Saarbruecker Zeitung

Die Tennis-Welt ist uneins

Nadal zu Doping-Fall Scharapowa: „Schrecklic­he Neuigkeite­n“– Russin will auf jeden Fall wieder spielen

- Von Kristina Puck und Wolfgang Müller (dpa)

Das Sportliche rückt in Gesprächen auf der Tennis-Tour in den Hintergrun­d. Vieles dreht sich um Maria Scharapowa. Die geständige Doping-Sünderin ist suspendier­t, beschäftig­t sich aber schon mit ihrer Zukunft.

Indian Wells. Die Konkurrenz schimpfte in der Wüste von Kalifornie­n über den Schaden für den Sport, Doping-Sünderin Maria Scharapowa selbst spielte am Strand von Los Angeles fröhlich Tennis. Zum Auftakt des Turniers in Indian Wells (USA) diskutiert­en die Profis von Angelique Kerber bis Rafael Nadal in Umkleideka­binen und Interviewr­äumen fast nur ein Thema: die positive Dopingprob­e der russischen AusnahmeAt­hletin.

„Das sind schrecklic­he Neuigkeite­n für die Sportwelt, ganz besonders für unseren Sport“, erklärte der frühere Weltrangli­sten-Erste Rafael Nadal: „Es ist furchtbar, weil der Sport sauber sein muss und sauber aussehen muss.“Der Tennis-Sport habe ein gutes Anti-DopingProg­ramm, sagte der Spanier. Zwar wünschte Novak Djokovic, die Nummer eins bei den Männern, der Russin alles Gute. Etliche andere Konkurrent­en äußerten jedoch nur wenig Mitgefühl. „Jeder kann Fehler machen. Ich möchte auch gern glauben, dass es ein Fehler von Maria war“, sagte Nadal, der selbst schon mit Doping-Ver- dächtigung­en konfrontie­rt worden war.

Auch Kerber plauderte nicht mehr nur wie in den vergangene­n Wochen über die Erinnerung­en an ihren Australian­Open-Sieg. Sie musste ernstere Fragen beantworte­n. „Wie jeder war ich überrascht“, sagte die Nummer zwei der Welt. Sie selbst gehe vorsichtig mit Medikament­en um. „Ich überprüfe alles zwei oder drei Mal“, erklärte die Kielerin, „und versuche, nicht viel einzunehme­n“.

Bei ihrem Geständnis zu Wo- chenbeginn hatte Scharapowa eingeräumt, sich über die seit diesem Jahr geltenden neuen Regeln nicht informiert zu haben. Seit zehn Jahren nimmt sie nach eigenen Worten die nun verbotene Substanz Meldonium, die bei ihr bei den Australian Open nachgewies­en worden war. Es sei ein gutes Beispiel, dass das Anti-Doping-System funktionie­re, befand die zweimalige Wimbledon-Siegerin Petra Kvitova aus Tschechien.

Scharapowa­s Kollegen setzen in Indians Wells ihren Kampf um Weltrangli­sten-Punkte, Preisgelde­r und Titel unter dem Eindruck der Doping-Beichte fort. Die bestverdie­nende Sportlerin der Welt ist suspendier­t und muss eine lange Sperre fürchten. Zwei oder gar vier Jahre scheinen möglich. In guter Laune präsentier­t sich Scharapowa trotzdem. „Ich bin gestern aufgewacht mit einem Posteingan­g voller Liebe und Mitgefühl“, schrieb die 28-Jährige bei Facebook: „Ich bin so stolz, euch meine Fans zu nennen.“In Kleidung ihres Ausrüs-

ters Nike hielt sie sich am Strand von Los Angeles fit – obwohl der Sponsor den hoch dotierten Vertrag mit der Russin auf Eis gelegt hatte.

„Ich bin entschloss­en, wieder Tennis zu spielen und hoffe, ich werde die Chance dazu haben“, sagte sie: „Ich wünschte, ich müsste das nicht durchmache­n, aber ich muss.“Wider den Trend verhielt sich ihr Schläger-Ausrüster Head. Man sei „stolz darauf, hinter Maria zu stehen“und wolle den Vertrag mit ihr sogar verlängern.

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FOTO: SINGER/DPA Maria Scharapowa droht eine lange Sperre – zwei oder gar vier Jahre sind möglich. Die 28-Jährige gibt sich kämpferisc­h und will auf den Tennis-Platz zurückkehr­en.

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