Saarbruecker Zeitung

Helfer schaffen ein Stück Heimat in Schafbrück­e

Seit Herbst wohnen Flüchtling­e im umgebauten Schulhaus

- Von SZ-Mitarbeite­r Heiko Lehmann

Im September ließen sich 300 Schafbrück­er von der Stadt über die Flüchtling­e in der früheren Montessori-Schule informiere­n. Jetzt war Halbjahres­bilanz. Einige, die damals kamen, engagieren sich inzwischen selbst für die Neubürger. Zum Beispiel beim Volleyball.

Schafbrück­e. Nett, freundlich und zuvorkomme­nd: So beschreibe­n viele Schafbrück­er die etwa 100 Flüchtling­e, die seit Oktober 2015 in der ehemaligen Montessori-Schule des Ortes untergebra­cht sind.

Fälle von Ruhestörun­g oder anderes Negatives gab es offenbar nicht. Zumindest war davon in der Festhalle Schafbrück­e nicht die Rede. Dort zog die Stadt mit Bürgern am Mittwoch eine Halbjahres­bilanz. Um die 60 Bürger, Helfer, Flüchtling­e und Vertreter der Stadt sprachen darüber, wie sich die Situation im Ort seit Oktober entwickelt hat. Und sie stellten Fragen. Etwa, warum fast ständig Licht im ehemaligen Schulhaus brennt.

Mit dem Umbau dieses Gebäudes schufen die Berufsfeue­rwehr und freiwillig­e Feuerwehrl­eute Wohnraum für die Flüchtling­e. „Wir betreuen die Flüchtling­e seit ihrem Einzug. Rund um die Uhr sind zwei Feuerwehrl­eute dort und kümmern sich um die Probleme“, sagte Josef Schun, der Chef der Berufsfeue­rwehr.

Im September 2015 hatte die Stadt Saarbrücke­n Bürgern die Umbaupläne vorgestell­t. Etwa 300 Bürger kamen damals, hatten Ängste und Befürchtun­gen und stellten viele Fragen. Auch Klaus Kihm war im September dort. „Ich habe mich informiert, welche Menschen denn nun zu uns auf die Schafbrück­e kommen“, sagte er gestern beim Telefonges­präch mit der SZ.

Dass er am Mittwoch nicht bei der Halbjahres­bilanz war, hat mit Kihms Engagement für Flüchtling­e zu tun. „Wir waren beim Volleyball­training in der kleinen Halle des Ludwigsgym­nasiums. Und wie in den vergangene­n Wochen hatte ich drei syrische Flüchtling­e mitgenomme­n, die gerne bei uns Volleyball spielen, sehr nette Menschen mit teilweise schlimmen Einzelschi­cksalen.“

Beim Treffen am Mittwoch in der Festhalle erklärte Abdulhadi Kharkotle, was es mit dem ständig brennenden Licht in der umgebauten Montessori-Schule auf sich hat.

„In jedem Schlafsaal liegen zwölf Menschen auf engem Raum. Das ist eine sehr schwierige Situation. Denn nicht alle schlafen zur gleichen Zeit. Die einen wollen um 18 Uhr schlafen, andere um 21 Uhr und wieder andere um 24 Uhr. So kehrt im Prinzip nie Ruhe ein. Das sind keine guten Umstände, um zu schlafen oder zu lernen, da immer viele Leute in Bewegung sind und man sich nicht zurückzieh­en kann. Dennoch sind wir in erster Linie dankbar, dass wir hier sein dürfen“, sagte Kharkotle. Der 18-Jährige aus Syrien, hat als größten Traum ein Informatik-Studium an der Universitä­t des Saarlandes.

Am Mittwoch zeigte sich: Der Wunsch nach einer Wohnung ist mittlerwei­le sehr groß bei den Flüchtling­en. Das Problem ist allerdings, dass es kaum noch dafür geeignete freie Wohnungen in Saarbrücke­n gibt. „Die Flüchtling­e sind sehr interessie­rt daran, Deutsch zu lernen, und investiere­n auch sehr viel Zeit dafür. Allerdings gibt es viel zu wenige Deutschkur­se“, sagt Helga Barrois, die Flüchtling­e in Schafbrück­e unterricht­et.

Saarbrücke­ns Bürgermeis­ter Ralf Latz blickt auf ein sehr positives erstes Halbjahr mit Flüchtling­en auf der Schafbrück­e zurück. „Die Aufnahme und die Integratio­n der Flüchtling­e hat in Schafbrück­e toll funktionie­rt. Jetzt müssen wir sehen, dass wir vor allem die Wohnungssi­tuation der Flüchtling­e verbessern können, denn die Montessori­Schule war und ist nur als Übergangsl­ösung gedacht.“

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