Auf der Jagd nach guten Motiven
70 Fotografen eilten beim Photomarathon 24 Stunden durch Saarbrücken
Über 70 Fotografen suchten am Wochenende beim Photomarathon lange nach den besten Motiven. Sie nutzten die ungewöhnlichsten Orte und Blickwinkel – mit einem Ziel: das perfekte Foto zu schießen.
Saarbrücken. Samstag, 12 Uhr, der Start des achten Photomarathon auf dem Landwehrplatz. 24 Stunden sollen die Teilnehmer Fotos schießen. Das Oberthema lautet „Zeitreisen“. Im vier-Stunden-Rhythmus erfahren die Teilnehmer immer wieder vier neue Themen, zu denen sie Bilder machen sollen.
Einen Photomarathon gibt es in vielen Städten, doch Saarbrücken hebt sich durch eine Besonderheit von diesen ab: die Kooperation mit den Partnerstädten. Zeitgleich mit Saarbrücken startet auch der Marathon in Nantes in Frankreich und Tbilissi in Georgien. Die Themen sind in allen drei Städten dieselben. In einer Ausstellung, die Ende Mai/Anfang Juni stattfinden soll, werden Fotos dieser Städte dann gegenübergestellt.
In Saarbrücken ist Sascha Markus mit dabei. Der Photomarathon ist für ihn im Prinzip nichts Neues, er macht bereits das fünfte Mal mit. Trotzdem: Die ersten Themen bringen ihn und auch die vielen anderen Teilnehmer erst einmal zum Grübeln. Déjà-vu, Trümmer der Vergangenheit, Familienporträt und erste Küsse. Zeit, die Stadt zu erkunden, auf der Suche nach den besten Motiven. Auch wenn es nicht leicht fällt, entmutigen lässt sich keiner so schnell.Die Taktiken in den Gruppen sind unterschiedlich. Lange nachdenken und planen, dann die Fotos machen oder einfach losgehen und von der Umgebung inspirieren lassen. Die Konzentration ist hoch und die Fotografen gehen fast wie Jäger durch die Stadt. Wo andere auf der Suche nach Schnäppchen sind, sind sie auf der Jagd nach Motiven. Einige genießen den Trubel zwischen den Einkäufern, andere suchen sich Gegenstände an abgelege- nen, ungewöhnlichen Orten, wie etwa an alten stillgelegten Fabriken oder Parks.
Zwölf Stunden später beginnt eine der schwierigsten Etappen. Von Mitternacht bis acht Uhr morgens sollen acht Bilder geschossen werden. Sichtlich erschöpft und durchfroren trudeln auch die letzten Fotografen in einem Leerstand in der Eisenbahnstraße ein, um die Themen für die Nachtetappe abzuholen und bei einem Kaffee und einem Stück Kuchen neue Kräfte zu sammeln.
Die Teilnehmer kommen ins Gespräch und unterhalten sich über ihre Pläne. Jetzt noch einmal in die Stadt, oder erst ins Bett und ganz früh aufstehen? Oder überhaupt nicht schlafen? Die Meinungen gehen auseinander. Einige integrieren die Aufgaben in ihren Tag, gehen einkaufen und Kaffee trinken und abends auf Konzerte oder in die Kneipe. Andere sind in diesen 24 Stunden nur fokussiert auf besondere Ideen oder aufwendig inszenierte Fotos. Ein wirkliches Geheimrezept gibt es nicht.
Der April meint es nicht gut mit den Teilnehmern, in der Nacht gibt es Frost. Auch bei der letzten Station nach 24 Stunden, etlichen Kilometern und wenig Schlaf auf dem MaxOphüls-Platz überrascht ein kurzer Eisregen die Organisatoren. Die letzten Bilder werden hier auf die Laptops übertragen, danach genießen die Teilnehmer den restlichen Sonntag.
Weil der Photomarathon einige Interessierte in den Vorjahren abschreckte, entwickelten die Organisatoren dieses Jahr den achtstündigen Familienmarathon. Ein weiteres Angebot fand in Form von Fotografie-Workshops im Vorfeld statt. Der Kreativität und den Ideen der Augenblick-Mitglieder sind keine Grenzen gesetzt , bald geht es an die Organisation der Ausstellung. „Einige vielversprechende Fotografien habe ich schon gesehen“, sagt Frederik Bastgen Auf die Juryentscheidung aus Mitgliedern des Vereins, unter anderem mit dem Fotografen Carsten Schröder, ist er gespannt.