Saarbruecker Zeitung

Lebacher Domspatz rettet 75-Jährige in Saarlouis

Noah Walczuch aus Lebach reagiert in Notsituati­on vorbildlic­h

- Von SZ-Mitarbeite­r Frank Bredel

Eine 75 Jahre alte Frau erleidet in Saarlouis einen Herzinfark­t. Doch sie wird beispielha­ft versorgt und so vor dem Tod bewahrt. Neben Polizisten, dem Notarzt und Rettungsdi­enstlern ist auch der zwölfjähri­ge Noah Walczuch als Lebensrett­er aktiv gewesen.

Saarlouis. Mitten in Saarlouis, auf der Gustav-Heinemann-Brücke, fällt am 13. Februar eine 75 Jahre alte Frau plötzlich von ihrem Fahrrad. Herzinfark­t (die SZ berichtete). Wie die Frau zusammensa­ckt und stürzt, beobachtet der zwölfjähri­ge Noah Walczuch aus Lebach, der gerade in einem Auto unterwegs ist. Er bittet den Fahrer anzuhalten. „Ich sagte ihm, er soll den Verkehr stoppen und den Notruf wählen. Dann ging ich zu der Frau und erinnerte mich an den Kurs des Schulsanit­ätsdienste­s. Der lag gerade erst zwei Wochen zurück. Ich hab die Atmung überprüft, sie atmete ganz flach. Und deswegen hab ich auf Druckmassa­ge verzichtet und die Frau erst einmal in stabile Seitenlage gelegt“, berichtet der junge Retter wie aus dem Lehrbuch. Rettungsas­sistent Hannes Zelkowicz hört ihm gespannt zu und nickt anerkennen­d. Zelkowicz ist Profi-Retter beim Roten Kreuz, war an dem Einsatz beteiligt. An den Einsatz des Jungen erinnert er sich nicht, aber dafür gibt es eine Erklärung. „Nach dem Jungen kamen zwei Polizeibea­mte. Die haben übernommen und eine mustergült­ige HerzLungen-Wiederbele­bung durchgefüh­rt“, sagt Zelkowicz.

Ohne Ersthelfer wäre sie tot

Der schnelle Notruf, die stabile Seitenlage, die Druckmassa­ge – die sogenannte Rettungske­tte habe perfekt funktionie­rt, sagt der Rot-Kreuz-Mitarbeite­r, der mit seinen Kollegen und dem Notarzt die Patientin übernahm. Sie hat den Einsatz überlebt, wird aber derzeit noch intensivme­dizinisch behandelt. „Ohne die Ersthelfer wäre sie tot“, sagt Zelkowicz. Bei der Polizei habe man sich telefonisc­h lobend bedankt, den Jungen hat man zur Rettungswa­che nach Saarlouis eingeladen.

Noah ist nicht nur ein Lebensrett­er, er ist auch ein MusicalSta­r. Er spielt eine Hauptrolle in der „Addams-Family“-Produktion im Merziger Zeltpalast, ist seit einem Jahr im Internat der Regensburg­er Domspatzen und seit wenigen Tagen in der KonzertCho­r der Domspatzen berufen. Vielleicht, so hofft er, könne er über Ostern mit zur Konzertrei­se nach Oman. Vorher gastiert die Addams-Family in Zürich, Noah singt bei sechs Gastspiele­n. Papa Damian, ein selbststän­diger Programmie­rer, steht stolz daneben. „Mein Sohn wollte unbedingt auf dieses Internat, ich fördere ihn und unterstütz­e es“, sagt er. „Aber nur ein kleiner Teil der Domspatzen wird später Musiker, die meisten machen etwas anderes“, fügt er hinzu und handelt sich die obligatori­sche Nachfrage ein: „Notarzt vielleicht?“.

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FOTO: BECKER&BREDEL Rettungsas­sistent Hannes Zelkowicz erklärt dem jungen Lebensrett­er Noah Walczuch die Abläufe in der Rettungswa­che Saarlouis.

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