Papptafeln und Trommeln gegen TTIP
Zehntausende Menschen demonstrieren gegen Freihandelsabkommen
Die Polizei sprach von 35 000 Demonstranten, die Veranstalter zählten gar 90 000, die sich am Samstag in Hannover gegen die Freihandelsabkommen TTIP und CETA versammelt hatten. Auch gestern gingen wieder rund 200 auf die Straße.
Hannover. Auf dem Opernplatz in Hannover ging nichts mehr, auch auf dem benachbarten Georgsplatz ist kein Durchkommen. Dicht an dicht stehen die Menschen, die am Samstag mit Sprechchören, Plakaten und Trillerpfeifen gegen die geplanten Freihandelsabkommen TTIP und Ceta demonstrierten. Irgendwo im Gedränge trommelte eine Sambagruppe. Ihre laute Musik übertönte die von zahlreichen Lautsprechertürmen bis in die Seitenstraßen übertragenen Kundgebungsreden.
„Wir haben durchgezählt, es sind 90 000 Leute gekommen“, sagte eine Sprecherin des Demonstrationsbündnisses. Das habe die eigenen Erwartungen „mehr als übertroffen“. Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer allerdings lediglich auf 35 000. Auch gestern kamen wieder rund 200 Menschen am Nordufer des Maschsees zusammen, um zu protestieren.
Am Samstag setzt sich nach einer Auftaktkundgebung der Zug in Bewegung. Als die letzten TTIP-Gegner loslaufen, hat die Spitze der Demonstration nach fünf Kilometern den Opernplatz schon fast wieder erreicht. An der Fassade des Gewerkschaftshauses haben Greenpeace-Kletterer ein riesiges Transparent angebracht. „Yes, we can stop TTIP!“steht darauf. Die Umweltschützer wenden sich damit direkt an Barack Obama.
Auch viele andere Demonstranten tragen Plakate und Papptafeln mit Aufschriften wie „Nein zu TTIP“oder „Stop TTIP! Yes, we can“. Auf anderen Transparenten heißt es „Lobbys und Konzerne haben TTIP gerne“, „TTIP und CETA braucht kein Mensch“, „Alle Macht geht vom Volke aus“oder „Von den Warenwerten zu den wahren Werten“. Etwas schüchtern hält ein älterer Mann ein Pappschild in die Höhe: „Empört euch“, hat er darauf geschrieben. Mehr als 130 Organisationen sowie Tausende Einzelpersonen haben zu der Demonstration aufgerufen. Über dem kilometerlangen Zug wehen Fahnen der Gewerkschaften GEW und Verdi, von Grünen, Linkspartei und Jungsozialisten, vom Paritätischen, von der Walschutzorganisation „Sea Shepherd“und vom Motorradclub Kuhle Wampe. Auch der Niedersächsische Landesmusikrat marschiert unter dem Spruchband „. . . auch Musik braucht kein TTIP“mit.
Das Demonstrationsbündnis kündigt für den Herbst weitere Proteste in deutschen Städten an. „Nachdem in Berlin im letzten Oktober eine Viertelmillion Menschen gegen TTIP und CETA auf die Straße gegangen sind, tragen wir den Widerstand gegen die demokratiegefährdenden Abkommen nun in die Breite“, sagt eine Sprecherin.