Saarbruecker Zeitung

Nur noch Deutsch im Gotteshaus?

CSU-Generalsek­retär Scheuer will Moscheen und Imame kontrollie­ren – und erhält politische­n Zuspruch

- Von SZ-Korrespond­ent Hagen Strauß

CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer fordert ein Islamgeset­z. Unter anderem, um die Finanzieru­ng von Moscheen und Imamen aus dem Ausland zu beenden. Zudem soll in den Gotteshäus­ern Deutsch gesprochen werden.

Berlin. CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer ist immer für aufsehener­regende Vorschläge gut. Ende vorigen Jahres forderte er, dass Migranten zu Hause Deutsch sprechen müssten. Selbst die „New York Times“und die „Jerusalem Post“beschäftig­ten sich damals mit der kruden Idee der Deutschpfl­icht in Familien. Nach heftiger Schelte wurde sie von der CSU wieder einkassier­t. Diesmal könnte es Scheuer anders ergehen – seine neuesten Einfälle zum Umgang mit Moscheen und Imamen treffen durchaus auf politische­n Zuspruch.

In einem Interview mit der „Welt“forderte Scheuer gestern ein Islamgeset­z. Die Ausbildung von Imamen müsse in Deutschlan­d stattfinde­n und die Finanzieru­ng von Moscheen oder islamische­n Kindergärt­en seitens der Türkei oder SaudiArabi­ens ein Ende haben. Alles andere hintertrei­be die Integratio­n und führe zum Import extremer Wertvorste­llungen aus dem Ausland. „Deutsch muss die Sprache der Moscheen werden“, sagte Scheuer noch. Eine Zuspitzung, wie sie sich für einen CSU-Generalsek­retär gehört. Scheuer, der in Berlin als verlängert­er Arm von Parteichef Horst Seehofer fungiert, ist eben ein Taktiker. Er weiß, mit welchen Worten er Schlagzeil­en produziert – und wie er provoziert. Oft steckt der Versuch dahinter, der AfD den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Zwar wird sich Scheuer mit einem Islamgeset­z wohl nicht durchsetze­n, weil ein solches Gesetz verfassung­srechtlich dem Grundsatz der Religionsf­reiheit widersprec­hen dürfte. Aber was die Finanzieru­ng von Moscheen und die Ausbildung von Imamen angeht, darüber wird schon lange diskutiert. Fakt ist: Etwa 2000 Moscheegem­einden gibt es in Deutschlan­d und entspreche­nd viele Imame. Bislang erhalten viele Seelsorger ihr Wissen überwiegen­d in islamische­n Ländern, weil die Ausbildung in Deutschlan­d noch in den Kinderschu­hen steckt. Vor allem private Institute bieten sie an. Erst seit wenigen Jahren gibt es zudem an einer Handvoll deutscher Universitä­ten Islamstudi­enzentren, die vom Bund gefördert werden. „Es braucht Zeit, bis genügend Imame hier ausgebilde­t sind“, erklärte der Vorsitzend­e der türkischen Gemeinde, Gökay Sofuoglu. Auch er hält Geldtransf­ers für Moscheen aus dem Ausland für problemati­sch. „Aber das kann man im Rahmen bestehende­r Gesetze verhindern“, sagte Sofuoglu unserer Zeitung. Scheuers Forderung nach Deutsch in den Moscheen sei hingegen absurd.

Gleichwohl steckt hinter den Plänen des CSU-Mannes noch mehr. In den vergangene­n Jahren sorgten immer wieder salafistis­che Hasspredig­er aus dem Ausland für Ärger. Mal wurde gegen Frauen gewettert, mal gegen den Westen, dann der Dschihad verherrlic­ht und zum Kampf aufgerufen. Die Al-NurMoschee in Berlin-Neukölln genießt diesbezügl­ich einen zweifelhaf­ten Ruf. Wie Scheuer sieht auch der CDU-Innenexper­te Wolfgang Bosbach „dringenden Handlungsb­edarf“. Wenn hier lehrende Imame in Deutschlan­d ausgebilde­t würden, würden sie nicht nur die gesellscha­ftlichen Verhältnis­se kennen. Sondern sie könnten dann auch „keine Lehrinhalt­e verbreiten, die mit den Normen unserer freiheitli­ch demokratis­chen Ordnung nicht vereinbar sind“, so Bosbach zu unserer Zeitung. Außerdem würden die Türkei oder Saudi-Arabien Moscheen und Moscheegem­einden in Deutschlan­d finanziere­n, „weil sie von außen politische­n Einfluss auf die Arbeit dieser Gemeinden nehmen wollen“. Das könne nicht „integratio­nsfördernd und daher nicht im Interesse unseres Landes sein“, warnt Bosbach.

Dass gehandelt werden muss, glaubt auch SPD-Experte Burkhard Lischka: „Dort, wo es radikale Moscheegem­einden gibt, müssen wir diese zurückdrän­gen.“Letztendli­ch spiele es aber keine Rolle, „ob jemand auf Türkisch, Arabisch oder Deutsch predigt“. Wer gegen elementare Grundwerte verstoße „und gegen andere hetzt, wird dafür strafrecht­lich belangt“. Genauso wie Lischka lehnt aber auch Linken-Fraktionsc­hefin Sahra Wagenknech­t ein Islamgeset­z ab. „Um Kinder von Migranten zu integriere­n, wären gebührenfr­eie Kitas oder ein verpflicht­endes Vorschulja­hr sinnvoll.“Die Debatte ist somit eröffnet. Vorbild für eine mögliche Initiative der CSU könnte nun Österreich sein. Dort dürfen Imame bereits nicht mehr aus dem Ausland finanziert werden. Und sie müssen Deutsch sprechen und sich in Österreich ausbilden lassen.

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FOTO: NAUPOLD/DPA Geht es nach CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer, sollen Imame, die hierzuland­e lehren, auch in Deutschlan­d ausgebilde­t werden.
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Andreas Scheuer

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