Saarbruecker Zeitung

Tag und Nacht für die große Liebe

Hamburger Handball-Ikone Schwalb will dem HSV wieder auf die Beine helfen

- Von Christoph Stukenbroc­k und Peer Lasse Korff (sid)

Martin Schwalb steht vor einer Rückkehr zu seiner tief gefallenen Liebe HSV Hamburg. Der frühere Meistertra­iner will den Neuanfang des Handballve­reins in der 3. Liga tatkräftig unterstütz­en.

Hamburg. Martin Schwalb kämpft um seine große Liebe. Anderthalb Jahre war der frühere Meistertra­iner von der Bildfläche verschwund­en, sogar einen Herzinfark­t steckte er weg, nun steht er plötzlich vor seiner Rückkehr. Schwalb will den tief gefallenen HSV Hamburg bei der Rückkehr in den Profi-Handball unterstütz­en – und den Neustart in der 3. Liga forcieren.

Schwalbs Rolle noch unklar „Ich arbeite Tag und Nacht daran, dass es mit dem neuen HSV weitergeht“, sagt Schwalb. Über zukünftige Aufgaben beim bevorstehe­nden Neubeginn im Sommer sei zwar noch nicht gesprochen worden. Doch obwohl er einen Wiedereins­tieg als Präsident oder Trainer ausschließ­t, dürfte auf die Vereins-Ikone eine entscheide­nde Rolle zukommen. Der Klub braucht für den Wiederaufb­au in den Niederunge­n des Amateur-Sports einen Mann wie Schwalb, der allein mit seinem Namen und seinen Kontakten Türen bei Sponsoren und potenziell­en neuen Spielern öffnet. „Wir kämpfen wie die Löwen“, sagt Schwalb: „Wir wollen wieder nach oben. Auf dem Weg wollen wir die Leute mitnehmen und begeistern. Es muss nachhaltig sein.“

Martin Schwalb prägte den Handball in Hamburg wie kaum ein Zweiter. 18 Monate nach einem Herzinfark­t will der 52-Jährige jetzt dem angeschlag­enen Verein wieder mit auf die Beine helfen.

Über den Inhalt seines neuen Engagement­s will der frühere Nationalsp­ieler noch nichts Konkretes sagen. Seine Aussage, er sei im Tagesgesch­äft „gut aufgehoben“, lässt jedoch auf eine hochrangig­e Aufgabe im Management schließen. Für Schwalb ist der HSV nach der Insolvenz der Betriebsge­sellschaft und dem Rückzug der Profi-Abteilung aus der Bundesliga noch immer eine Herzensang­elegenheit. „Klar ist: Mir geht’s nicht darum, der reichste Mensch der Welt zu werden – dann wäre ich längst weg“, sagt Schwalb. „Ich werde den HSV nie im Stich lassen.“

Keiner prägte den HSV seit dem Bundesliga-Einzug 2002 so wie der 52-Jährige. Schwalb arbeitete mit einer kurzen Unterbrech­ung von 2005 bis 2014 neun Jahre für den HSV. Unter ihm gewann der Klub 2011 die deutsche Meistersch­aft und 2013 die Champions League und stieg zu den ganz großen Playern des Geschäfts auf.

Doch Schwalb, der in der Saison 2011/12 zwischenze­itlich auch als Präsident des Vereins tätig war, erlebte nach Jahren des Erfolgs auch die Schattense­iten des Trainerdas­eins. Sportliche­r Misserfolg, Führungs-Krise, Finanz-Chaos: Vor allem das Ende seiner Amtszeit an der Elbe war von Negativ-Schlagzeil­en geprägt. Im Sommer 2014 wurde Schwalb schließlic­h entlassen, kurz darauf erlitt er einen Herzinfark­t. Was folgte, war eine monatelang­e gerichtlic­he Auseinande­rsetzung wegen seiner Kündigung.

Nun, 18 Monate und eine Insolvenz später, ist Schwalb plötzlich wieder da und sprüht vor Tatendrang. Zuletzt half Schwalb, eine Finanzlück­e von 200 000 Euro zu schließen. Seine Ansprache bei Sponsoren kommt an. „Hamburg hat ein großes Herz für Handball“, sagt er, „keine Tür geht zu. Jeder findet es toll, dass wir es retten wollen.“

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FOTO: DPA

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