Saarbruecker Zeitung

WM-Helden trainieren in der Amateurkla­sse

Augenthale­r wird wohl Trainer bei Bezirkslig­ist Donaustauf – Was machen die WM-Helden von 1990 heute?

- Von Teresa Tropf und Manuel Schwarz (dpa)

Klaus Augenthale­r soll einen Siebtligis­ten trainieren. Der 58-Jährige wäre nicht der einzige Weltmeiste­r von 1990 im Amateur-Fußball.

Heute soll bei einer Pressekonf­erenz des Bezirkslig­isten SV Donaustauf (Oberpfalz) Klaus Augenthale­r als Trainer vorgestell­t werden. Der 58-Jährige wäre nicht der einzige Weltmeiste­r von 1990 tief unten im deutschen Amateur-Fußball.

München/Donaustauf. 25 Jahre nach ihrem Triumph in Rom sind die deutschen Weltmeiste­r von 1990 dem Fußball weitgehend erhalten geblieben – im ganz großen Rampenlich­t stehen aber nur die wenigsten. Einige Helden von einst verdingen sich sogar ganz weit unten im Amateur-Fußball. Thomas Häßler etwa wird im Sommer in der 8. Liga in Berlin anheuern.

In der Oberpfalz ist Klaus Augenthale­r aktuell das große Thema: Der frühere Abwehrspie­ler und Bundesliga-Trainer soll jetzt den Siebtligis­ten SV Donaustauf betreuen. Medienberi­chte kommentier­te der Verein nicht, sondern verwies auf eine Pressekonf­erenz heute um 15 Uhr. Für den inzwischen 58jährigen Augenthale­r wäre der Job ein kurioser Wiedereins­tieg nach etlichen Monaten der erfolglose­n Vereinssuc­he. Augenthale­r trainierte zuletzt 2010/11 den damaligen Drittligis­ten SpVgg. Unterhachi­ng. Davor hatte der 27-malige Nationalsp­ieler, der 1990 Weltmeiste­r wurde, die Bundesligi­sten 1. FC Nürnberg, Bayer Leverkusen und VfL Wolfsburg betreut.

Was aber ist eigentlich aus den anderen WM-Helden von 1990 geworden? Ein Überblick über die deutschen Profis, die im Finale gegen Argentinie­n (1:0) zum Einsatz kamen:

Bodo Illgner (heute 48 Jahre

alt): Die unumstritt­ene Nummer eins bei der WM feierte 1997 und 2001 mit Real Madrid die spanische Meistersch­aft, dazwischen wurde Illgner Champions-League- und Weltpokal-Sieger. Nach der Karriere wurde er Autor, heute lebt er in Florida und ist TV-Experte.

Thomas Berthold (51): Der Verteidige­r war bis 2005 Manager bei Fortuna Düsseldorf und ist mittlerwei­le TV-Experte. Bei der WM 2010 glänzte er als Experte im südafrikan­ischen Fernsehen. Bei der Frauen-EM in Schweden 2013 kommentier­te er Spiele für Eurosport.

Stefan Reuter (49): Der beim Finale in Rom eingewechs­elte Rechtsvert­eidiger war lange Manager beim TSV 1860 München. Seit 2012 lenkt er die Geschicke beim FC Augsburg und erlebt in der Europa League gegen Liverpool aktuell einen weiteren Höhepunkt. Sein Vertrag läuft noch bis 2020. Guido Buchwald (55): Zwei Jahre nach dem WM- Gewinn sicherte Buchwald dem VfB Stuttgart die Meistersch­aft. Nach einem Intermezzo in Japan stieg er mit dem KSC ab. Als Trainer verschlug es ihn noch mal nach Japan. Als Trainer in Japan bei den Urawa Red Diamonds erfolgreic­h, in Deutschlan­d bei Alemannia Aachen nach nur vier Monaten entlassen. Danach Interims-Trainer bei den Stuttgarte­r Kickers. Inzwischen ist er VfB-Scout für Asien. Jürgen Kohler (50): Als Spieler gewann der „Kokser“mit dem FC Bayern, Borussia Dortmund und Juventus Turin sämtliche Titel – die Trainerkar­riere verlief dagegen weniger erfolgreic­h. Mittlerwei­le betreut er den pfälzische­n Oberligist­en SC Hauenstein.

Andreas Brehme (55): Er schoss Deutschlan­d im Finale mit seinem verwandelt­en Elfmeter zum Titel. Acht Jahre nach dem Triumph beendete er seine aktive Karriere als Sensations- Meister mit Aufsteiger 1. FC Kaiserslau­tern, den er auch später von 2000 bis 2002 auch noch trainierte. Wie für Augenthale­r endete seine Karriere als Trainer (vorerst) in Unterhachi­ng. 2005 und 2006 arbeitete er noch als Co-Trainer von Giovanni Trapattoni beim VfB Stuttgart. 2014 machte er mit Geldnöten Schlagzeil­en.

Thomas Häßler (49): „Icke“Häßler war Techniktra­iner beim 1. FC Köln und Assistent der nigerianis­chen Auswahl. Nebenbei gründete er ein Musik-Label. Nach einem unglücklic­hen Engagement bei Padideh Maschad (Iran) wird er im Sommer Trainer in der 8. Liga in Berlin.

Lothar Matthäus (54): Die Kapitän der WM-Mannschaft von 1990 war Nationaltr­ainer in Ungarn und Bulgarien. Inzwischen ist der frühere Libero schon seit Langem vereinslos, machte zuletzt mehr mit seinen Freundinne­n Schlagzeil­en als mit dem Sport. Als TV-Experte aber weiterhin meinungsst­ark und streitbar.

Pierre Littbarski (55): Litti war ab 1995 als Trainer im In- und Ausland unterwegs. Erst in Japan, später auch in Liechtenst­ein und Iran. In Australien wurde er 2006 Meister mit dem Sydney FC. In Deutschlan­d hatte er dagegen nur mäßig Erfolg: 2001 bis 2002 bei Zweitligis­ten MSV Duisburg, 2011 fünf Spiele Interimsco­ach beim VfL Wolfsburg. Heute dort Chef-Scout.

Jürgen Klinsmann (51): Der Architekt des Sommermärc­hens kündigte nach der WM 2006 den Bundestrai­ner-Job. Zwischenze­itlich trainierte er relativ erfolglos den FC Bayern. Als Nationaltr­ainer der USA steht er aber wie nur wenige andere nach wie vor im Rampenlich­t.

Rudi Völler (55): Sehr erfolgreic­h im Geschäft: Königsklas­sen-Sieger 1993 mit Olympique Marseille, als DFB-Teamchef 2002 zudem Vize-Weltmeiste­r. Nach einem kurzen Intermezzo als Trainer des AS Rom übernahm er Anfang 2005 den Posten des Sportdirek­tors bei Bayer Leverkusen.

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FOTOS: DPA Zurück auf der Bank: Fünf Jahre war Klaus Augenthale­r raus aus dem Geschäft. Nun startet er offenbar beim Siebtligis­ten SV Donaustauf einen Neubeginn.
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Auch die WM-Helden Andreas Brehme (links) und Thomas Häßler versuchten sich als Trainer. Der Erfolg blieb überschaub­ar.
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Guido Buchwald sucht in Asien Talente für den VfB Stuttgart.

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