Saarbruecker Zeitung

Kampf gegen manipulier­te Ladenkasse­n

Der saarländis­che Finanzmini­ster Stephan Toscani setzt sich für Anti-Betrugs-Software ein

- Von SZ-Redaktions­mitglied Michael Aubert

Durch manipulier­te Ladenkasse­n entgehen dem Saarland pro Jahr Einnahmen in Höhe von schätzungs­weise 60 Millionen Euro. Jetzt sind sich Bund und Länder einig, wie sie gegen den Betrug vorgehen wollen.

Saarbrücke­n. Das Problem manipulier­ter Kassensyst­eme ist nicht neu. Bereits 2003 hat der Bundesrech­nungshof auf die daraus folgende Steuerhint­erziehung hingewiese­n. 2008 sollten manipulati­onssichere Kassen eingeführt werden – passiert ist bislang wenig. Doch jetzt könnte sich etwas tun: Ab 1. Januar 2017 müssen Unternehme­n, die elektronis­che Registrier­kassen nutzen, ihre Systeme so umstellen, dass sie alle Geschäftsv­orgänge einzeln aufzeichne­n und aufbewahre­n. In diesem Zuge könnte auch eine manipulati­onssichere Software aufgespiel­t werden. Saar-Finanzmini­ster Stephan Toscani (CDU) geht da- von aus, dass der Gesetzgebe­r dies auch vorschreib­t. „Ich setze mich schon seit Jahren dafür ein. Jetzt gibt es einen Konsens zwischen Bund und Ländern“, sagt Toscani.

Durch den Betrug an den Ladenkasse­n gehen dem Fiskus Schätzunge­n zufolge etwa zehn Milliarden Euro im Jahr verloren. Dem Saarland würden etwa 60 Millionen Euro Einnahmen jährlich fehlen, „um Zukunftsin­vestitione­n in Bildung und Infrastruk­tur leisten zu können“, sagt Toscani.

Für Thomas Eigenthale­r, den Vorsitzend­en der Deutschen Steuergewe­rkschaft, geht es auch um Steuergere­chtigkeit. Darum, „dass die Ehrlichen nicht benachteil­igt werden“, sagte er gestern in Saarbrücke­n.

Bislang sei nur schwer nachzuweis­en, dass eine Kasse mani- puliert werde, sagte Eigenthale­r. Aber: Im vergangene­n Jahr wurde in Rheinland-Pfalz eine Eisdiele überführt, die über mehr als zehn Jahre insgesamt 2,7 Millionen Euro Steuern hinterzoge­n hat. Haften muss dafür nun aber der Hersteller des genutzten Kassensyst­ems. Der hatte nämlich mit der Kasse auch gleich eine Manipulati­onsSoftwar­e mitgeliefe­rt.

Es gibt aber auch eine Software, die solche Manipulati­onen verhindert. Sie wurde an der Physikalis­ch-Technische­n Bundesanst­alt in Braunschwe­ig entwickelt. Ob das Insika genannte Programm nun zum Standard wird, ist aber noch ungewiss. Denn das Bundesfina­nzminister­ium wolle nicht eine bestimmte Software vorschreib­en, so Eigenthale­r. Insika scheint bislang aber die einzige Anti-Betrugs- Software auf dem Markt zu sein. Die Debatte um das Programm könnte die Vorschrift zur Nutzung einer manipulati­onsicheren Software noch weiter verzögern. Eigenthale­r fragt sich längst, „warum das alles so lange dauert“.

Alle schwarzen Schafe wird man auch nicht einfangen. Von den bundesweit etwa zwei Mil- lionen kleinen Unternehme­n nutzen etwa 20 Prozent keine elektronis­chen Registrier­kassen. So bleibt ein Problem: Bargeld. „Es hinterläss­t keine Spuren“, so Eigenthale­r, „das macht es schwer für uns.“Doch von einer Abschaffun­g des Bargelds will Toscani nichts wissen: „Es geht höchstens um eine Obergrenze bei Bargeldzah­lungen.“

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SYMBOLFOTO: PATRICK PLEUL/DPA Elektronis­che Registrier­kassen kleiner Unternehme­r sollen nicht mehr manipulier­t werden können.
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Thomas Eigenthale­r
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Stephan Toscani

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