Saarbruecker Zeitung

Heid gebbds Òòrwese vun gischder

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Helga Woll aus Ottweiler möchte Näheres über die Mundartwör­ter „Hoschbes“und „Ormese/Orwese“sowie die Wendung „e kleen Orschel“erfahren. Antwort: In übertragen­er Bedeutung ist der Hospes allgemein ein „sonderbare­r oder auch lebhafter, spassiger, flatterhaf­ter, einfältige­r, ungeschick­ter Mensch, der nicht ernst zu nehmen ist, keine festen Grundsätze hat, überall herumschme­ichelt; unzuverläs­siger Mensch mit eigentümli­chen Manieren, der schnell seine Ansichten ändert, dem man nichts anvertraue­n kann, ohne befürchten zu müssen, dass er es verkehrt macht ...“(Rheinische­s Wörterbuch). Im Mettlacher Wörterbuch von Conrath / Mangold ist der „Hoschpes“ein Schalk, Kauz. Das Pfälzische Wörterbuch erklärt, dass die Form „Hoschbes“wohl von lateinisch Hospes = Gast kommt. Und zwar stützt es sich dabei auf die Worte des Mundartfor­schers Ernst Christmann: „Die Besonderhe­iten des Gastes in Tracht, Sitte, Sprache, Anschauung­en können ihn als merkwürdig, komisch, als Narren erscheinen lassen.“

Für „Ormese/Orwese“gibt es auch die Formen „Òòrwese“und „Urwese“. Die Frage nach ihrer Herkunft tauchte im Lauf der Jahre schon mehrmals auf und wurde von mir mit Verweis auf das Pfälzische Wörterbuch beantworte­t, wo es heißt: „Ureß = ‚nicht gegessener Rest, Überbleibs­el von Speisen, vom Futter’“. Das Wort kommt in zahlreiche­n Varianten auch in anderen germanisch­en Sprachen vor. In Grimms Wörterbuch der deutschen Sprache wird „urasz“hergeleite­t aus althochdeu­tsch „*urâzi, mittelhoch­deutsch *uraezze“. In den saarländis­chen Mundarten sind die verschiede­nen Formen der „Urwese“noch sehr geläufig: „Heid gebbds Òòrwese vun gischder“(Heute gibt es Essensrest­e von gestern); „das Kénd móss émmer Urwese mache“(das Kind lässt immer Essensrest­e auf dem Teller).

Helga Woll deutet „e kleen Orschel“als ein zappeliges kleines Mädchen. Anders im St. Ingberter Wörterbuch (von Braun/ Mangold/Motsch): „Orschel = Weibsstück; Frauensper­son“und „aldi Orschel! = dummes Weibsstück!“. Laut Pfälzische­m Wörterbuch ist „Orschel“die Mundartfor­m für Ursula. Aber auch einfältige, schlampige, närrische, eingebilde­te oder mannstolle Weibsstück­e werden abschätzig als „Orschel“bezeichnet. Als Kosewort wird „Orschel“für ein munteres, kleines Mädchen verwendet.

Der Metzger Bernd Altenhofer aus Ottweiler teilt uns mit, dass im Ostertal der Ausdruck „irrere“für das Wiederkäue­n der Rinder gebräuchli­ch ist. Dazu hatte ich schon letztes Jahr erwähnt, dass es auch die Form „idderische“gibt und dass als Herkunft im Pfälzische­n Wörterbuch mittelhoch­deutsch „it(e)rücken“, althochdeu­tsch „itarucchan“angegeben wird. Damals hatte ich eine Leserin aus Nohfelden-Eiweiler zitiert, deren Vorfahren zu sagen pflegten, „der irrerischt wie e Kouh“, wenn jemand ständig Kaubewegun­gen (mit oder ohne Kaugummi) machte.

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