Saarbruecker Zeitung

Ab Sonntag wird auf stur geschaltet

Der SPD droht ein Desaster, der Großen Koalition Streit

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Die Konkurrenz von Grünen und Linken wird der SPD auch am Sonntag schwer zu schaffen machen. Angesichts dieser Ausgangsla­ge denken sich viele Genossen: Augen zu und durch.

Berlin. Der SPD droht am Sonntag ein Desaster. In Sachsen-Anhalt winkt ihr Platz vier hinter CDU, Linken und, besonders beschämend, den Rechtspopu­listen von der AfD. Ähnlich in Baden-Württember­g, wo Grüne und CDU das Rennen bestreiten und die Sozialdemo­kraten sich mit den Rechts-Alternativ­en um Rang Drei prügeln müssen. Nicht einmal die Rolle als Juniorpart­ner in der Regierung ist den Genossen in diesen beiden Ländern sicher.

Es zeigt sich: Wenn es nicht mehr um das Ministerpr­äsidentena­mt geht, wird die SPD schnell durchgerei­cht. In Sachsen und Thüringen ist das schon lange der Fall, auch in Bayern. RheinlandP­falz bestätigt diese These andersheru­m. Weil dort Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer um ihr Amt kämpft, kann sie noch einmal mobilisier­en. Dass sie das schafft, hofft auch die Parteispit­ze, denn dann mildert sich der Zorn der Basis. Aber wehe, es reicht nicht.

Es gibt lokale Erklärunge­n, etwa die Personalsc­hwäche der Südwest-SPD. Aber sie können die Gesamttend­enz nicht begründen. Seit Jahren liegt die Partei bundesweit bei 23 Prozent und das, ob- wohl sie doch mit Mindestloh­n und Frührente die treibende Kraft in der Großen Koalition war. Ein Grund ist, dass die SPD mit zwei Konkurrent­en im linken Lager zu kämpfen hat, Grünen und Linken. Dadurch sinkt die Wahrschein­lichkeit, dass sie in einem Land noch stärkste Partei werden kann. Außerdem sitzt die SPD mit ihrem Kurs zwischen allen Stühlen. Sie hält in der Flüchtling­sfrage in Treue fest zu Angela Merkel – was aber auch Teile ihrer eigenen Wählerscha­ft nach rechts abwandern lässt. Sozial-, außen- und wirtschaft­spolitisch wiederum ist sie zu rechts, um im Reservoir von Linken und Grünen fischen zu können.

Parteichef Sigmar Gabriel hat quasi in letzter Minute versucht, sich an beiden Punkten zu befreien. Er wiederholt neuerdings wie ein Mantra, dass sich die Flüchtling­szahl schnell verringern muss. Und er fordert ein umfassende­s Sozialprog­ramm auch für die deutsche Bevölkerun­g.

Niemand weiß im Moment Rat. Trotzdem ist unwahrsche­inlich, dass sich der Unmut im Falle eines Desasters ersatzweis­e an Gabriel entladen wird. Der wurde beim letzten Parteitag schon abgestraft. Zudem hat er vorsorglic­h bereits erklärt, die drei Landtagswa­hlen seien für ihn keinerlei Grund, das Amt des Parteichef­s niederzule­gen. Es seien eben nur Landtagswa­hlen. Die Rechten in der Partei sehen das ähnlich. Und die Linken können keine Alternativ­e aufbieten. So wird wohl der Koalitions­partner als Frustablei­ter herhalten müssen, vor allem die CSU. Aus dem Lager der Parteilink­en ist schon zu hören, dass man in der Großen Koalition nun viel härter auftreten will. Neue Asyl-Verschärfu­ngen will man nicht mehr mitmachen. Und sollten die Forderunge­n für ein Sozialpake­t nicht erfüllt werden, will man zur Not den Bundeshaus­halt platzen lassen. Starke Worte. Die Konsequenz eines geplatzten Haushalts aber sind Neuwahlen. Ausgerechn­et jetzt? Das wird sich mancher Sozialdemo­krat dann doch überlegen und den Wahlsonnta­g lieber runterschl­ucken. kol

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FOTO: ROESSLER/DPA Malu Dreyer und SPD-Chef Sigmar Gabriel stehen Seite an Seite im Wahlkampf.

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