Genussvolles Innehalten
Die Americana-Urgesteine Grant-Lee Phillips, Richmond Fontaine und Terry Lee Hale warten mit neuen Werken auf
Diego Pinera Trio „My Picture“(Octason Records): Schlagzeug, Bass, Saxophon – niemals wird diese klassische Konstellation im Jazz ihren Reiz verlieren. Jedenfalls nicht, solange es Musiker gibt wie Diego Pinero, Ben Street und Mark Turner, die als Trio auf berückende Weise belegen wie unendlich kreativ man mit diesem schmalen Instrumentarium interagieren kann. Sieben der neun Tracks entstammen der Feder des Schlagzeugers, ein Stück („Evidence“) wurde von Thelonious Monk entliehen (der ja Pianist war). Doch nicht nur diese so erstaunliche wie erquickliche Überführung in einen neuen Kontext überzeugt. Souveränes Team-Play und verspielte solistische Kabinettstückchen fügen sich zu einem stimmigen wie stimulierenden Flow.
= grandios = hervorragend = stark = solide = diskutabel = dürftig Musik, die entspannte Fahrten über endlose, staubige Highway durch grenzenlose Weiten assoziiert, ewiges Vagabundieren glorifiziert und am Ende doch die Liebe als Rettung und Heimat zugleich besingt, wird, so sie sich stilistisch so tief wie kompetent in der amerikanischen Country & Folk-Tradition bedient, gemeinhin als „Americana“bezeichnet. Und sie hat auch hierzulande zahlreiche Liebhaber. Wer das Genre seit mehr als zwei oder gar drei Jahrzehnten verfolgt, dem werden folgende Namen sehr wahrscheinlich regelmäßig für beglückende Gänsehaut gesorgt haben: Grant Lee-Phillips (einst Grant-Lee Buffalo), Terry Lee Hale, Richmond Fontaine. „The Narrows“( Yep Roc/H’Art), so erklärt Grant-Lee Phillips, hieß der wildeste Teil eines nahe seines Elternhauses fließenden Flusses, wo die große Herausforderung darin bestand, beim Baden nicht unter Wasser gezogen zu werden. Für den Kalifornier ist das eine Metapher für das Leben an sich, für das Trotzen von Lebenswidrigkeiten, das Akzeptieren von Lebenswirklichkeiten, das Erkennen von Lebenssinn. Kurz: Es geht um Tod und Teufel, Liebe und Erlösung – mithin um des Musikers ureigene Geschichte. Und das sehr Persönliche tat dem AmericanaGenre ja bekanntlich immer gut. „The Narrows“ist trotzdem kein Werk, das sich ganz schnell erschließt, denn Phillips Erzähl-Stil ist mehr denn je ein gänzlich unaufgeregter, behutsam ausgebreiteter, mehr auf Atmosphäre aus als auf große Melodien oder markante Hooklines. Natürlich darf ein reichhaltiges archetypisches Instrumentarium (Pedal Steel, Geige, Banjo) den spröden Grundton wundervoll ausschmücken, doch wird der besonnene Flow nie um des Effektes willen verlassen. Der wilde, unberechenbare Fluss der Kindheit scheint also gezähmt. Doch er schillert wundervoll.
Noch wundervoller schillert „You Can’t Go Back If There’s Nothing To Go Back To” ( Décor Records/ Indigo), das nunmehr zehnte Album von Willy Vlautin und seiner Band Richmond Fontaine. Grund dafür sind natürlich nicht alleine die bezaubernd assoziativen Songtitel, sondern vielmehr die berauschendere Songhandschrift, die griffigeren und zugleich verspielteren Inszenierungen sowie eine überragend luftige Produktion. Auch ist nicht zu überhören, dass Vlautin eine engagiertere, facettenreichere und damit noch deutlich tiefer Musiker Grant- Lee Phillips hat ein atmosphärisch dichtes Album geschaffen.
in die affine Hörer-Seele Emotion und Abgeklärtheit. eindringende Stimme sein Und stets erzählt sie vom Leben, eigen nennt. Vergleiche mit von Zweifeln und Ermutigung. Bruce Springsteen und Lou Typisch für den Reed treffen nicht den pas- nach Marseille übergesiedelten senden Ton, die Liga stimmt Texaner ist sein feines natürlich trotzdem. Und Händchen für kongeniale dass der Mann nicht nur Lie- Begleiter, die hier nicht nur der, sondern auch Bücher Genre typische Instrumente in die Hand nahmen, sondern auch mit Klavier, Synthesizer und Percussion die Inszenierung dezent, aber effektvoll zu bereichern wissen.
Hale selbst brilliert an diversen Gitarren und pustet mit der Mundharmonika hin und wieder ein wenig Blues-Feeling ins famose Repertoire von „Bound, Chained, Fettered“( Glitterhouse/Indigo).
Der Frühling sorgt naturgemäß für Euphorie und Unternehmungslust, diese drei Alben bieten sich zum genüsslichen Innehalten an, zum Luft holen und Kraft tanken. schreibt, ist eine durchaus bemerkenswerte Randnotiz, weil sie zeigt: So und so erweist sich der Künstler als kluger Beobachter, fesselt er mit Worten.
Auch Terry Lee Hale’s Gesang ist nicht zu verkennen. Häufig fällt sie in ein sprechsingendes Blues-Schema, immer transportiert sie