Saarbruecker Zeitung

Per Mini-Raumschiff zu den Sternen

Hawking und Milner wollen All mit Laser-angetriebe­nen Gefährten erforschen

- Von Gisela Ostwald und Silvia Kusidlo (dpa)

Science Fiction oder ein realistisc­her Plan? Der Kosmologe Stephen Hawking und der russische Unternehme­r Juri Milner haben ein Mega-Projekt für die Suche nach außerirdis­chem Leben vorgestell­t.

New York. Der britische Astrophysi­ker Stephen Hawking und der russische Milliardär Juri Milner wollen mit einer spektakulä­ren Mission weiter ins All vorstoßen als je zuvor geschehen. Sie planen, Tausende winzige Raumschiff­e zum Sternensys­tem Alpha Centauri zu schicken. Dort soll unter anderem nach möglichem außerirdis­chen Leben geforscht werden. Andere Experten äußerten sich skeptisch, ob die Pläne umsetzbar sind.

Die etwa briefmarke­ngroßen Raumfahrze­uge sollen dabei mit 20 Prozent der Lichtgesch­windigkeit durch das Universum rasen. Die Reise der Mini-Raumschiff­e wird demnach etwa 20 Jahre dauern. Dies soll unter anderem mit Hilfe eines Lasersyste­ms und Sonnensege­ln funktionie­ren, wie Hawking (74) und Milner (54) am Dienstag in New York berichtete­n. Von der Erde aus geschickte gebündelte Laserstrah­len könnten – so die Idee – die Raumschiff­e mit ihren Segeln gewaltig beschleuni­gen.

Milner will fast 90 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Die Gesamtkost­en des Mega-Projekts bezifferte er auf fünf bis zehn Milliarden Dollar. Das Team will dabei nicht nur nach außerirdis­chem Leben suchen: „Die Erde ist ein wundervoll­er Ort, aber das könnte nicht immer so bleiben“, sagte der schwer kranke Hawking, der im Rollstuhl sitzt. Früher oder später müsse man nach den Sternen schauen.

Das Doppelster­nsystem Alpha Centauri ist mehr als vier Lichtjahre von der Erde entfernt, das sind etwa 9,46 Billionen Kilometer. Mit bisherigen Raumfähren würde eine solche Reise zu Alpha Centauri den Angaben zufolge theoretisc­h etwa 30 000 Jahre dauern.

An dem Projekt „Breakthrou­gh Starshot“sind auch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und ein internatio­nales Team von Wissenscha­ftlern, Ingenieure­n und Astronaute­n beteiligt. Es sei an der Zeit, dass die Menschheit den nächsten großen Sprung in ihrer Geschichte wage, sagte Physiker und Investor Milner. Daten und Erkenntnis­se des Projekts sollen für jedermann offen zugänglich sein. Nach Angaben des Teams wurde bereits Kontakt mit der amerikanis­chen Weltraumbe­hörde Nasa aufgenomme­n. Es strebt auch eine Zusammenar­beit mit europäisch­en Experten an.

Markus Pössel, der Leiter des Hauses der Astronomie in Heidelberg, sprach von einer „vollmundig­en Ankündigun­g“. „Die beteiligte­n Experten haben jetzt erst einmal die Bringschul­d zu zeigen, wie sich ihre Pläne in die Praxis umsetzen lassen“, sagte er. Paulo Lozano vom renommiert­en Massachuse­tts Institute of Technology (MIT) in den USA verwies in der Wissenscha­ftszeitsch­rift „New Scientist“auf die enormen technische­n Herausford­erungen – vor allem mit Blick auf den gewaltigen Laser.

 ?? FOTO: SZENES/EPA ?? Noch ist es nur Vision: Stephen Hawking plant eine spektakulä­re Weltraum-Mission.
FOTO: SZENES/EPA Noch ist es nur Vision: Stephen Hawking plant eine spektakulä­re Weltraum-Mission.
 ??  ?? Juri Milner
Juri Milner

Newspapers in German

Newspapers from Germany