Ich bin ein Leuchtturm
SZ-Redakteur Fabian Bosse haut auf die Pauke wie der Stadtrat.
Endlich hat sie es drauf, unsere Stadt. Wir sind pleite, wir verschleißen unsere Dezernenten, wir fahren lieber teuer Auto als billig Rad. Wir haben riesen Schlag- und Haushaltslöcher. Aber noch ne größere Klappe. Ja, wir sind die Größten im Land. Wir sind das wirtschaftliche, das kulturelle und urbane Zentrum. Wir wachsen, haben mehr Arbeitsplätze, mehr Tourismus und Gewerbesteuereinnahmen als andere im Land. Wir sind Motor, Aushängeschild und Impulsgeber. Und wir sind konkurrenzlos. Jaaa. Wir sind das Oberzentrum, das das Land befähigt, mit anderen Regionen überhaupt in Konkurrenz zu treten. Das hat der Stadtrat jetzt beschlossen und will deshalb mehr Kohle vom Land.
Ich finde das stark und an so viel Selbstbewusstsein sollten wir uns alle ein Beispiel nehmen. Auch bei mir ist nun Schluss mit bescheiden. Ich finde, Männer wie ich, brauchen auch eine „bessere Finanzausstattung“. Ich bin 1,94 Meter groß, mein Sohn ist knapp einen Meter, meine Frau nur knapp nen halben Meter größer als er. Ich bin ein Gigant also. Auch im Büro kommt keiner auf meine Größe, meine Jugendlichkeit und meine Fähigkeit, mit Sukkulenten umzugehen. Ich bin ein Leuchtturm. Ein Brillenträger und von struktureller Bedeutung. Es wird also Zeit, dass ich meine Krone nicht mehr selbst polieren muss. Boss, ich brauch mehr Geld!