Alles für die Wellness!
Es gibt Dinge, die sind erschreckend gesund. SZ-Mitarbeiterin Ruth Rousselange ist begeistert.
Das haben wir also einem Pastor zu verdanken, die LehmbadWellness. Emanuel Felke hieß er und bestand darauf, dass ein ausgiebiges Bad in schlammigem Lehm die Blutzirkulation steigere, die Gefäße trainiere und das Hautbild verbessere. Außerdem entgifte man durch Versenkung im Lehm den Organismus, könne Krampfadernleiden mindern, falls man eins habe und sich wahrscheinlich noch vielmehr Gutes tun. Ob dieser Pastor mal versucht hat Lehmputz an mehr oder weniger buckeligen Wänden anzubringen, ist mir unbekannt. Allerdings kann ich seinen Therapie-Thesen vorbehaltlos zustimmen. Schon beim Anrühren des noch in Pulverform und in 25-Kilo-Säcken befindlichen Lehms mit mehreren Litern Wasser wird die Blutzirkulation merklich gesteigert und spürbar sämtliche im Körper befindliche Gefäße und Gelenke trainiert. Auch das Hautbild er- fährt eine Änderung. Es überzieht sich mit einer matten Schicht. Lehm, aus Säcken geschüttet, staubt ganz gewaltig. Das kraftzehrende Verfahren macht zwar die Wangen rosig, irritiert aber leider die Lunge. Gut, dass man den Lehm dann erstmal im Wasser sumpfen lassen muss. Quasi eindicken, während man sich vorm Werkstattofen sacken lässt, bevor man den Inhalt des Riesenbottichs zügig auf den Wänden verteilt. Ist das vollbracht, der rechte Arm nahezu bewegungsunfähig, das Gesicht schön bronzefarben und die Frisur auch ohne Haarspray festgebacken, setzt spätestens Wellness-Stufe Eins ein. Der Lehmpampe muss man zu Gute halten, dass sie einwandfrei klebt. Überall, nicht nur an den Wänden. Der Ökonomie halber fast man Wellness-Stufe Zwei und Drei gleich in eins: Abschalten beim Holzspalten für den Werkstattofen und ein Bad nehmen. In klarem, mit Rosenöl parfümiertem Wasser. Der Wellness wegen und um die Lehmpatina wieder loszuwerden.