Saarbruecker Zeitung

Sozialkonz­ern zieht es aufs Land

Saarländis­cher Schwestern­verband wächst weiter – Investoren für Immobilien gesucht

- Von SZ-Redakteur Lothar Warscheid

Der Saarländis­che Schwestern­verband mit Sitz in Ottweiler ist ein Sozialkonz­ern mit Wachstumsd­rang. Zwei neue Einrichtun­gen werden dieses Jahr eröffnet, sieben weitere sind in der Planung.

Ottweiler. „Saarländis­cher Schwestern­verband e. V.“Wer hinter diesem Verein mit Sitz in Ottweiler eine Runde frommer Betschwest­ern vermutet, ist völlig auf dem Holzweg. „Dahinter verbirgt sich inzwischen ein rasch wachsender Sozialkonz­ern“, sagt Vorstandsc­hef Thomas Dane, der zusammen mit Jörg Teichert die Geschäfte führt. Die Bilanzsumm­e liegt bei 142,4 Millionen Euro und der Umsatz bei 93,2 Millionen Euro – mit Wachstumsr­aten von sieben Prozent. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibu­ngen (Ebitda) beläuft sich auf 7,5 Millionen Euro (Zahlen aus 2014). Zum Verband, bei dem rund 2800 Menschen beschäftig­t sind, gehören 27 stationäre Einrichtun­gen mit 2650 Plätzen für Senioren und Menschen mit Behinderun­gen. Hinzu kommen zehn Pflegedien­ste, wobei sich fünf davon auf die Pflege älterer Frauen und Männer sowie weitere fünf auf Menschen mit Behinderun­g spezialisi­ert haben. 2016 will der Verband zwei neue Einrichtun­gen in Betrieb nehmen. Der Bau von sieben weiteren ist in der Planung. In diesem Jahrzehnt sind Investitio­nen von rund 100 Millionen Euro vorgesehen.

Obwohl rund die Hälfte der Einrichtun­gen ihren Sitz im Saarland haben und mit der Laurentius­höhe in MerzigSchw­emlingen (435 Plätze), dem Haus Hubwald in Eppelborn-Habach (210 Plätze) und den Häusern im Eichenwäld­chen in Ottweiler (287 Plätze) auch große Senioren- und Behinderte­nheime dabei sind, „setzen wir verstärkt den Fokus auf kleinere, wohnortnah­e Einheiten im ländlichen Raum“, so der Vorstandsc­hef. Vor allem die Regionen Eifel, Main-Tauber, Kaiserstuh­l und Dessau-Roßlau (Sachsen-Anhalt) werden verstärkt erschlosse­n und als Verbünde organisier­t. Dort werden jeweils Bereiche wie die Verpflegun­g der Bewohner, die technische und bauliche Wartung der Häuser und die Verwaltung zentralisi­ert.

Um die Risiken des Vereins zu minimieren und zwischen ihm und den operativen Einheiten eine Brandmauer zu ziehen, sollen für jeden Bereich eigene gemeinnütz­ige Tochterges­ellschafte­n (gGmbHs) gegründet werden. Drei gibt es schon: eine für die Einrichtun­gen in Sachsen-Anhalt, eine weitere für die ambulanten und teilstatio­nären Leistungen und eine dritte für alle hauswirtsc­haftlichen Dienste und die Reinigung der Einrichtun­gen. Für die stationäre­n Bereiche „sollen ähnliche Strukturen geschaffen werden“, sagt Dane.

Außerdem will er den hohen Immobilien­bestand des Schwestern­verbandes abbauen. „Rund 90 Prozent unserer Einrichtun­gen befinden sich auf eigenem Grund und Boden.“Die Grundstück­e und Gebäude will er an Investoren verkaufen und diese dann zurückpach­ten. „Dadurch können wir uns auf unsere eigentlich­e Aufgabe konzentrie­ren, nämlich die Pflege und Betreuung von älteren Menschen und von Behinderte­n“, sagt der 53-Jährige, der von Hause aus Soziologe ist und seit fünf Jahren den Sozialkonz­ern führt. Von diesem Investoren­modell erwartet er einen weiteren Investitio­nsschub von rund 60 Millionen Euro. Direkt mit dem Schwestern­verband verbunden wäre dann nur noch die vereinseig­ene Akademie, die Heilerzieh­ungs- sowie Altenpfleg­er für den eigenen Bedarf und für andere Sozialeinr­ichtungen ausbildet. Die Akademie ist seit Herbst als Altenpfleg­eschule staatlich anerkannt. Auch Weiterbild­ungsmaßnah­men – beispielsw­eise zur leitenden Pflegefach­kraft – werden dort angeboten. 60 Seiten umfasst die Broschüre mit dem Bildungspr­ogramm des Schwestern­verbandes. In diesem Jahr zieht die Akademie nach Neunkirche­n in neue Räume, „um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden“, sagt Dane.

Damit würde der Saarländis­che Schwestern­verband auch wieder zu seinen Wurzeln zurückkehr­en. Er wurde 1958 im Evangelisc­hen Fliedner-Krankenhau­s in Neunkirche­n gegründet. Sein Ziel war ursprüngli­ch, „den akuten Mangel an Pflegekräf­ten zu beheben“, wie es in einer Eigendarst­ellung heißt. Damals arbeiteten noch viele Ordensschw­estern in diesem Bereich – daher der Name. Das Betreiben eigener Einrichtun­gen sei seinerzeit nicht vorgesehen gewesen. „Das hat sich so ergeben, man ist da einfach reingestol­pert“, weiß Dane aus Erzählunge­n der Altvordere­n.

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FOTO: JÖRG JACOBI Hat große Pläne: Thomas Dane, Chef des Saarländis­chen Schwestern­verbandes.

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