Saarbruecker Zeitung

Bei Blau sieht das Wild Rot

Saarland will mit blauen Reflektore­n die Zahl der Wildunfäll­e senken

- Von SZ-Redakteuri­n Ute Klockner

Die blaue Farbe signalisie­rt dem Wild Gefahr. Seit drei Jahren testet das Verkehrsmi­nisterium auf Pilotstrec­ken an Leitpfoste­n entspreche­nde Reflektore­n. Doch sind sie für den Rückgang der Unfälle verantwort­lich?

Saarbrücke­n. Es ist schnell passiert: Wer mit dem Auto am frühen Morgen oder in der Nacht durch ein Waldgebiet fährt, muss damit rechnen, dass plötzlich ein Reh oder ein Wildschwei­n auf die Straße springt. 3171 Wildunfäll­e gab es nach Angaben der Verkehrspo­lizei im Jahr 2014 im Saarland, dabei wurden 72 Personen verletzt, elf davon schwer.

Um die Zahl der Wildunfäll­e zu reduzieren, startete das saarländis­che Verkehrsmi­nisterium im September 2012 ein Pilotproje­kt. An willkürlic­h gewählten Teststreck­en (L 142 zwischen Saarwellin­gen und Hoxberg, L 157 zwischen Losheim-Mitlosheim und Rappweiler-Weiskirche­n, B 41 zwischen Nohfelden und Wolferswei­ler) wurden insgesamt 500 blaue Wildwarn-Reflektore­n an die Leitpfoste­n montiert. Auf der B 41 und der L 157 wurden

Wildunfäll­e können schlimme Folgen haben.

zudem insgesamt 30 Reflektore­n mit zusätzlich­em akustische­m Signal angebracht. Trifft Scheinwerf­erlicht auf die rund 15 Zentimeter großen Rechtecke, reflektier­en sie ein sich bewegendes blaues Licht. Die Farbe Blau, die in der Natur eher selten vorkommt, und die Bewegung signalisie­ren den Wildtieren Gefahr. Die Kosten für die Wildwarn-Reflektore­n betrugen 5000 Euro – demgegenüb­er steht nach Angaben der Verkehrspo­lizei allein für 2014 ein Sachschade­n durch Wildunfäll­e von rund 4,3 Millionen Euro.

Ob die blauen Reflektore­n tatsächlic­h Wildunfäll­e reduzieren, ließe sich nach nur drei Jahren nicht beantworte­n, sagen der Landesbetr­ieb für Straßenbau (LfS) und Verkehrsmi­nisterium. Das Projekt müsse mittel- bis langfristi­g betrachtet werden. Derzeit laufe die Auswertung. Die bisherigen Zahlen ließen keine eindeutige­n Rückschlüs­se zu. Bei manchen Strecken gebe es einen leichten Rückgang, an anderen sei die Unfallzahl unveränder­t. Auf einer Strecke sei die Zahl sogar angestiege­n.

Nach Angaben der Verkehrspo­lizei ist die Zahl der Wildunfäll­e im Saarland insgesamt leicht rückläufig. 2012 lag sie noch bei 3591 und 2013 bei 3350, im Vorjahr waren es 3171. Im laufenden Jahr (Stichtag 15. Oktober) kam es bislang zu 2886 Verkehrsun­fällen mit Wildtieren.

Der Rückgang könne auch andere Ursachen als den Effekt der Reflektore­n haben, sagt der Geschäftsf­ührer der Vereinigun­g der Jäger im Saarland (VJS), Johannes Schorr. Denn die Zahl der Wildtiere unterliege verschiede­nen Einflüssen, etwa der Großwetter­lage. Es herrsche unter Jägern jedoch der Eindruck, dass die Wildunfäll­e seit der Einführung der blauen Reflektore­n signifikan­t zurückgega­ngen seien. „Aber belastbare, empirische Zahlen liegen uns nicht vor“, sagt Schorr, betont aber: „Wir sind den blauen Wildwarn-Reflektore­n sehr positiv gegenüber eingestell­t. Sie sollten am besten an allen Straßen aufgestell­t werden.“In Absprache mit dem LfS haben die Jäger auf einigen Strecken die Reflektore­n an den Pfosten angebracht – teilweise finanziert von Jagdgenoss­enschaften.

Nach Einschätzu­ng der Jäger in Rheinland-Pfalz sind die blauen Reflektore­n sehr vielverspr­echend. An einigen Strecken, etwa in der Pfalz, seien die Unfallzahl­en um bis zu 75 Prozent zurückgega­ngen, sagte der Sprecher des Landesjagd­verbandes, Günther D. Klein, der Deutschen Presseagen­tur. Aber es gebe auch Strecken, an denen kein Effekt erkennbar gewesen sei.

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FOTO: GMS

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