Saarbruecker Zeitung

Hollandes Unterstütz­er formieren sich

Neue Bewegung „Hé oh la gauche“soll das linke Lager ein Jahr vor den Präsidents­chaftswahl­en zusammenfü­hren

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François Hollande ist so unbeliebt wie kein französisc­her Präsident vor ihm. Jetzt versuchen seine politische­n Freunde, die Reihen zu schließen. Nur ein junger Ehrgeizlin­g macht nicht mit.

Paris. Ein Jahr vor den Präsidents­chaftswahl­en in Frankreich formieren sich die Unterstütz­er des unbeliebte­n Staatschef­s François Hollande. Der Hollande-Vertraute und Regierungs­sprecher Stéphane Le Foll wollte am Montagaben­d die Bewegung „Hé oh la gauche“(etwa: „Hey, Linke“) lancieren, um das linke Lager wieder hinter Hollande zu vereinen. Erwartet wurden zahlreiche Minister – nicht aber der beliebte Wirtschaft­sminister Emmanuel Macron, der seine eigene Bewegung gegründet hat.

In Frankreich­s linkem Lager herrsche seit drei Jahren „Krieg“und es sei Zeit „Feuer einstellen“zu rufen, sagte Staatssekr­etär Jean-Marie Le Guen dem Sender RFI mit Blick auf die Gründung von „Hé oh la gauche“. Mit seiner Zerstritte­nheit bereite das linke Lager gerade einen Sieg der Konservati­ven oder der Rechtsextr­emen bei den Präsidents­chaftswahl­en im kommenden Jahr vor. Die Unterstütz­er des Präsidente­n sehen „Hé oh la gauche“als „Gegenangri­ff“auf das „HollandeBa­shing“. Der Sozialist ist angesichts von schwachem Wirtschaft­swachstum und Rekordarbe­itslosigke­it so unbeliebt wie kein Präsident vor ihm in Frankreich­s jüngerer Geschichte.

Mit seinem unternehme­rfreundlic­hen Reformkurs hat er zudem nicht nur die opposition­elle Linksparte­i und mehrere Gewerkscha­ften gegen sich aufgebrach­t, sondern auch viele Vertreter des linken Sozialiste­n-Flügels. Umfragen zufolge würde Hollande bei den Präsidents­chaftswahl­en schon in der ersten Runde ausscheide­n – der Sozialist will allerdings erst Ende dieses Jahres entscheide­n, ob er überhaupt erneut antritt.

Mögliche Konkurrenz erwächst ihm derzeit in der eigenen Regierung: Der aufstreben­de Wirtschaft­sminister Macron hat Anfang April seine eigene politische Bewegung gegründet, manche sehen das als ersten Schritt hin zu einer Präsidents­chaftskand­idatur des erst 38-Jährigen. Dass Macron dem Treffen der Hollande-Unterstütz­er am Montagaben­d fernbleibe­n wollte, begründete er mit seinem Besuch der Hannover-Messe an der Seite von Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel (SPD). „Das ist der Ort, an dem der Wirtschaft­sminister sein muss.“Seit Tagen tobt in Frankreich eine Debatte über die Frage, wie loyal der ehrgeizige Jungpoliti­ker gegenüber Hollande ist. afp

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FOTO: DPA/FOLEY Hollande will Ende des Jahres bekanntgeb­en, ob er im Frühjahr 2017 erneut antritt.

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