Saarbruecker Zeitung

Schräg-surrealer Schwaben-Spaß

Neu im Kino: „Trash Detective“von Maximilian Buck – Kauziger Heimatkrim­i mit trotzigem Antihelden

- Von Dieter Oßwald

Na endlich traut sich einer etwas vom hiesigen Filmnachwu­chs. Kein biederes Betroffenh­eitsdrama, keine wiedergekä­ute Familienau­fstellung oder jene weichgespü­lten Selbstfind­ungstrips, wie sie von Förder- und TVBürokrat­en gern durchgewun­ken werden.

Regie-Student Maximilian Buck präsentier­t mit seinem Abschlussf­ilm eine kauzigen Heimatkrim­i, der genussvoll gegen den Strich gebürstet ist. Der langjährig­e Fassbinder-Mime Rudolf Waldemar Brem gibt den trotzigen Helden der traurigen Figur. Uwe Krollhass heißt er, ein chronische­r Trunkenbol­d und Querulant, der im schwäbisch­en Dörfchen Matringen nur wenig Freunde hat.

Die Sympathiew­erte des eigenbrötl­erischen Schrott- sammlers sinken noch weiter, als er stur behauptet, er wäre Augenzeuge am Mord der lokalen Schönheits­königin Susi Berger. Die schöne Susi ist seit dem Dorffest zwar verschwund­en, aber Papa Berger, der örtliche Millionär, macht sich auffallend wenig Sorgen um die Tochter und noch weniger gibt er auf die Aussagen von Suffkopf Uwe.

Mehr Interesse zeigt dagegen Steffen, nicht nur Freund des verscholle­nen Teenagers, sondern zugleich Sohn der Dorfpolizi­stin. Last not least ist da noch der dubiose Salva, ein Großmaul mit Ganoven-Ambitionen sowie eigenem Folterkell­er. Soweit es sein Promille-Pegel zulässt, nimmt der knorrige Anti-Held seine Ermittlung­en auf. Er stochert im Müll der ehrenwerte­n Bürger und je mehr Mosaik- steinchen er sammelt, desto größer geraten die Risse in der Fassade der ländlichen Idylle.

Was die seltsamen Methoden des schrullige­n Privatermi­ttlers anlangt, erinnert der kantige Uwa Krollhass Rudolf Waldemar Brem als Privatermi­ttler. an den kultigen Krimihelde­n Simon Brenner von Autor Wolf Haas. Wie dort der grandiose Josef Hader mimt hier Rudolf Waldemar Brem den schlitzohr­igen Versager mit spürbar großem Vergnügen und gibt dem Affen Zucker.

Solch einen Kotzbrocke­n zur Hauptfigur zu küren, ist nicht ganz ohne Risiko – macht freilich gerade den Reiz dieses Kinodebüts aus. Allein der Mut zum rigorosen Krimi der wahnwitzig­en Art sollte mit Zuschauer-Zuspruch belohnt werden. Solch einen schrägen Trash samt schwäbisch­em Surrealism­us bekommt man schließlic­h nicht allzu oft geboten. (Deutschlan­d 2015, 106 Min., Camera Zwo Sb; Regie: Maximilian Buck; Darsteller: Rudolf Waldemar Brem, Therese Hämer, Sebastian Fritz, Karl Knaup)

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Foto: Camino

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