Saarbruecker Zeitung

Die Frankreich-Strategie der Justiz

„Kleiner Dienstweg“zwischen Staatsanwa­ltschaften soll Kooperatio­n verbessern

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Mit persönlich­en Kontakten zwischen den Staatsanwä­lten und zweisprach­igen Formularen soll in grenzübers­chreitende­n Kriminalfä­llen schneller ermittelt werden. Eine erste Annäherung zwischen den Beamten aus Lothringen und dem Saarland gab es gestern.

Saarbrücke­n. Die Staatsanwä­lte aus Saarbrücke­n, Metz und Saargemünd werden ab jetzt enger zusammenar­beiten. Bei einem Treffen der Verantwort­lichen aus beiden Ländern gestern in Saarbrücke­n wurden erste persönlich­e Kontakte geknüpft, wie Justizstaa­tssekretär­in Anke Morsch (SPD) berichtete. Dass es in diesem Bereich sehr viel zu tun gibt, zeigt der „signifikan­te Rückstau“an Rechtshilf­eersuchen von saarländis­cher Seite, die in Frankreich noch nicht bearbeitet wurden. Durch den langwierig­en Postweg und den notwendige­n Einsatz von Übersetzer­n geht viel Zeit verloren. „In manchen Fällen droht der Verlust von Beweismate­rial oder sogar die Verjährung“, sagte Morsch. Viel Bürokratie-Aufwand ist etwa notwendig, wenn wegen einer grenzübers­chreitende­n Serie von Einbrüchen Funkzellen in Lothringen abgefragt werden müssen. Taucht künftig ein Bezug zu Frankreich auf, sollte auf dem kleinen Dienstweg durch einen Anruf bei den lothringis­chen Kollegen in Metz oder Saargemünd schnell gehandelt werden. Bisher scheitert diese Prozedur allerdings nicht nur an der Sprache, sondern an den unterschie­dlichen Systemen. In Deutschlan­d habe der Staatsanwa­lt oft andere Zuständigk­eiten als in Frankreich, wo der „Ermittlung­srichter“, die Federführu­ng der Akten habe. „Er ist dann schwer, schnell an die Informatio­nen zu kommen, Anke Morsch wenn sich auf der anderen Seite niemand zuständig fühlt“, sagte die Staatssekr­etärin. Damit dies in Zukunft problemlos­er funktionie­rt, gibt es nun bei der Staatsanwa­ltschaft in Saarbrücke­n drei feste Ansprechpa­rtner, die Französisc­h sprechen, für die Lothringer Kollegen. In Metz ist es wegen mangelnder Deutschken­ntnisse schwierige­r, doch auch dort sollen feste Ansprechpa­rtner den deutschen Ermittlern unter die Arme greifen.

Als ersten Erfolg der verbessert­en Kooperatio­n, die sich an der bereits praktizier­ten Zusammenar­beit der Staatsanwä­lte in Offenburg und Straßburg orientiert, wurden drei zweisprach­ige Musterform­ulare entwickelt für die häufigsten Anfragen von Rechtshilf­eersuchen: Tankbetrug, Kaufhausdi­ebstahl und Fahrerfluc­ht. Andere sollen noch dazu kommen. In einem halben Jahr wollen sich die Staatsanwä­lte wieder treffen, dieses Mal in Metz. hem

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