Saarbruecker Zeitung

„Der Weg vom Prototyp zum Produkt ist noch recht weit.“

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Der Kunde hat aber nur die Möglichkei­t, anzunehmen und damit den Zugriff auf seine Inhalte zu akzeptiere­n – oder auf den Dienst zu verzichten. Eine dritte Option könnte der Nutzer nun erhalten, wenn die Idee von Oliver Schranz Wirklichke­it wird, die er auf der diesjährig­en Cebit präsentier­t. Schranz ist wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r beim Computerfo­rschungsin­stitut Cispa der SaarUniver­sität, das auf Sicherheit­sfragen spezialisi­ert ist. Auf diesem Weg ist die Idee zur Entwicklun­g einer App entstanden, die den Informatio­nsfluss auf dem Android-System unter Kontrolle bringen soll. Sie funktionie­rt als eine Art umgekehrte Firewall, die über- Oliver Schranz, Saar-Universitä­t wacht, welche Daten vom PC ins Internet gelangen können. „Wenn Dateien ein Gerät verlassen haben, hat man auch als Entwickler keinerlei Kontrolle mehr darüber. Deswegen kommt es darauf an, die Daten am unkontroll­ierten Abfluss zu hindern“, erläutert Schranz. Sensible Informatio­nen des Nutzers werden von seinem Programm markiert. Greift nun eine andere App auf diese Inhalte zu und versucht, sie nach außen zu schleusen, schlägt das System Alarm. Der Nutzer erhält einen Warnhinwei­s und kann dann entscheide­n, ob er sie freigeben will. Neugierige Konzerne und Datendiebe haben keine Chance mehr.

Die Technik zu diesem System ist schon ausgereift. Schranz wird sie auf der Cebit einem Fachpublik­um präsentier­en. Die Rückmeldun­g der Experten wird wichtig sein, auch hinsichtli­ch der Frage, ob sich die Idee zur Marktreife bringen lassen könnte. „Der Weg vom Prototyp zum Produkt ist noch weit“, sagt Schranz. „Da kommen dann noch ganz andere Faktoren ins Spiel. Beispielsw­eise müsste man sich um die Entwicklun­g eines benutzerfr­eundlichen Designs kümmern.“Einen Namen gibt es aber bereits: „Artist – als Anspielung auf ART, die neue Android Technologi­e, die wir verwenden.“

Problemati­sch sei eventuell, dass Google sich weigern könnte, das Produkt in seinem Play Store anzubieten. Die Anwendung greife tief in die Systeme der anderen Apps ein. Damit ließe sich auch Schaden anrichten. Falls Google nicht mitspielt, müsse man auf andere Vetriebswe­ge ausweichen, so Schranz. Die App könnte jedenfalls ein wichtiger Schritt sein, den Verbrauche­r wieder zum Herrn seiner Daten zu machen.

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