Zehntausende neue Jobs wegen Flüchtlingen
Studie: Dauerhafte Nachfrage – Stellenzuwachs auch im Saarland
Die große Zahl der Flüchtlinge in Deutschland beschert den Einheimischen zehntausende neue Arbeitsplätze. Auch an der Saar gibt es mehr Stellen in den entsprechenden Branchen. Die Nachfrage dürfte hoch bleiben.
Nürnberg/Saarbrücken. Sozialarbeiter, Wachleute, Sprachlehrer: Wegen des Zustroms von Flüchtlingen seit dem Sommer 2015 sind bundesweit bereits mehrere zehntausend Jobs entstanden. Das zeigt eine neue Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Die Zahl liegt demnach im mittleren fünfstelligen Bereich, es gebe auch zahlreiche offene Stellen.
Im Vergleich zum Vorjahr entstanden nach Angaben der Experten überdurchschnittlich viele Jobs in den Bauberufen sowie bei Lehrtätigkeiten, in Sozialberufen, im Objektund Personenschutz sowie in der öffentlichen Verwaltung. So gab es bei Sprachlehrern ein Plus von 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr, bei Wachleuten von zehn Prozent. Ein Teil dieser Jobs sei zwar aus anderen Bereichen umgeschichtet worden, so die Experten. Es sei aber von einem anhaltenden Bedarf an Arbeitskräften im Zuge des Zuzugs auszugehen.
Auch im Saarland macht sich der Trend bemerkbar. Besonders stark fiel der Stellenaufbau auch hierzulande im Sozialbereich aus: Im Januar gab es dort 1400 Stellen mehr als ein Jahr zuvor, teilte die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit auf Anfrage mit. Das ist ein Plus von 5,4 Prozent. Der Anstieg bei den „sonstigen Dienstleistungen“, zu denen auch Sicherheits- und Hausmeisterdienste gehören, lag demnach bei 1200 Jobs oder 7,9 Prozent.
Daneben hilft die gute Konjunktur dem Arbeitsmarkt im Saarland. Die Industrieund Handelskammer (IHK) geht für 2016 von einem Beschäftigungs-Rekord aus: Mit dem erwarteten Zuwachs von 2500 Stellen wären am Jahresende hierzulande etwa 380 000 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt – „so viele wie nie zuvor“. >
2500 Arbeitsplätze sollen im Saarland dieses Jahr entstehen. Quelle: IHK Saarland
Die anhaltend stabile Inlandsnachfrage lässt die Erwartungen der Unternehmen bundesweit ansteigen. An der Saar bleibt wegen der guten Exportzahlen auch die Einschätzung der aktuellen Lage positiv.
Saarbrücken/München. Die saarländischen Unternehmen blicken weiter optimistisch hin die Zukunft. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der saarländischen Industrie- und Handelskammer (IHK) unter rund 300 Unternehmen mit über 120 000 Beschäftigten. Damit stemmt sich die Saar-Wirtschaft weiter gegen den bundesweiten Trend. Das Ifo-Konjunkturbarometer zeigt einen leichten Abwärtstrend – die Unternehmen auf Bundesebene waren mit der aktuellen Geschäftslage unzufrieden, blicken aber optimistisch in die Zukunft.
Im Saarland dagegen beurteilen die Betriebe ihre Lage nochmals etwas positiver als im Vormonat. Der IHK-Lageindikator stieg um 1,2 Punkte auf 36,3 Zähler. Das war der fünfte Anstieg in Folge. Aufwärts gerichtet bleiben auch die Aussichten der Unternehmen: Der IHK-Erwartungsindikator erreichte mit einem Anstieg von 1,8 Punkte auf 4,3 Zähler den höchsten Stand seit anderthalb Jahren. „Das bedeutet: Die Saarwirtschaft bleibt auch während der Sommermonate auf einem moderaten Wachstumskurs“, kommentierte IHKHauptgeschäftsführer Heino Klingen die Ergebnisse. „Trotz des labilen weltwirtschaftlichen Umfeldes dürfte das Auslandsgeschäft auch in diesem Jahr wieder zur wichtigsten Antriebskraft werden. Rückenwind kommt aber verstärkt auch vom privaten Konsum, der von der guten Arbeitsmarktlage profitiert. Wir rechnen damit, dass im weiteren Jahresverlauf 2500 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden.“Die Kammer geht weiterhin von einem Wachstum von rund 1,5 Prozent für dieses Jahr aus.
Insgesamt bewerten 44 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage mit gut, 48 Prozent mit befriedigend und acht Prozent mit schlecht. Gute Geschäfte melden vor allem der Fahrzeugbau, die Keramikindustrie, die Medizin-, Mess- und Automatisierungstechnik sowie die Gummi- und Kunststoffindustrie. Im Maschinenbau, in der Elektroindustrie, bei den Gießereien, im Stahlbau, im Ernährungsgewerbe und in der Pharmaindustrie ist die Lage überwiegend befriedigend. In der Stahlindustrie ist die Lage weiterhin angespannt. Im Dienstleistungsbereich berichten 96 Prozent der befragten Betriebe über gute oder befriedigende Geschäfte. Überwiegend positiv ist die Stimmung auch im Handel, der von der gestiegenen Kaufkraft der Verbraucher profitiert.
Bundesweit gibt es zumindest bei der Erwartung für die kommenden Monate Entwarnung: Die Erwartungen für das kommende halbe Jahr hellten sich auf: „Die deutsche Wirtschaft bleibt in einem moderaten Aufschwung“, sagte der neue Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest. Grund für den Optimismus ist nach Aussage von Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe die anhaltend gute Inlandsnachfrage. Diese bleibe nach wie vor Motor der Wirtschaft, sagte Wohlrabe. red/dpa