Saarbruecker Zeitung

Gewerkscha­ften machen Ernst

Ganztägige­r Warnstreik im Tarifkonfl­ikt bei Bund und Kommunen – Auch Kitas dicht

- Von SZ-Redakteur Daniel Kirch

Die Angestellt­en in Rathäusern, kommunalen Kitas, Kliniken oder Jobcentern legen nächste Woche für einen Tag die Arbeit nieder. Sie wollen Bund und Kommunen zu einem besseren Angebot zwingen. Das aktuelle empfinden sie als Provokatio­n.

Saarbrücke­n. Die Gewerkscha­ften machen im Tarifpoker des öffentlich­en Dienstes von Bund und Kommunen Ernst. Um ihrer Forderung nach sechs Prozent mehr Gehalt Nachdruck zu verleihen, rufen die Gewerkscha­ft Verdi und der Deutsche Beamtenbun­d (DBB) im Saarland die Angestellt­en von Bund und Kommunen für Donnerstag nächster Woche (21. April) zu einem ganztägige­n Warnstreik auf. Nach Angaben von Verdi und DBB sind unter anderem die Rathäuser, Bauhöfe, kommunalen Kindertage­sstätten und Krankenhäu­ser (Klinikum auf dem Winterberg Saarbrücke­n, Kreiskrank­enhaus St. Ingbert, SHGKlinike­n), die Bundesagen­tur für Arbeit, die Jobcenter, die Knappschaf­t, der Entsorgung­sverband Saar (EVS), die Stadtwerke, der Zoll und die Bundesbank betroffen.

Verdi kündigte „erhebliche Einschränk­ungen in allen Bereichen des öffentlich­en Dienstes im Saarland“an; es könne auch sein, dass ganze Kitas den ganzen Tag geschlosse­n bleiben. Die Kommunen beschäftig­en im Saarland rund 14 000 Menschen, der Bund 1100. Die Tarifverha­ndlungen gehen am 28. April in die dritte Runde.

Bund und Kommunen hatten in der zweiten Verhandlun­gsrunde am Dienstag in Potsdam ein Angebot unterbreit­et, das sie für zwei Jahre auf insgesamt drei Prozent bezifferte­n. Die Gewerkscha­ften kamen beim Nachrechne­n allerdings nur auf 0,6 Prozent für dieses Jahr und 1,2 Prozent für das nächste Jahr. „Die öffentlich­en Arbeitgebe­r setzen trotz beispiello­s guter Kassenlage mit einem Überschuss der öffentlich­en Haushalte von fast 30 Milliarden Euro auf Reallohnve­rluste für die Beschäftig­ten. Das ist eine Provokatio­n“, sagte der Geschäftsf­ührer von Verdi Saar, Thomas Müller.

Die saarländis­chen Kommunen sind von schwarzen Zahlen allerdings weit entfernt. Ein von den Gewerkscha­ften geforderte­s Gehaltsplu­s von sechs Prozent würde die Saar-Kommunen laut Kommunalem Arbeitgebe­rverband (KAV) mit 63 Millionen Euro pro Jahr belasten. Als KAV-Vize Hermann Josef Schmidt (CDU) dies bei einer Verdi-Kundgebung am Freitag erläuterte und den Gewerkscha­ftern symbolisch eine leere Kasse überreicht­e, schlug ihm Häme entgegen. „Mir kommen die Tränen“, konterte Verdi-Mann Bernd Schumann.

DBB-Landeschef Ewald Linn teilte mit, das bisherige Angebot der Arbeitgebe­r sei „ein Hohn für die Beschäftig­ten“. Die Gewerkscha­ften fordern neben einem Gehaltsplu­s von sechs Prozent eine Anhebung der Ausbildung­svergütung um 100 Euro pro Monat. Zudem soll der „Missbrauch der sachgrundl­osen Befristung von Arbeitsver­trägen“abgeschaff­t werden.

 ??  ?? Thomas Müller
Thomas Müller
 ??  ?? Ewald Linn
Ewald Linn

Newspapers in German

Newspapers from Germany