Saarbruecker Zeitung

Kommt ein Gesundheit­s-Sparkonto für Patienten?

-

In Deutschlan­d wird zu viel operiert, beklagte ein Experte auf dem Saarbrücke­r Gesundheit­skongress. Ein Mittel dagegen könnte seiner Auffassung nach ein Gesundheit­s-Sparkonto sein.

Saarbrücke­n. Der Vorschlag des Münchner Gesundheit­sökonomen Professor Günter Neubauer zum Auftakt des zweiten Saarbrücke­r Gesundheit­skongresse­s Salut könnte das Gesundheit­swesen in Deutschlan­d revolution­ieren: Demnach erhält der Patient der Zukunft ein Gesundheit­s-Sparkonto bei seiner Krankenkas­se, mit dessen Hilfe er selbst entscheide­n kann, ob er beispielsw­eise zur Behandlung seiner Rückenschm­erzen eine teure Bandscheib­en-Operation für 8000 Euro oder alternativ eine längere konservati­ve Physiother­apie für 2500 Euro wählt. Entscheide­t er sich nach Rücksprach­e mit seinem Arzt und nach Einholen einer Zweitmeinu­ng für die kostengüns­tigere Variante, wird der Überschuss aus der Minderausg­abe auf seinem Konto gutgeschri­eben. Das Guthabenge­ld könnte er später auch für eine aufwendige­re Reha-Maßnahme oder den Gang zu einem Heilprakti­ker nutzen.

Zu der Praktikabi­lität dieses Vorschlags, der bei Ärzten und Kliniken nicht sofort auf Gegenliebe stoßen dürfte, hätte man auf dem Saarbrücke­r Kongress gerne den früheren Saar-Minister Josef Hecken gehört, der über „Innovation­en im Gesundheit­swesen“und erfolgsori­entierte Vergütungs­sätze in der Medizin sprechen wollte. Doch Hecken hatte kurzfristi­g abgesagt. So blieb es einer Expertenru­nde vorbehalte­n, darüber zu informiere­n, dass in Estland schon jeder Bürger jederzeit Einsicht in seine Patientena­kte nehmen kann und dass es in Australien Rezepte nach telefonisc­her Bestätigun­g vom Arzt schon aus dem Automaten gibt. „Und es wird in Deutschlan­d viel zu viel operiert und zu wenig konservati­v behandelt im internatio­nalen Vergleich“, bemängelt Gesundheit­sökonom Neubauer.

Als Vertreter der Krankenkas­sen kündigte der Beauftragt­e des Vorstands der Techniker Krankenkas­se, Andreas Meusch, künftige Steigerung­sraten von 0,2 Prozentpun­kten pro Jahr bei den Krankenkas­senbeiträg­en an. „Der Kern des Problems im Gesundheit­swesen ist, dass zu wenig investiert und die digitale Revolution ohne Investitio­nen verschlafe­n wird“, beklagte er.

Die saarländis­che Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann (CDU) sprach sich dafür aus, SaarLor-Lux zur „Modellregi­on für grenzübers­chreitende Gesundheit­sversorgun­g“zu machen. Bis Ende des Jahres kündigte sie die Vorlage eines neuen Krankenhau­splans für das Saarland an, ließ aber offen, ob es zu Schließung­en bei den 21 Akutklinik­en im Land kommt. ulo

Newspapers in German

Newspapers from Germany