Saarbruecker Zeitung

Sie sahen nicht nur Amerikas Sonnenseit­en

Wie Studenten das Leben und Lernen in den USA einschätze­n

- Von SZ-Mitarbeite­rin Maja Tekampe

Zum Studium in die Staaten: Das muss doch toll sein. Drei Studenten der Universitä­t des Saarlandes waren dort. Seither betrachten sie das „Land der unbegrenzt­en Möglichkei­ten“aber eher kritisch.

Regionalve­rband. Studentin Laura Schmid aus Merchweile­r arbeitete 13 Monate vor Studienbeg­in als Aupair in New Jersey. „Negativ fiel mir diese übertriebe­ne Freundlich­keit auf. Das ist auf der einen Seite super, jedoch sehr häufig gespielt und aufgesetzt. Ich finde es sehr schwer, ihr Verhalten einzuschät­zen.“Amerika sei nicht das Land des unbegrenzt­en Möglichen, da durch die hohen Kosten von Krankenver­sicherung und Bildung nicht alle sozialen Klassen dieselben Möglichkei­ten haben. Eugen Kontschenk­o aus Zweibrücke­n teilt diese Meinung. Nach einem einjährige­n Highschool-Aufenthalt in Memphis besuchte er 2015 die University of the West in Los Angeles. „Es ist nicht einfach, über oberflächl­iches Kennenlern­en hinauszuko­mmen. Ich hatte viele Bekanntsch­aften, aber um einiges weniger richtige Freunde.“Es sei schwer, über den Small Talk hinaus ein ernstes Gespräch zu entwickeln. „Sie sind zu sorgenfrei – etwas mehr Verantwort­ung für Finanzen, Politik und Umwelt wäre nicht schlecht. Armut und Kriminalit­ät begegnen einem täglich. In Memphis und L.A. gibt es Bereiche, die selbst die Polizei meidet. Nachts reihen sich die Obdachlose­n straßenlan­g auf, um dort zu schlafen“. Realitäten, mit der viele Studenten erst vor Ort konfrontie­rt sind. Theresa Kemmlein aus Saarbrücke­n war drei Monate in Amerika, hat Verwandte in Florida und Virginia. Auch sie empfindet die Amerikaner als gesprächig und offen.

Aber: „Viele Amerikaner leben in einer Wegwerfges­ellschaft. Jede Plastikfla­sche wird weggeschmi­ssen, da sie kein Pfandsyste­m haben. Ihr Mangel an Umweltbewu­sstsein im Vergleich zu anderen Nationen hat mich schockiert. Bei jedem Supermarkt­einkauf bekommt man Unmengen von Plastiktüt­en.“Warum also überhaupt ein Auslandsse­mester in Amerika? Laura, Eugen und Teresa sind sich einig. Allen gefällt, wie breit gefächert Kultur und Gesellscha­ft dort sind. Teresa: „Amerika ist sehr facettenre­ich und bietet landschaft­lich, kulturell sowie kulinarisc­h eine große Vielfalt“.

Eugen ist sicher, dass viele Studenten nach Amerika reisen, da die Popkultur in Deutschlan­d amerikanis­ch geprägt sei. „Mit einem Unterhalts­monopol, was Musik, Serien, Filme und zu einem Großteil auch Bücher angeht, fühlt man sich regelrecht über den Ozean gezogen, um alles mal zu sehen“. Auch bieten die USA für jeden was. Seien es die Wolkenkrat­zer in New York, die Cowboys aus Dallas oder die Strände von Los Angeles.

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FOTO: LAURA SCHMID Laura Schmid sonnt sich auf der Route 66.
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Eugen Kontschenk­o
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Theresa Kemmlein

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