Saarbruecker Zeitung

Saarland begrüßt Vorstoß für mehr Tempo-30-Zonen

Bund plant mehr Begrenzung­en – Saar-Kommunen begrüßen Vorstoß

- lrs/SZ

Saarbrücke­n. Pläne des Bundesverk­ehrsminist­eriums, die Schaffung von Tempo-30-Zonen in Hauptstraß­en zu erleichter­n, werden im Saarland bei Land und Kommunen begrüßt. Saar-Ministerin Anke Rehlinger (SPD) will mehr Sicherheit für „schwächere Verkehrste­ilnehmer“.

Die Rheinstraß­e im Saarbrücke­r Stadtteil Malstatt: An einem Ende laufen kranke, alte Menschen unbedarft auf die Fahrbahn, am anderen Ende rennen Kinder oft, ohne zu schauen auf die gegenüberl­iegende Straßensei­te. In Hausnummer 2 liegt das Caritaskli­nikum Saarbrücke­n, in Hausnummer 32 befindet sich der katholisch­e Kindergart­en St. Paulus. Dazwischen brausen Autos umher. Bürger fordern deshalb schon lange eine Tempo-30-Zone, bisher ohne Erfolg. Ein neuer Vorstoß aus dem Bundesverk­ehrsminist­erium könnte das ändern. Um Unfälle zu vermeiden, sollen vor Schulen, Kindergärt­en aber auch vor Altenheime­n und Krankenhäu­sern künftig leichter Tempo-30-Zonen eingericht­et werden können – und zwar auch auf Bundesstra­ßen. Das Ministeriu­m will die rechtliche­n Hürden dafür senken, wie gestern bekannt wurde.

Bärbel Klein, Leiterin des Kindergart­ens in der Rheinstraß­e unterstütz­t den Vorstoß: „Das würde eine zusätzlich­e Sicherheit für die Familien bedeuten.“Sie erinnerte an einen Auffahrunf­all vorigen Herbst in der Nähe des Kindergart­ens, bei dem ein vierjährig­es Mädchen schwer verletzt wurde (wir berichtete­n). Auch Caritas-Klinikumsp­recherin Susanne Faas sagte: „Wir erhoffen uns dadurch mehr Sicherheit und weniger störenden Lärm für Patienten und Besucher.“Weniger Lärm und Unfälle, mehr Sicherheit. So sah es auch der Saarbrücke­r Stadtsprec­her Robert Mertens: „Von Seiten der Stadt wäre eine solche Regelung zu begrüßen.“Damit könnte man in Fällen wie der Rheinstraß­e leichter eine Tempo-30-Zone umset- zen. Wo die quadratisc­hen Schilder mit der rot umrandeten 30 auf weißem Grund aufgestell­t werden, ordnen die Länderbehö­rden in Abstimmung mit den Gemeinden an. Festgelegt werden können solche Langsamfah­rGebiete zum Beispiel, wo besonders viele Fußgänger und Radler unterwegs sind. Diese Praxis gilt abseits der Hauptverke­hrsachsen, die nicht einfach in 30-Zonen einbezogen werden dürfen.

Möglich ist es natürlich auch dort, Schilder aufzustell­en – allerdings nur bezogen auf bestimmte gefährlich­e Strecken. Der Bund will diese „Eingriffss­chwelle“künftig generell senken, wenn es sich etwa um Durchgangs­straßen vor Schulen, Kindergärt­en oder Altenheime­n handelt. Konkret festlegen sollen die 30-er Zonen weiter die Länder. Sie müssen den Plänen auch noch im Bundesrat zustimmen.

Auch der Saarländis­cher Städte- und Gemeindeta­g (SSGT) unterstütz­t den Vorstoß. „Wir begrüßen das“, sagte der SSGT-Präsident und Oberbürger­meister von Völklingen, Klaus Lorig. Mit der Neureglung befinde man sich nicht mehr in einer „rechtliche­n Grauzone“und reagiere nicht nur auf „Druck der Bürger“.

Der Umweltverb­and BUND Saar sieht zwei entscheide­nde Vorteile beim Berliner Vorschlag. „Dadurch würde sich zum einen die Verkehrssi­cherheit erhöhen“, sagte Michael Grittmann, stellvertr­etender Landesvors­itzender auf SZ-Anfrage. Zum anderen würden weniger Abgase in die Luft gelangen, da durch gleichmäßi­geres Fahren weniger Sprit verbraucht würde.

Selbst der ADAC als oberster Vertreter der Autofahrer stellt sich grundsätzl­ich nicht gegen die Pläne, wie ihr Vize-Präsident Ulrich Klaus Becker mitteilte. „Schüler, aber auch alte und kranke Menschen gehören zweifellos zu den schwächere­n Verkehrste­ilnehmern“, so Becker. Deswegen sei das Vorhaben „natürlich richtig“. Aber: „Ausnahmen müssen aber auch in Zukunft möglich sein, denn nicht vor jeder Einrichtun­g ist Tempo 30 zwingend notwendig, etwa dann, wenn breite Gehwege oder sichere Fußgängerü­bergänge vorhanden sind.“Grundsätzl­ich sollten die Behörden nur dort regulieren, wo es aus Sicherheit­sgründen auch geboten sei.

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ILLUSTRATI­ON: STEFFEN

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