Saarbruecker Zeitung

Geburtstag­sfeier ohne Tigerente

Janosch, der Erfinder von Bär und Tiger wird 85 Jahre alt

- Von Cordula Dieckmann (dpa) und Ralf Isermann (afp)

Janoschs Bücher sind voller skurriler Figuren. Mit Herz und Witz meistern sie das Leben, so wie der Künstler selbst, der heute 85. Geburtstag begeht. Seine beliebte Tigerente wäre bei der Feier wohl nicht willkommen.

München. Tiger und Bär suchen das Land ihrer Träume. Als sie eine köstlich duftende Bananenkis­te finden, steht ihr Sehnsuchts­ziel fest: Panama. Fröhlich brechen die Freunde auf, nur um am Ende zu merken, dass das Glück stets da war, in ihrem Häuschen am Fluss. „Jeder lebte schon immer im Paradies, hat es nur nicht gewusst“, kommentier­te der Schriftste­ller und Maler Janosch einmal sein berühmtes Kinderbuch „Oh wie schön ist Panama“.

Einen Großteil seines Erfolges verdankt Horst Eckert, wie Janosch bürgerlich heißt, einer Kult gewordenen Figur aus dem Buch: der Tigerente. Umso überrasche­nder ist, was Eckert vor zehn Jahren der „Rheinische­n Post“verriet: „Ich kann die Tigerente nicht ausstehen“, sagte er und begründete dies damit, kein Bild mehr ohne gelb-schwarze Streifen verkaufen zu können. Ob Janosch solche verbittert wirkenden Sätze heute wiederhole­n würde, ist unklar. Der Zeichner und Autor ist eigenwilli­g, seine Äußerungen oft von der aktuel- len Laune abhängig.

Emotional sind auch seine Werke. Im Gegensatz zu den bunten Kinderbüch­ern stehen seine Werke für Erwachsene, die Einblicke in eine harte Kindheit geben. Eines ist allen Büchern gemeinsam: der Humor, die kräftige Sprache und die treffenden, wunderschö­nen Bilder, mit denen Janosch seine Werke illustrier­t. Heute wird der Autor und Künstler nun 85 Jahre alt. Janosch wurde am

Die berühmte Tigerente. 11. März 1931 in Oberschles­ien, im heutigen Polen, geboren. Seine eigene Kindheit schildert der fast zwei Meter große Autor alles andere als rosig: „Die ersten Jahre meines Lebens waren die totale Zerstörung meiner Person“, sagte er einmal der „Süddeutsch­en Zeitung“. Er wurde geschlagen, sein Vater trank, die katholisch­en Priester in seinem Ort pflanzten Janosch tief sitzende Ängste vor der Sünde ein. Noch Jahrzehnte später tobten diese Erinnerung­en in seinem Kopf.

Vielleicht sind es gerade diese Erfahrunge­n, die Janoschs Bücher so besonders machen. Ein Gegenentwu­rf zu seinem wirklichen Leben, das er später lange Zeit mit Alkohol aus seinem Kopf zu verdrängen suchte. Seine bekanntest­en Kinderbüch­er soll er betrunken geschriebe­n haben. Sein selbst geschaffen­es Paradies auf dem Papier war bunt und naiv, bevölkert mit skurrilen Wesen, die sich gegen Obrigkeite­n, Anmaßungen und Ungerechte­s wehren – aber nicht mit Gewalt, sondern verschmitz­t und mutig, mit Verstand und Herz.

Sein privates Paradies hat Janosch vor mehr als 30 Jahren gefunden: Auf der spanischen Kanaren-Insel Teneriffa, wo er mit seiner Frau Ines lebt. Seiner Biografin Angela Bajorek verriet er seinen Lieblingsp­latz: „Immer Hängematte“.

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ARCHIVBILD: DPA „Die totale Zerstörung meiner Person“: Janoschs Kindheit war alles andere als bunt.
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JANOSCH FILM & MEDIEN AG

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