. Die gekränkten Franzosen pfiffen ihn bei der Siegerehru­ng gnadenlos aus, im Stile eines Gentleman quittierte Gasol das vor der europäisch­en Rekordkuli­sse von 27 372 Zuschauern lächelnd.

Warme Worte gab es für den zweimalige­n NBA-Champion im Anschluss jedoch von allen Seiten. „Europas Bester“urteilte die spanische Zeitung Marca, für die Chicago Tribune ist er der „immer junge All-Star“. Spaniens Nationaltr­ainer Sergio Scariolo meinte: „Er ist der beste Spieler in der Geschichte des europäisch­en Basketball­s.“

Gemeinsam wollen Scariolo und Gasol nun auch 2016 in Angriff nehmen und dem „Dream Team“aus den USA das Leben bei den Olympische­n Spielen schwer machen. Es gibt kaum einen Zweifel daran, dass Spanien Herausford­erer Nummer eins der US-Boys ist, zumal bei der Europameis­terschaft in Paus Bruder Marc Gasol (Memphis Grizzlies), Ricky Rubio (Minnesota Timberwolv­es), Jose Manuel Calderon (New York Knicks) und Juan Carlos Navarro (FC Barcelona) wichtige Stützen gar nicht dabei waren.

„Ich hoffe, ich kann noch viele Jahre spielen“, sagte Gasol. Die grauen Haare versucht der 2,13Meter-Hüne gar nicht zu verstecken, doch auch auf seine alten Sportler-Tage bleibt er der Anführer des Weltmeiste­rs von 2006. „Ich habe wirklich Spaß. Es war eines meiner Ziele, nach Rio zu kommen“, sagte Gasol, der 2008 und 2012 jeweils Olympiasil­ber gewann: „Wenn mit meinem Körper alles okay ist, würde ich dort gerne um eine weitere Medaille spielen.“

 ?? FOTO: DUNAND/AFP ??
FOTO: DUNAND/AFP

Newspapers in German

Newspapers from Germany