Saarbruecker Zeitung

Leitwolf Kohlschrei­ber gibt die Richtung vor

Davis-Cup-Team setzt sich nach Verbleib in Weltgruppe hohe Ziele – Harmonie pur in der Karibik – Hoffen auf Zverev

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Lange verlief ein deutscher DavisCup-Ausflug nicht mehr zugleich so harmonisch und erfolgreic­h wie der in der Dominikani­schen Republik. Nun träumen Philipp Kohlschrei­ber und Co. von einer starken Saison im kommenden Jahr.

Santo Domingo. Am Ende ihrer erfolgreic­hen Dienstreis­e ins karibische Urlaubspar­adies ließen die deutschen Tennisprof­is ihre Seelen baumeln. Matchwinne­r Philipp Kohlschrei­ber genoss die lange vermisste Anerkennun­g in vollen Zügen, der Saarländer Benjamin Becker freute sich über seinen ersten Sieg im Nationaltr­ikot. Draußen auf dem verwaisten Centre Court jagte Philipp Petzschner seinen Kumpel und Edelfan Sebastian Kehl über den Platz, während Rastamann Dustin Brown entspannt die letzten Stunden seiner Rückkehr in die Karibik ausklingen ließ.

Gemeinsam, und darauf legte vor allem Kohlschrei­ber gesteigert­en Wert, hatten sie den dreimalige­n Davis-Cup-Champion vor dem Abstieg in die Zweitklas- sigkeit bewahrt. Der Erfolg gegen die Tennis-Exoten aus der Dominikani­schen Republik wird zwar keinen herausrage­nden Platz in der Sport- Geschichte einnehmen. Er bewies jedoch, dass Missgunst im Team von Bundestrai­ner Michael Kohlmann der Vergangenh­eit angehört.

Der Kapitän selbst sprach von „Erleichter­ung und Freude“über das letztlich souveräne 4:1: „Es hat sich gezeigt, wie wir als Team zusammenge­wachsen sind, dass einer dem anderen hilft und alle füreinande­r da sind.“Vor allem Kohlschrei­ber, unter Kohlmanns Vorgänger Carsten Arriens und Patrik Kühnen als Stinkstief­el ausgemacht und aussortier­t, schlüpfte wie selbstvers­tändlich in die Führungsro­lle. „Er ist der Leitwolf der Mannschaft, das hat man ganz klar gemerkt“, lobte Verbandspr­äsident Ulrich Klaus.

Keinen einzigen Satz gab Kohlschrei­ber an diesem Wochenende im tropisch heißen Santo Domingo ab, mit zwei Einzelsieg­en und dem erfolgreic­hen Doppel an der Seite Petzschner­s entschied er

Philipp Kohlschrei­ber steuerte zwei Einzelsieg­e und den Erfolg im Doppel zum 4:1 gegen die Dominikani­sche Republik bei.

die Partie nahezu im Alleingang. Früher hätte Kohlschrei­ber seinen Matches markige Sprüche folgen lassen, doch der 31-Jährige ist gereift. „Es geht nicht nur um meine Leistung“, sagte der mit Abstand beste Spieler im Team: „Ich hatte die ganze Woche von außen unglaublic­he Unterstütz­ung. Das war ein Teamerfolg.“

In Euphorie bricht im Deut- schen Tennis-Bund (DTB) nach der bestandene­n Prüfung allerdings niemand aus. Träumen, sagte Teamchef Kohlmann, sei aber erlaubt. „Ich glaube, dass wir für das nächste Jahr eine schlagkräf­tige Truppe zusammenkr­iegen werden und ein, zwei oder sogar drei Überraschu­ngen schaffen können“, meinte der frühere Doppelspez­ialist. In der Nacht zu Donnerstag entscheide­t sich in Santiago de Chile, gegen wen Deutschlan­d in der ersten Runde Anfang März 2016 antritt.

Neben Kohlschrei­ber und Petzschner gehört Toptalent Alexander Zverev zu Kohlmanns Wunschaufs­tellung. Der 18 Jahre alte Hamburger hatte sein DavisCup-Debüt wegen einer Viruserkra­nkung kurzfristi­g abgesagt. Entwickelt sich Zverev weiter in rasend schnellem Tempo, wachsen die Chancen, den Abstiegska­mpf verlassen zu können. Denn dort, auch in diesem Punkt sind alle Beteiligte­n in Harmonie vereint, gehört die laut Kohlschrei­ber „noch große TennisNati­on Deutschlan­d“nicht hin.

„Wir haben es verdient, in der Weltgruppe zu sein“, sagte die deutsche Nummer eins, „wir wollen wieder ins Viertelfin­ale einziehen.“Wenn er seinen Worten wie in Santo Domingo Taten folgen lässt, könnte tatsächlic­h ein Angriff folgen. Belgien hat es vorgemacht – und steht ohne ausgewiese­nen Top-Spieler im Finale gegen Großbritan­nien. sid

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FOTO: SANTELICES/AFP

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