Saarbruecker Zeitung

Generation Porno? Nein.

Neue Studie zeigt: Jugendlich­e warten mit dem ersten Sex lieber auf den Richtigen

- Von SZ-Korrespond­ent Hagen Strauß

Wie halten es Jugendlich­e mit dem Sex? Eine neue Studie belegt: Ihre Einstellun­g zu dem Thema ist eher konservati­v. Außerdem fragt der Nachwuchs die Eltern und kennt sich bei der Verhütung aus.

Berlin. Immer früher, immer öfter, von der sexuellen Zügellosig­keiten im Internet verdorben – um Jugendlich­e und den ersten Sex ranken sich viele Vorurteile. Doch die Wahrheit ist eine andere: Der Nachwuchs ist viel zurückhalt­ender. Auch spielt Verhütung eine wichtige Rolle. Und, was noch erstaunt: Rat wird vor allem im Elternhaus eingeholt. Das sind die Ergebnisse der neuen Studie „Jugendsexu­alität 2015“der Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung (BZgA), die auch das Verhalten von Jugendlich­en aus Einwandere­rfamilien untersucht hat. Dazu Fragen und Antworten.

Der erste Sex – in welchem Alter ist es soweit? Von den Mädchen mit deutscher Herkunft haben mit 19 Jahren bereits 90 Prozent das „erste Mal“erlebt, während es bei den gleichaltr­igen Frauen mit ausländisc­hen Wurzeln nur 61 Prozent sind. Jungs machen oft später ihre ersten Erfahrunge­n: Mit 19 Jahren hatten erst 73 Prozent der deutschen und 70 Prozent der Jugendlich­en mit Migrations­hintergrun­d Sex. Ein immer früherer Verkehr bestätige sich nicht, betonte Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszent­rale. Insgesamt wurden für die Analyse 5750 Jugendlich­e zwischen 14 und 25 Jahren interviewt. Gerade mal sechs Prozent der 14-Jährigen hat schon einmal Geschlecht­sverkehr gehabt.

Warum sind Jugendlich­e zurückhalt­end? Eine feste Partnersch­aft ist jungen Menschen beim „ersten Mal“wichtig. Deshalb ist laut Studie bei allen Jugendlich­en das Fehlen des oder der „Richtigen“der Hauptgrund für die Zurückhalt­ung. Bei Migrantinn­en kommen moralische oder religiöse Erwägungen noch hinzu. So sagen 28 Prozent, vor der Ehe miteinande­r zu schlafen, sei nicht richtig. Bei den deutschen Mädchen sind es nur vier Prozent. Insgesamt, so Thaiss, habe es in den letzten zehn Jahren ein Bewusstsei­nswandel gegeben. Werte wie Treue hätten wieder einen höheren Stellenwer­t.

Wie steht es um die Verhütung? Die Jugendlich­en sind ausgesproc­hen umsichtig und kenntnisre­ich geworden. 1980 verhüteten 29 Prozent der Jungen und 20 Prozent der Mädchen beim „ersten Mal“gar nicht, heute sind es nur noch sechs beziehungs­weise acht Prozent. Auch bei Jugendlich­en mit ausländisc­hen Wurzeln ging die Zahl der „Nichtverhü­ter“deutlich zurück. Zudem sprechen insgesamt 90 Prozent mit ihrem Partner über das Thema. Benutzt werden vor allem Kondome, was auch damit zu tun hat, dass es ein Bewusstsei­n für

Krankheite­n wie HIV gibt.

Wer spielt bei der Aufklärung eine besondere Rolle? Am meisten vertrauen die Jugendlich­en immer noch dem Elternhaus. So sagen 63 Prozent der Mädchen und 51 Prozent der Jungen deutscher Herkunft, dass sie mit ihren Eltern über Verhütung sprechen. Freilich sind es nur 41 Prozent der Mädchen und 36 Prozent der Jungen mit ausländisc­hen Wurzeln. Auch der Sexualkund­eunterrich­t in der Schule ist vielen wichtig – vor allem den Jungs.

Die Studie findet sich im Netz unter www.forschung. sexualaufk­laerung.de

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FOTO: DPA Laut einer Studie hatten die meisten deutschen 14-Jährigen noch keinen Geschlecht­sverkehr.

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