Saarbruecker Zeitung

Zwischen steril, fluffig und brodelnd

Die elektronis­chen Sound-Flüsse von Porches und Saroos bleiben etwas hinter den Möglichkei­ten der Bands zurück

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Edi Nulz „An der vulgären Kante“(Unit Records/Harmonia Mundi): Auf dem Klapp-Cover posieren die Drei als Tiefseetau­cher und man weiß ja, im Jazz hat so etwas immer eine Bedeutung. Erklärungs­versuche: Siegmar Brecher (Bass-Klarinette), Julian Adam Pajzs (Bariton- und Tenor-Gitarre) und Valentin Schuster (Schlagzeug) begeben sich mutig ins Ungewisse, sie experiment­ieren mit Nähe und Distanz, wirbeln beim Gründeln Staub auf und rechnen mit Überraschu­ngen. Was ihnen selbst ziemlich cool vorkommt. Doch sind es nicht die Fotos, die unserem „inneren“Auge diese Bilder zu spielen, es sind die Hörproben, welche von einem Experten zuletzt trefflich als „räudiger Kammerpunk­jazz“identifizi­ert wurden.

= grandios = hervorrage­nd = stark = solide = diskutabel = dürftig Qualitätsm­anagement“( Innerlich Elvis/Soulfood) ist schwerlich in ein Genre zu einzuordne­n. Ein paar Beispiele: Der Song „Hard Knocks“(mit Gastrapper Trip) verbindet balladeske­n Rock mit Hip-Hop, „Martin“beginnt romantisch-melancholi­sch, mutiert jedoch gegen Ende zum Emorock- Die Songs des ersten PorchesAlb­ums für das Domino-Label heißen wohl nicht zufällig „Underwater“, „Mood“, „Hour“oder „Security“– entspreche­n diese Titel doch tatsächlic­h dem Wesen von „Pool“( ) (aha: auch der Album-Name passt), sprich: dem spürbaren Streben nach einem sanften Sound-Fluss und fluffiger Körperlosi­gkeit. Was hier leider in er- schreckend steriler Melancholi­e und konturenlo­ser Monotonie mündet. Da kann es noch so hübsch fiepen, klackern, blubbern und leiern, können die Stimmen noch so verheißung­svoll hauchen, flehen und die Verfremdun­g geschickt werden, darf das Mäntelchen noch so modern sein, es nutzt nichts. Das Werk sei vom brodelnden Manhatten stimuliert be- hauptet PorchesMas­termind Aaron Maine. Indes: für diese eigentlich verlockend­e Vorstellun­g fehlt die Fantasie.

Auch auf dem neuen Album von Saroos darf es vor allem elektronis­ch klickern und kleckern, aber eben auch schieben und bremsen, verwirbeln, vorsichtig tasten, aber auch mal spannungsg­eladen köcheln und vor allem melodisier­en!. „Tardis“ ( Alien Transistor/Indigo) sei die Abkürzung für „Time And Relative Dimension in Space“. Das klingt augenzwink­ernd und passt ja durchaus zu einem aus dem The Notwist/Driftmachi­ne-Umfeld rekrutiert­en Trio. Eine Affinität zu atmosphäri­schen, repetitive­n Instrument­alKlängen freilich muss der Mensch für den Genuss schon mitbringen. alh

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