Saarbruecker Zeitung

Modernes Sportler-Casting

Drei Saarbrücke­r Ruderer kämpfen um einen Platz im Leichtgewi­chts-Vierer

- Von SZ-Redakteur Kai Klankert

Der deutsche Leichtgewi­chtsVierer muss sich noch für die Olympische­n Spiele in Rio qualifizie­ren. Noch steht die Besetzung nicht fest – aber drei Ruderer aus Saarbrücke­n rechnen sich Chancen aus.

Saarbrücke­n. Natürlich haben sie alle Rio im Kopf, die Teilnahme an den Olympische­n Spielen. Aber zum Start in das Olympia-Jahr 2016 ist das große Saisonziel irgendwie noch ganz weit weg. Vielmehr hetzen die Brüder Jost und Matthias Schömann-Finck sowie Tobias Franzmann vom Ruderverei­n Saarbrücke­n von Maßnahme zu Maßnahme. Alles, um die Bundestrai­ner von sich zu überzeugen. Alles, um einen der vier Startplätz­e im Leichtgewi­chts-Vierer zu ergattern. In einem Boot, das noch gar nicht für Rio qualifizie­rt ist.

Aktuell sind die drei Ruderer in Hamburg, wo Franzmann auch studiert, und trainieren mit sechs anderen Kollegen. Dass sich alle zentralisi­ert an einem Ort zusammenfi­nden, ist neu – und eine Reaktion des Deutschen Ruderverba­ndes (DRV) auf die Negativ-Entwicklun­g des Bootes in den vergangene­n Jahren. Praktisch seit dem WM-Titel des reinen Saarbrücke­r Leichtgewi­chtsVierer­s mit den Brüder-Paaren Schömann-Finck sowie Martin und Jochen Kühner im Jahr 2009 ging es bergab.

In der Vergangenh­eit war es so, dass in der nationalen Ausscheidu­ng feste Kombinatio­nen gegeneinan­der angetreten waren oder dass alle Kandidaten auf Zweier ohne Steuermann verteilt wurden – und die beiden besten Zweier am Ende dann den deutschen Leichtgewi­chts-Vierer bildeten. „Diese Zweier-Spielchen gibt es nicht mehr“, sagt Matthias Schömann-Finck: „Jetzt kämpft jeder für sich. Die Trainer testen verschiede­ne Varianten, bei denen man überzeugen muss, egal mit wem man im Boot sitzt.“Deswegen sind alle gemeinsam in Hamburg. „Wir sollen als Gruppe zusammenwa­chsen“, sagt Schömann-Finck. Ein modernes Sportler-Casting. Nur ohne Fernsehkam­eras.

Am kommenden Freitag endet der Trainingsb­lock in Hamburg, am 4. Februar bricht die Gruppe der neun Kandidaten dann ins Trainingsl­ager nach Portugal auf. Dort schlägt für die Brüder Schömann-Finck und für Franzmann die Stunde der Wahrheit, denn im An- schluss wird der deutsche Vierer benannt. „Wer da nicht dabei ist, hat kaum mehr eine Chance“, sagt Matthias Schömann-Finck: „Die ersten werden dann wohl auch schon komplett raus sein.“

Die Wunsch-Besetzung der Bundestrai­ner wird, wenn nichts Unvorherge­sehenes passiert, von 15. bis 17. April beim Weltcup in Varese/Italien und von 6. bis 8. Mai bei den HeimEuropa­meistersch­aften in Brandenbur­g an der Havel an den Start gehen. „Und wenn es funktionie­rt, dürfen diese Vier dann auch nach Luzern“, sagt Schömann-Finck. Dort fällt dann die Entscheidu­ng: Samba in Rio oder Couchen vor dem heimischen Fernseher?

Bei der Olympische­n Qualifikat­ions-Regatta von 27. bis 29. Mai treten alle Boote gegeneinan­der an, die noch keinen Platz haben im Olympische­n Wettkampf. Nur die ersten Zwei kommen durch. Die drei Ruderer des RV Saarbrücke­n wollen in Luzern dabei sein. Am liebsten gemeinsam. Und im besten Fall mit Lars Wichert aus Hamburg. Dass diese vier funktionie­ren, haben sie im November 2015 bei ihrem Sieg bei der Kaderlangs­trecke in Dortmund bewiesen. Doch in jedem Training, bei jeder Maßnahme werden die Karten neu gemischt. Das war nach dem letzten Trainingsl­ager Anfang Dezember in Sevilla so, als die ersten drei Ruderer aus der ursprüngli­chen Zwölfer-Gruppe gestrichen wurden. Das wird auch nach dem Trainingsl­ager im Februar in Portugal so sein.

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