Ein sarkastischer Zeitgenosse
US-Musiker Howe Gelb kommt nach Saarbrücken - Bekannt durch die Band Giant Sand
Das Konzert von Howe Gelb am Sonntag in der Sparte 4 ist längst ausverkauft. Zum Trost für alle Fans, die keine Karte mehr bekommen, stellt sich der Meister hier einem etwas anderen Interview. Gelb ist ein Mann mit speziellem Humor und ein sarkastischer Zeitgenosse, wie SZ-Mitarbeiter Kai Florian Becker feststellen musste.
Die Liste mit den von Ihnen veröffentlichten Soloalben plus die von Giant Sand und all jene, an denen sie sonst noch beteiligt waren, ist immens lang. Wie lange brauchen Sie in der Regel vor einem Konzert oder einer Tournee, Ihre Setlist niederzuschreiben? Verändern Sie diese von Abend zu Abend? Howe Gelb: Wissen Sie denn, was genau eine „Setlist“ist? Ich habe keine reelle Vorstellung davon. Tut mir leid.
Können Sie sich an all die von Ihnen veröffentlichten Songs erinnern? Gibt es darunter auch solche, die Sie heute nicht mehr in dieser Form oder gar nicht mehr veröffentlichen würden? Howe Gelb: Songs werden ganz unsportlich wie unerschrockene Vagabunden veröffentlicht. Diese abtrünnigen Bastarde, die sie sind, tendieren dann dazu, dem Komfort der Nähe zu entfliehen, uns zum Narren zu halten und nie vorab ihre Abwesenheit mit uns abzustimmen. Stattdessen offenbaren sie eine Hinterlist, sich eine Zukunft ohne uns, die wir ihnen ganz freundschaftlich Verdienst und Gewicht mitgaben, vorzustellen. Ich schätze, Sie müssen einen Song nach dem anderen schreiben bei all den Alben, die Sie fortwährend veröffentlichen. Fallen Ihnen ständig neue Songs ein? Howe Gelb: Der Tag ist eine Aneinanderreihung von Songs, die wir durch alberne Konversationen, obligatorische Mahlzeiten und die lächerliche Lust auf Fernsehen unterbrechen.
Würden Sie sich als erfolgreichen Künstler bezeichnen? Wenn ja: Wie messen Sie diesen Erfolg? Was macht für Sie ein Album zu einem erfolgreichen Album? Howe Gelb: Erfolg ist eine Reihe von Vermutungen, die surreale, rituell gebändigte Suspensionen zu sein scheinen – wenn wir Glück haben...
Stehen Sie noch mit Ihren ehemaligen Mitstreitern John Con- vertino und Joey Burns, die heute mit Calexico sehr erfolgreich sind, in Kontakt? Howe Gelb: Traurigerweise haben sie keine Lust mehr auf interessante Vorstöße mit mysteriösen Ergebnissen und lieber den Weg eingeschlagen, auf Nummer sicher zu gehen und eingetunkten Kuchen zu genießen.
Wie kam es dazu, dass Sie 2013 an „Invisible Empire//Crescent Moon“, dem von der Kritik gelobten Album der schottischen Singer-Songwriterin KT Tunstall, mitgewirkt hatten? Howe Gelb: Gegenfrage: Warum ist noch niemand vor mir auf diese Idee gekommen?
Das Konzert ist Sonntag, 21. Februar, 19.30 Uhr, Sparte 4.
howegelb. com