Saarbruecker Zeitung

Wackeln, rasen und ballern

Neu im Kino: „Hardcore“von Ilya Naishuller – Ego-Shooter-Action-Streifen der nervigen Art

-

Bei Computersp­ielen sind die sogenannte­n Ego-Shooter seit Langem sehr beliebt: Spiele, bei denen man quasi die Rolle der Hauptfigur einnimmt und seine Gegner mit Waffen bekämpft. Nun kommt „Hardcore“, ein Film, der diese Ich-Perspektiv­e und das damit zusammenhä­ngende Gefühl imitieren und auf die große Leinwand holen will. Alles ist so gefilmt, als befände sich die Kamera direkt im Kopf der Hauptfigur, beziehungs­weise so, als sei der Zuschauer mit dieser identisch. Ein Film wie ein Computersp­iel.

Produziert hat das äußerst brutale und blutige Leinwandde­büt Timur Bekmambeto­w, der Regisseur von Actionwerk­en wie „Wanted“mit Angelina Jolie. Es geht um einen eigentlich bereits gestorbene­n Protagonis­ten namens Henry, der als Kampfrobot­er zurückgeho­lt wird ins Leben. Dort muss er sich mit einer ganzen Armee an gefährlich­en Gegnern herumschla­gen.

Bereits der ästhetisch durchaus ambitionie­rte, in Rottöne getauchte Vorspann macht klar, was einen in „Hardcore“so erwartet: Da werden Köpfe in Zeitlupe mit Baseballsc­hlägern, Ziegelstei­nen und Messern malträtier­t, dass einem übel werden kann. Gleich darauf lernen wir Henry kennen, den Protagonis­ten, schlüpfen gleichsam in dessen Haut. Die per Kamera hergestell­te Ich-Perspektiv­e sorgt dafür, dass wir von nun an alles durch Henrys Augen erleben: Wie er von seiner Frau, einer Wissenscha­ftlerin, wieder zum Leben erweckt wird. Wie er sich als Killermasc­hine durch Moskau kämpfen muss, wie er von unzähligen Gegnern mit unzähligen Waffen attackiert wird, darunter selbst Panzer. Estelle (Haley Bennett) in der Gewalt von Akans Kidnappern. Und wie Henry schließlic­h in einer Art Endkampf gegen einen maliziösen Kerl mit schmierige­n, blonden Haaren antreten muss.

Filme, bei denen man mit der Hauptfigur mitfiebern, mitleiden oder sich mitfreuen kann, erleichter­n einem eigentlich die emotionale Identifika­tion. Doch hier lässt einem das Leinwandge­schehen seltsam kalt. Weder fühlt man sich als Henry, noch leidet man mit ihm mit. Das sinnlose Gemetzel mit viel zu wenigen Momenten des Innehalten­s, die Wackelkame­ra und die ständig rasende Musik und die am Videospiel orientiert­e, aber auch an Horror- sowie Science-Fiction-Werke erinnernde Ästhetik nerven einen schon bald. (Russland/ USA 90 Min., Regie: Ilya Naishuller) dpa/red

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany