Saarbruecker Zeitung

Hier werden Frauen unterdrück­t

Kein Kinderstüc­k: ,,Das schlaue Füchslein” hat heute in der Musikhochs­chule Premiere

- Von SZ-Mitarbeite­rin Silvia Buss

Der Name klingt niedlich, das Thema ist es nicht: In Leoš Janáceks Oper „Das schlaue Füchslein“geht es um Sex, Gewalt und Unterdrück­ung. Opern-Studierend­e der Hochschule für Musik bringen das Stück mit Hilfe des Staatsthea­ters und unter Regie von Solvejg Bauer auf die Bühne.

Saarbrücke­n. Man soll sich vom deutschspr­achigen Titel „Das schlaue Füchslein“bloß nicht täuschen lassen! Eigentlich sei er verharmlos­end, findet auch Solvejg Bauer, die die Oper von Leoš Janácek jetzt mit Studierend­en der Hochschule für Musik Saar (HfM) auf die Bühne bringt. „Das ist was ganz anderes als Peter und der Wolf und überhaupt nicht kindertaug­lich“, sagt die Regisseuri­n.

Es wimmelt in dieser Geschichte zwar von Tieren und Dorfmensch­en wie Förstern, Schulmeist­ern, Wilderern und Pfarrern. Doch es gehe hier um Sex, Gewalt und Unterdrück­ung von Frauen: um die wilde Füchsin, die der Förster sich fängt, und um die „Zigeunerin“– wie sie hier politisch unkorrekt genannt wird – nach der sich alle Männer verzehren. „Ich hoffe, wir haben das mit dem Plakat klar gemacht“, sagt Bauer. „Mal wegzugehen von niedlichen Vorstellun­gen“von Tieren, genau das habe sie an dieser komplexen, rätselhaft­en, viele Assoziatio­nsräume öffnenden Oper gereizt.

Geradezu schaurig sehen sie denn auch aus, all die Sängerinne­n und Sänger, die kurz vor Probenbegi­nn durch den HfMKonzert­saal streifen. Die Gesichter sind düster geschminkt, die Kostüme erdfarben, zottelig behängt mit Tiergebiss­en, Federn oder auch Hahnenkral­len. Es solle ein bisschen kriegerisc­h

Bühnenbild in die Höhe gebaut: Wie in Käfigen sitzen die Frauen in Christian Helds Kulisse.

wirken, so als ob sich die Menschen die Tiere „einverleib­t“hätten, erzählt Regisseuri­n Bauer lächelnd über die Hintergeda­nken der Kostümbild­nerin. Sehr aufwändig hat Kathrin Engel die Kleider gestaltet. Dass diese Oper aus den 20er Jahren so viele Figuren hat und die zum Teil nur sehr kurze Partien zu singen haben, erweist sich für eine Produktion mit Studierend­en als großer Vorzug. „Fast jeder, auch ein Erst- und Zweitsemes­tler, hat so die Möglichkei­t, sich solistisch zu betätigen, sich auf der Bühne behaupten zu müssen und nicht nur im Chor zu verstecken“, erklärt Bauer.

Für die freie Regisseuri­n, die auch am Saarländis­chen Staatsthea­ter inszeniert, ist es schon die zweite Produktion, die sie als Kooperatio­nsprojekt von SST und HFM stemmt. Das SST unterstütz­t dabei personell wie auch technisch. Den schwierige­n Bühnenaufb­au hätte man ohne die SST-Profis gar hinbekomme­n, gesteht Bauer. „Weil die Konzertsaa­lBühne nicht tief ist, mussten wir in die Höhe gehen.“Die Metallgerü­ste von Bühnenbild­ner Christian Held galt es unter anderem zu befestigen, ohne zu bohren. Der zweite Kapellmeis­ter des SST, Stefan Neubert, dirigiert das Orchester.

Einige Bläser spielen sich gerade lautstark warm, während die Sänger immer noch geschäftig hin und her eilen. Ein Kribbeln liegt in der Luft. Schwer auszumache­n, wer begeistert­er wirkt, die Regisseuri­n oder ihre Darsteller. Bauer lacht und schwärmt: „Die Studierend­en lechzen geradezu nach der Bühne.“

Premiere am heutigen Donnerstag, 14. April, 19.30 Uhr, im HfM-Konzertsaa­l. Weitere Termine: 16., 17., 19. April. Karten: www.ticket-regional.de

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FOTO: BJÖRN HICKMANN/SST

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