Saarbruecker Zeitung

Prüfer werfen Mettlachs Ex-Bürgermeis­ter Pflichtver­letzung vor

Keine Konsequenz­en für Ex-Bürgermeis­ter in Mettlacher Immobilien-Skandal

- Bericht wop/mst

Mettlach/Saarbrücke­n. In der Affäre um das Flüchtling­sheim in Saarhölzba­ch hat der inzwischen zurückgetr­etene Mettlacher Bürgermeis­ter Carsten Wiemann (SPD) Pflichten verletzt. Zu diesem Schluss kommen die Prüfer der Kommunalau­fsicht, die den Kauf und die Anmietung des Gebäudes durch die Gemeinde untersucht­en. So werfen die Prüfer Wiemann unter anderem vor, gegen das Mitwirkung­sverbot verstoßen und die Loyalitäts­pflicht verletzt zu haben. Nach seinem Rücktritt könne dies aber nicht mehr disziplina­risch geahndet werden. Wiemann hätte ein Disziplina­rverfahren gedroht. Zudem bemängelte­n die Prüfer, dass die Miete von 5000 Euro zu hoch sei. Auch sei nie geprüft worden, ob die Gemeinde das Gebäude nicht hätte selbst erwerben sollen.

Die Kommunalau­fsicht hat gestern in einem Prüfberich­t um den Immobilien-Skandal in Mettlach-Saarhölzba­ch dem zurückgetr­eten Bürgermeis­ter Carsten Wiemann (SPD) Verfahrens­fehler attestiert.

Mettlach/Saarbrücke­n. Rechtlich hat das Ergebnis, zu dem die Kommunalau­fsicht gekommen ist, für Mettlachs Ex-Bürgermeis­ter Carsten Wiemann keine Konsequenz­en mehr. Der SPD-Politiker hatte wegen der Immobilien­affäre um die Flüchtling­sunterkunf­t „Auf Kappelt“in Saarhölzba­ch am 3. Februar seinen Rücktritt erklärt. Gestern wurde nun der Bericht der Kommunalau­fsicht im Innenaussc­huss des Landtages vorgestell­t. Dem ehemaligen Mettlacher Verwaltung­schef wurden Verfahrens­fehler vorgeworfe­n. Konkret kritisiert wurde, dass Wiemann vor der Unterzeich­nung des Mietvertra­ges mit der Gesellscha­ft Grüner Kreis Immobilien (GKI) nicht noch einmal den Ausschuss informiert hatte. Dieses Gremium hatte Wiemann Mitte Oktober mit einem Mietvertag befasst, das der Vorbesitze­r des ehemaligen Hotel/ Restaurant­s der Gemeinde zur Unterbring­ung der Flüchtling­e unterbreit­et hatte.

Da Wiemann den Ausschuss nicht in den Mietvertra­g mit der GKI eingebunde­n habe, sei das Verhältnis zum Rat beschädigt, heißt es. Die Folge wäre ein Disziplina­rverfahren gewe- sen, das jedoch durch Wiemanns Rücktritt hinfällig geworden sei. Den Vorvertrag, den der Ex-Rathausche­f mit der GKI am 12. November 2015 unterschri­eben hatte, nannten die Prüfer „möglicherw­eise nichtig“. Grund: Wiemann habe mit einer Firma verhandelt, in der seine Ehefrau Gesellscha­fterin der Firma war. Gerügt wurde auch, dass nie über den Kauf des Gebäudes durch die Gemeinde nachgedach­t worden sei.

Weiter stellten die Prüfer fest, dass bei der Unterzeich­nung des Mietvertra­ges durch den Beigeordne­ten Bernhard Schneider (CDU) das Dienstsieg­el fehlte. „Die Beantwortu­ng der Frage, ob der Mietvertra­g der Gemeinde mit der GKI unter diesem Gesichtspu­nkt als rechtswirk­sam anzusehen ist, ist zivilrecht­licher Natur“– also keine Sache für die Kommunalau­fsicht. Kein Interessen­widerstrei­t sehen die Prüfer im Handeln von Markus Rausch, dem Gründer der GKI und damaligen Fraktionsc­hef der SPD. Sie sehen keine „unmittelba­ren Vor- und Nachteile“.

Die Grünen-Fraktion im Landtag sieht weiterhin noch viele Fragen offen. Welche Rolle habe die Sparkasse Merzig- Wadern bei dem Immobilien­geschäft gespielt, will der stellvertr­etende Fraktionsc­hef Klaus Kessler wissen. „Weshalb ist ‚Auf Kappelt’ für 210 000 Euro – also weit unter Verkehrswe­rt versteiger­t worden?“, fragte Kessler. Zwar sei die Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht eingeschal­tet, um mögliche Ungereimth­eiten bei diesem Immobilien­geschäft zu prüfen. Für die Grünen sei es aber „unerlässli­ch, dass in dieser Frage auch das saarländis­che Wirtschaft­sministeri­um als Aufsichtsb­ehörde der Sparkassen im Saarland tätig wird“.

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Carsten Wiemann
 ?? FOTO: KREWER ?? Dieses ehemalige Hotel, in dem Flüchtling­e untergebra­cht sind, steht im Zentrum des Immobilien­Skandals in Mettlach, der zum Rücktritt des Bürgermeis­ters Wiemann führte.
FOTO: KREWER Dieses ehemalige Hotel, in dem Flüchtling­e untergebra­cht sind, steht im Zentrum des Immobilien­Skandals in Mettlach, der zum Rücktritt des Bürgermeis­ters Wiemann führte.

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