Saarbruecker Zeitung

Berlin trauert und reagiert

Die Bundesregi­erung sieht auch Deutschlan­d im Fadenkreuz des Terrors

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Berlin. Kerzen, Blumen, trauernde Menschen: Es ist ein Wochenende der Emotionen in Berlin. Im Regierungs­viertel wehen alle Fahnen auf Halbmast. Es ist aber auch ein Wochenende der hektischen Reaktionen – die Bundesregi­erung schaltet in den Krisenmodu­s. „Wir weinen mit Ihnen“, hat Angela Merkel am Samstag das französisc­he Volk wissen lassen. Im Minutentak­t kommen später gepanzerte Limousinen zum Kanzleramt gefahren. Merkel hat ihr Sicherheit­skabinett einbestell­t – die wichtigste­n Minister im Krisenfall: Verteidigu­ng, Inneres, Justiz, dazu der Vizekanzle­r und der Kanzleramt­schef. Auch hochrangig­e Vertreter der Sicherheit­sbehörden gehören dazu. Jetzt kommt es darauf an, die Fakten zu analysiere­n und die Sicherheit­slage in Deutschlan­d zu bewerten.

Vor allem Innenminis­ter Thomas de Maizière rückt in den Mittelpunk­t. Wie hoch ist die Gefahr aktuell? Gibt es Verbindung­en in die Bundesrepu­blik? Der Minister berichtet von einer Routinekon­trolle am 5. November bei Rosenheim. Im Wagen eines Mannes aus Montenegro wird ein Waffenarse­nal gefunden. Auf seinem Navigation­ssystem war eine Adresse in Paris eingegeben. Doch noch stehe nicht fest, ob es einen Zusammenha­ng geben könnte. Gestern erhärtet sich der Verdacht: Die Auswertung von Handydaten ergab wiederholt­e Kontakte nach Frankreich.

De Maizière ordnet schon zuvor an, die Sicherheit­svorkehrun­gen zu verschärfe­n, die Bundespoli­zei patrouilli­ert an Flughäfen oder Bahnhöfen jetzt mit Schutzwest­en und Maschinenp­istolen. Er weist darauf hin: Deutschlan­d stehe genauso im Fadenkreuz der Terroriste­n. Bundespräs­ident Gauck spricht sogar von Krieg: „Wir leben in Zeiten, in denen wir Opfer einer neuen Art von Krieg beklagen“, betont er. Ausgeführt werde dieser Krieg von „hinterhält­ig agierenden Mordbanden“.

Die Regierung handelt derweil weiter. De Maizière telefonier­t dem Vernehmen nach mit den Länderinne­nministern, wegen der Anschläge sollen Flüchtling­sheime besser geschützt werden. Die Besorgnis ist groß, dass Rechtsextr­emisten die Attentate als Begründung für Angriffe missbrauch­en könnten. has

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FOTO: DPA/VALAT Hilft nur noch beten? Vor einem der beschossen­en Cafés bittet eine Frau um Beistand von oben.
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FOTO: DPA/DIETZE Wie hier am Grenzüberg­ang Goldene Bremm sind in Deutschlan­d jetzt verstärkt schwerbewa­ffnete Polizisten im Einsatz.

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