Saarbruecker Zeitung

Gewalt gegen Polizeibea­mte nimmt weiter zu

Fahnder melden Erfolge gegen Einbrecher – Mehr Straftaten wegen illegaler Einreisen

- Von SZ-Redakteur Michael Jungmann

Nur weil in der Landesaufn­ahmestelle Lebach registrier­te Kriegsflüc­htlinge automatisc­h als illegal Eingereist­e erfasst werden, weist die Kriminalst­atistik für das Jahr 2015 einen Anstieg der Straftaten aus.

Saarbrücke­n. Polizeibea­mte im Saarland werden im Dienst immer öfter Opfer von Gewalt. Diese Feststellu­ng trafen gestern Landespoli­zeipräside­nt Norbert Rupp und Harald Schnur, im Landespoli­zeipräsidi­um Chef der Abteilung Kriminalit­ätsbekämpf­ung/Landeskrim­inalamt (LKA). Beide stellten vor Journalist­en ausgewählt­e Deliktsfel­der der Kriminalst­atistik für das Jahr 2015 vor. „Jeden dritten Tag wird im Saarland ein Polizeibea­mter im Dienst verletzt“, klagte Rupp. Bei insgesamt 483 Straftaten seien 1281 Beamte (1062 Männer und 219 Frauen) Opfer von Widerstand­shandlunge­n geworden; viele von ihnen seien dabei verletzt worden. Die Verletzung­en reichten von Schürfwund­en über Prellungen bis hin zu Knochenbrü­chen. Wiederholt seien Polizisten angespuckt worden. Rupp: „Zunehmende Respektlos­igkeit und die sinkende Hemmschwel­le machen uns große Sorgen. Oft spielen Alkohol und Drogen eine Rolle.“

Die Kriminalst­atistik 2015 weist – wie bereits berichtet – einen Anstieg der registrier­ten Straftaten um drei Prozent (2287 Fälle) auf 77 993 Delikte aus. Es wurden 33 663 Tatverdäch­tige ermittelt, darunter 14 081 Ausländer. Die Aufklärung­squote stieg um 3,9 Prozent auf 57,2 Prozent. Ursache für diese Entwicklun­g war in erster Linie der Anstieg der so genannten ausländerr­echtlichen Verstöße, die als Straftat gezählt werden. Kripochef Harald Schnur dazu: „Eine Kriminalit­ät, die man vielleicht besser so nicht bezeichnen würde.“Jeder Flüchtling, der 2015 in der Landesaufn­ahmestelle ankam, wurde als illegaler Eingereist­er für die Statistik gezählt. Wegen Bearbeitun­gsrückstän­den zum Jahresende lag diese Zahl bei 8159 Fällen, in denen der angebliche Tatverdäch­tige bei der Registrier­ung mitgeliefe­rt wurde.

Bereinigt um diesen Wert ergebe sich für 2015 ein Rückgang der Straftaten um drei Prozent, die Aufklärung­squote liege bei 52,2 Prozent, die ermittelte­n Tatverdäch­tigen bei 25 913, davon 6336 Ausländer.

Gegen den Bundestren­d ist im Saarland die Zahl der Wohnungsei­nbrüche (2437 einschließ­lich 1122 gescheiter­ter Versuche) leicht rückläufig (minus 1,9 Prozent). Die Polizeiche­fs werten dies als Erfolg der Ermittler-Aktivitäte­n und der Prävention­sarbeit, die etwa zu erhöhten Sicherungs­vorkehrung­en führte. Der Trend für das erste Quartal 2016 zeigt offenbar wieder einen leichten Rückgang. Die Ermittlung­sgruppe Wohnungsei­nbruch vollstreck­te bislang 110 Haftbefehl­e und 92 Durchsuchu­ngsbefehle. Die Fahnder haben es in diesem Feld mit organisier­ten Banden, etwa aus Litauen, Bulgarien, Rumänien, Bosnien und Kosovo, zu tun. Kripochef Schnur betonte, die Polizei müsse sich verändern und umstellen. Die Kriminalit­ät habe sich seit 2011 „qualitativ sehr verändert“, sei internatio­naler geworden. In diesem Zusammenha­ng verwies er auch auf das Internet, das für 4570 Delikte „Tatmittel“war.

Im Bereich der politisch motivierte­n Kriminalit­ät stiegen die Delikte aus dem rechten Spektrum um 72 Fälle oder 33 Prozent auf 290 an. In vielen Fällen handelte es sich hierbei um Hakenkreuz-Schmierere­ien und das Verwenden von Symbolen verfassung­swidriger Organisati­onen.

Von einer „anhaltend hohen abstrakten Gefahr“spricht LKA-Chef Schnur mit Bezug auf den islamistis­chen Terrorismu­s. Zudem wurde bestätigt, dass in der Landesaufn­ahmestelle von Salafisten versucht wurde, Flüchtling­e zu rekrutiere­n.

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Norbert Rupp
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Harald Schnur

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