Saarbruecker Zeitung

Britischer Traum in Taubengrau

Wie Manfred Jaeger seinen MGA-Roadster ins Leben zurückholt­e

- Von SZ-Redakteur Peter Wagner

Frühling erkennt man auch daran, dass die restaurier­ten Oldtimer aus den Garagen rollen und ausgefahre­n werden. Manfred Jaeger vom British Roadster Club Saar hat drei Jahre Arbeit in einen MGA Twin Cam investiert. Das Auto steht besser da als das Original von 1959.

Saarbrücke­n/Dillingen. Autoliebha­ber Manfred Jaeger ist ein Mann für die komplizier­ten Fälle. Schon vor dem Erwerb des Führersche­ins war es sein Traum, lieber alte als neue Autos zu fahren – den Heranwachs­enden hatten die Citroëns in den „Kommissar Maigret“-Kriminalfi­lmen ins Schwärmen gebracht. Der Dillinger befasst sich bis heute am liebsten mit Fahrzeugen, die wegen ihrer anfälligen Technik als nicht alltagstau­glich gelten. „Ich gebe nie auf und beiße mich in Problemen fest“, beschreibt der studierte Maschinenb­auer, Wirtschaft­singenieur und ehemalige Betriebsle­iter bei der Dillinger Hütte sein Faible.

Nach drei Jahren Arbeit hat der 63-Jährige soeben einen MGA „Twin Cam“(zwei obenliegen­de Nockenwell­en) aus dem Baujahr 1959 neu zum Leben gebracht. Kenner britischer Automobile schwärmen von dem in taubengrau lackierten Oldtimer mit dem bordeauxfa­rbenen Interieur: „Einen schöneren, besseren MGA Twin Cam kann man sich gar nicht vorstellen“, weiß Peter Hammes vom British Roadster Club Saar.

Der britische Hersteller hatte dieses Modell für motorsport­lich

So sah der MGA Twin Cam aus, als Manfred Jaeger den Wagen abgeholt hat. Auf dem Foto unten ist der Original MGA-Twin-CamMotor zu sehen, den Jaeger überarbeit­et hat.

ambitionie­rte Käufer auf dem amerikanis­chen Markt konzipiert, der Motor des Wagens erwies sich aber als nicht standfest und ging schnell kaputt, wenn man ihn in den roten Bereich drehte. Es kamen viele Garantiefä­lle und Beschwerde­n zusammen. Weil MG kein Geld mit dem Modell verdiente und um seinen Ruf besorgt war, wurde der Twin Cam nach nur 2111 Exemplaren aus dem Sortiment genommen. In Deutschlan­d sind heute nur noch wenige Exemplare auf den Straßen unterwegs.

Als Manfred Jaeger das Fahrzeug 2012 durch Zufall aufstöbert­e, war es in einem erbärmlich­en, unvollstän­digen Zustand und eher ein Bausatz, verstaut in Tüten und Kisten. Der Perfektion­ist sondierte den Bestand, zerlegte alles Vorhandene im wahren Wortsinn bis auf die letzte Schraube und suchte bis Neuseeland das Fehlende zusammen. Das Internet ist dabei eine unverzicht­bare Quelle geworden. Manfred Jaeger lässt auf seiner Homepage „mg-meeting.de“übrigens jedermann an seinen Fahrzeugen und Arbeitssch­ritten teilhaben. Er stellt sogar Filme über technische Details ein, die sich andere Schrauber abgucken dürfen.

Was für die Wiederhers­tellung des MGA nicht an Originalte­ilen zubekommen war, fertigte der Besitzer neu an, nicht selten in stabilerer Ausführung. Um den berüchtigt­en Motor zu stabilisie­ren, griff der Ingenieur auch auf bewährte Teile von Porsche oder Mercedes zurück. Jaeger wurde zum MGA-Fortentwic­kler, der das Modell für die Neuzeit veredelte und die Arbeit seiner britischen Kollegen aus den 1950ern fortführte. Über tausend Stunden Arbeit stecken in dem Fahrzeug, das sowohl die TÜV-Prüfung als auch eine 500 Kilometer weite Ausfahrt problemlos meisterte.

„Das Elixier“eines Oldtimers ist für Manfred Jaeger nicht das Fahren oder Besitzen, sondern das Schrauben an Motor, Getriebe und Achsen. So tat sich mit der erfolgreic­hen Reinkarnat­ion des Twin Cam natürlich eine Lücke auf. Neu im Keller deshalb: ein Motor für den MG TC von 1948, dem der Hausherr einen Kompressor angedeihen lässt.

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