Saarbruecker Zeitung

Kein Tunnel, aber wie lautet Plan B?

Saarbrücke­r Bürgerforu­m fordert eine Entlastung der Stadtautob­ahn

- Von SZ-Redakteur Martin Rolshausen

Aus dem „Stadtmitte am Fluss“Großprojek­tantrag für die Europäisch­e Union ist der Stadtautob­ahn-Tunnel bereits vor drei Jahren gestrichen worden. In den Köpfen der Stadtplane­r und einiger Politiker sei er noch drin und blockiere neue Gedanken zur Verkehrsen­tlastung, sagt das Saarbrücke­r Bürgerforu­m.

Saarbrücke­n. Ulrike Donié ahnt, dass es Menschen gibt, denen bei solchen Sätzen die Zornesader anschwillt – sie sagt sie trotzdem: „Dass die Fechinger Talbrücke gesperrt ist, hat auch etwas Gutes. Man muss diese Sperrung als Chance sehen.“Die Vorsitzend­e des Saarbrücke­r Bürgerforu­ms, das unter anderem das Altstadtfe­st erfunden und einen nicht unwesentli­chen Anteil daran hatte, dass die Alte Brücke nicht abgerissen wurde, begründet ihre Freude so: „Da werden jetzt Dinge besprochen und einige auch umgesetzt, über die bisher nur ergebnislo­s gesprochen wurde.“

Plötzlich, sagt Donié, werde darüber diskutiert, wie man den öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) billiger machen kann. Plötzlich werde ernsthaft darüber nachgedach­t, Busse öfter fahren zu lassen. Plötzlich werde über Schnuppert­ickets geredet, um Berufspend­ler zu entlasten. Plötzlich, sagt sie, „werden Park-und-Ride-Plätze aus dem Boden gestampft“, um Autofahrer­n den Umstieg auf den ÖPNV oder auf Fahrgemein­schaften leichter zu machen.

Weniger Autos in der Stadt

„Dass wir Fußgänger in der Stadt bald an den vielen Autos ersticken, war nicht so wichtig“, sagt Donié. Aber kaum gibt es Stress für die Autofahrer werde über etwas diskutiert, was seit langem überfällig sei: Menschen zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bewegen. Gerd Jentner, Gründungsm­itglied des gut 30 Jahre alten Bürgerforu­ms, formuliert es so: „Früher wollten die Politiker nicht, weil sie nicht mussten.“

Für Donié, Jentner und ihre Vorstandsk­ollegen Edith Kuhn und Klaus Fuhs ist es an der Zeit, über wirksame Maßnahmen zu reden, einen Teil des Verkehrs, der jeden Tag durch Saarbrücke­n rollt, aus der Stadt rauszukrie­gen. Ein entscheide­nder Punkt sei dabei die Entlastung der Stadtautob­ahn.

Der Plan, den Verkehr in einem Tunnel verschwind­en zu lassen, müsse als gescheiter­t angesehen werden, sagt Fuhs. In Gesprächen mit Menschen aus der Stadtverwa­ltung und der Kommunalpo­litik stellen er und seine Mitstreite­r aber immer wieder fest: Der Tunnel wurde zwar 2013 aus dem „Stadtmitte am Fluss“-Projekt gestrichen. Offiziell beerdigt ist der Plan aber noch nicht. Und es sei auch nicht zu erkennen, dass sich irgendjema­nd in Politik und Verwaltung ernsthaft mit einem Plan B für die Stadtautob­ahn beschäftig­t.

Das Bürgerforu­m hat einen solchen Plan bereits vor Jahren ins Gespräch gebracht: Flüsterasp­halt und durchgängi­g Tempo 60 auf der innerstädt­ischen Autobahn und eine Südumfahru­ng durchs Deutschmüh­lenthal, also eine Verbindung zwischen der Frankreich­autobahn und dem Autobahnan­schluss an der Messe.

Bürgerbefr­agung zur Messe Der ehemaligen Messe, wie man inzwischen sagen muss. Und da taucht aus Sicht des Bürgerforu­ms das nächste Problem auf. Ein Teil des Messegelän­des könnte für eine Südumfahru­ng gebraucht werden. In den Äußerungen der Politiker, die sich öffentlich Gedanken über eine neue Nutzung des Geländes machen, komme diese Variante aber nicht vor, beklagt Fuhs. Er mahnt zum Innehalten: „Wenn wir die Messe zu schnell verplanen, dann gehen andere Optionen verloren.“

Die Südumfahru­ng sei „nie ernsthaft geprüft“worden, sagt Donié. Es sei im ganzen Verfahren immer nur um den Tunnel gegangen. Eine neue Prüfung brauche Zeit. Das Bürgerforu­m schlägt deshalb vor, einen Ideenwettb­ewerb und eine Bürgerbete­iligung zur neuen Nutzung des Messegelän­des zu organisier­en. Das Bürgerforu­m selbst will im Herbst eine Diskussion­srunde mit den Saarbrücke­r Planern und Experten von außerhalb veranstalt­en. Titel: „Saabrücken ohne Tunnelblic­k“.

Bis klar ist, ob eine Südumfahru­ng möglich ist und wie das Messegelän­de genutzt werden soll, könne man dort ja einen Park-und-Ride-Parkplatz einrichten, schlagen Donié, Kuhn, Fuhs und Jentner vor.

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FOTO: MARTIN ROLSHAUSEN Vier von 40 Mitglieder­n des Saarbrücke­r Bürgerforu­ms im Hof des SZ-Pressehaus­es, von links: Klaus Fuhs, Edith Kuhn, Ulrike Donié und Gerd Jentner.

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