Saarbruecker Zeitung

Saar-Staatssekr­etär räumt in Korruption­s-Skandal Fehler ein

Korruption­s-Skandal: Schaden bislang bei 310 000 Euro – Ermittler prüfen weitere Auftragsve­rgaben

- mju

Saarbrücke­n. Im Korruption­s-Skandal beim Landesamt für Zentrale Dienste (LZD), das dem Finanzmini­sterium unterstell­t ist, hat Staatssekr­etär Axel Spies (CDU) gestern eingeräumt, dass interne Kontrollme­chanismen nicht funktionie­rt haben. Vorgeschri­ebene Routineprü­fungen haben demnach nicht stattgefun­den. Vor dem Finanzauss­chuss des Landtages offenbarte Spies zudem, dass ein Erlass des Ministeriu­ms, der 2012 auf Anregung des Rechnungsh­ofes erging, in dem Landesamt nicht umgesetzt wurde. Zu diesem Ergebnis kamen interne Untersuchu­ngen. Die erkannten Schwachste­llen bei der Umsetzung der Kontrollme­chanismen seien jetzt beseitigt.

Staatssekr­etär Axel Spies (CDU) hat im Korruption­s-Skandal beim Landesamt für Zentrale Dienste Versäumnis­se eingeräumt. Angeordnet­e Prüfungen bei Auftragsve­rgaben haben demnach nicht stattgefun­den.

Saarbrücke­n. Der Korruption­sSkandal beim Landesamt für Zentrale Dienste (LZD) zieht weitere Kreise. Wie berichtet, ist ein inhaftiert­er Sachbearbe­iter wegen Bestechlic­hkeit in 64 schweren Fällen angeklagt. Er soll von einer Firma, der er Aufträge erteilte, in fünf Jahren 227 602 Euro Schmiergel­d kassiert haben. Nach Informatio­nen der SZ prüfen Ermittler derzeit akribisch alle von dem 53-Jährigen seit 2008 ( bis 2011 sind die Fälle strafrecht­lich verjährt) vergebenen Aufträge. Ein Beamter kommentier­te dies mit dem Hinweis: „Die kriminalis­tische Erfahrung sagt, wer sich von einem hat schmieren lassen, hat auch von anderen kassiert.“Auf Anfrage stellte das Finanzmini­sterium unserer Zeitung zwar eine Liste der in den vergangene­n Jahren vergebenen Aufträge an Firmen zur Verfügung, weigerte sich aber, die Vertragspa­rtner des jetzt gefeuerten Betriebswi­rtes zu benennen. Finanzstaa­tssekretär Axel Spies (CDU), in dessen Zuständigk­eitsbereic­h das LZD fällt, musste gestern im Finanzauss­chuss des Landtags über den durch Zufall aufgefloge­nen Korruption­sfall berichten. Der dem Land durch die Machenscha­ften des Sachbearbe­iters entstanden­e Schaden wird intern auf mindestens 310 000 Euro beziffert. Regress-Ansprüche gegen den gekündigte­n Mitarbeite­r und die betroffene Firma werden geprüft.

Fazit des Staatssekr­etärs: Die für das Landesamt geltenden Kontrollme­chanismen seien „ausreichen­d und angemessen“und gingen über die in anderen Bundesländ­ern geltenden Regelungen hinaus. Gleichzeit­ig musste Spies aber „Schwachste­llen bei der Umsetzung dieser Kontrollme­chanismen“einräumen. Dies sei jetzt korrigiert. Die Untersuchu­ngen deuteten darauf hin, dass der „beschuldig­te Mitarbeite­r mit erhebliche­r kriminelle­r Energie“vorgegange­n sei. Erleichter­ten ihm dies Kontrollde­fizite?

So räumte Spies vor den Parlamenta­riern ein, dass vorgeschri­ebene Prüfungen von Aufträgen, die im so genannten Bestellsch­einverfahr­en ( bis 5000 Euro) von Sachbearbe­itern erteilt werden, nicht routinemäß­ig erfolgten. Zudem wurde ein ministerie­ller Erlass aus dem Jahr 2012 nicht umgesetzt. Dieser schreibt vor, dass Aufträge eines Sachbearbe­iters von dessen Vorgesetzt­en mitgezeich­net werden. Genau dies hatte der Rechnungsh­of gefordert.

Heinz Bierbaum (Linke), Vorsitzend­er des Ausschusse­s, meinte: „Die Kontrollme­chanismen haben versagt. Es gab auch keine stichprobe­nartige Prüfung.“Es stelle sich die Frage der politische­n Verantwort­ung. Der Ausschuss lege das Thema auf Wiedervorl­age.

Klaus Kessler (Grüne) erklärte: Ob es bei dem bislang ge- nannten Schaden bleibe, sei sehr fraglich. Er befürchte, dass es zu weiteren Unregelmäß­igkeiten gekommen sei: „Angesichts der Tatsache dass das Controllin­g über einen Zeitraum von mindestens sieben Jahren nicht funktionie­rt hat,“lege diese Befürchtun­g nahe.

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Axel Spies
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Axel Spies

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