Saarbruecker Zeitung

Landtags-Fraktionen fordern erneut Cattenom-Stilllegun­g

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Die Fraktionen des Saar-Landtages sind sich einig: Das Atomkraftw­erk Cattenom soll abgeschalt­et werden. Doch wie lässt sich diese oft gehörte Forderung durchsetze­n? Die verschiede­nen Fraktionen setzen auf neue Ideen, Geld oder das Prinzip Hoffnung.

Saarbrücke­n. Heute vor 30 Jahren explodiert­e Block vier des Atomkraftw­erks (AKW) Tschernoby­l. Radioaktiv­er Niederschl­ag kontaminie­rte große Gebiete in Europa und machte Teile der Ukraine, Weißrussla­nds und Russlands unbewohnba­r. Gestern nahmen alle Fraktionen des Saar-Landtages dieses historisch­e Datum zum Anlass, um wieder einmal auf die Stilllegun­g des lothringis­chen Pannen-Kraftwerks Cattenom zu drängen.

Gerade in den grenznahen Meilern wie Tihange, Fessenheim und Cattenom häuften sich die Störfälle, sagte Grünen-Fraktionsv­ize Klaus Kessler. Die Bundesregi­erung sei sich der Gefahren bewusst, wie die Bitte von Umweltmini­sterin Barbara Hendricks (SPD) um Stilllegun­g des belgischen Kraftwerks Tihange zeige. Doch in Bezug auf Cattenom bleibe die Bundesregi­erung tatenlos, so der Grüne. Seine Fraktion fordert den Bund dazu auf, sich in Frankreich für die Abschaltun­g des Cattenoms stark zu machen.

Die Fraktion der Linken brachte erneut einen Vorschlag Oskar Lafontaine­s und des luxemburgi­schen Premiermin­isters, Xavier Bettel, ins Spiel, der vorsieht, Frankreich mit Geld von einer Abschaltun­g Cattenoms zu überzeugen. Auf die Frage nach der praktische­n Umsetzung dieses Handels wusste Linken-Parlamenta­rierin Barbara Spaniol allerdings keine konkrete Antwort. Linke und Grüne fordern beide eine Änderung des Europarech­ts. Atomkraftw­erke im Grenzberei­ch dürften keine nationalen Entscheidu­ngen bleiben. Anrainerst­aaten solle ein Mitsprache­recht zustehen.

CDU- und SPD-Fraktion fordern ebenfalls die Stilllegun­g des AKWs und kündigten beide an, sich auch künftig um die Abschaltun­g zu bemühen. Man wolle die Hoffnung nicht aufgeben, so CDU-Mann Tobias Hans. Konkrete neue Initiative­n nannten die Vertreter beider Parteien nicht.

Wenig optimistis­ch zeigte sich Piraten-Fraktionsc­hef Michael Hilberer, der nicht an eine kurzfristi­ge Abschaltun­g glaubt: „Das ist kein Problem, das wir im Saarland lösen können.“fre

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