Das große Abschieds-Feuerwerk
Von Tannhäuser bis David Bowie: Die nächste Spielzeit am Saarbrücker Staatstheater
Kaum je in den vergangenen elf Jahren stellte die Saarbrücker Intendantin Dagmar Schlingmann einen vitaleren Spielplan vor als jetzt, da sie 2017 geht. Ungewöhnlich viele Spezialformate und spartenübergreifende Projekte prägen das Bild. Schlingmann selbst verabschiedet sich mit einem „Othello“.
Saarbrücken. Wenn der Spielplan die Speisekarte eines Theaters ist, dann schreiben wir jetzt mal „Explosion der Aromen“über die letzte, elfte Spielzeit 2016/17 der nach Braunschweig wechselnden Intendantin Dagmar Schlingmann. Einen gesunden Appetit sollten wir denn auch mitbringen für all die Diskurs-Formate und Spezial-Angebote, die ab September auf uns einprasseln. Von wegen Routine beim Abstauben der Klassiker-Vitrinen, die Zeichen stehen auf Zeitgeist-Erforschung durch viel diskutierte Stücke („La Revolution # 1 – Wir schaffen das schon“/Joel Pommerat) und integrationspolitische NeuHinterfragung von vermeintlich altbekannten Stoffen („Andorra“/Max Frisch). Bereits die Titel vieler Programmpunkte verraten viel vom frohgemut-experimentellen Grundtenor, der die SchauspielSaison bestimmt: „Quo vadis, bellum“(Rechercheprojekt mit freien Gruppen zur Zukunft von Kriegen) oder „Aus der Kutte springen“(Schwarmprojekt im öffentlichen Raum zum Reformationsjubiläum). Den Vogel schießt mal wieder die Sparte 4 ab. Unter dem Motto „Kinder, wie die Zeit vergeht“veranstaltet Sparte 4-Chef Christoph Diem dreitägige „Weihespiele“zum zehnjährigen Jubiläum. Oder er zeigt „King Kong # weißefrau“als Reflex auf die Kölner Silvesternacht 2015/2016 und huldigt David Bowie, indem er eine Opernregisseurin auf die Pop-Ikone ansetzt. Doch insbesondere der sechswöchige Herbst-Start der Sparte 4 mit etwa 30 Veranstaltungen macht staunen, denn es ist ein später, aber umso radikalerer