Kein Tunnel, aber wie lautet Plan B?
Saarbrücker Bürgerforum fordert eine Entlastung der Stadtautobahn
Aus dem „Stadtmitte am Fluss“Großprojektantrag für die Europäische Union ist der Stadtautobahn-Tunnel bereits vor drei Jahren gestrichen worden. In den Köpfen der Stadtplaner und einiger Politiker sei er noch drin und blockiere neue Gedanken zur Verkehrsentlastung, sagt das Saarbrücker Bürgerforum.
Saarbrücken. Ulrike Donié ahnt, dass es Menschen gibt, denen bei solchen Sätzen die Zornesader anschwillt – sie sagt sie trotzdem: „Dass die Fechinger Talbrücke gesperrt ist, hat auch etwas Gutes. Man muss diese Sperrung als Chance sehen.“Die Vorsitzende des Saarbrücker Bürgerforums, das unter anderem das Altstadtfest erfunden und einen nicht unwesentlichen Anteil daran hatte, dass die Alte Brücke nicht abgerissen wurde, begründet ihre Freude so: „Da werden jetzt Dinge besprochen und einige auch umgesetzt, über die bisher nur ergebnislos gesprochen wurde.“
Plötzlich, sagt Donié, werde darüber diskutiert, wie man den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) billiger machen kann. Plötzlich werde ernsthaft darüber nachgedacht, Busse öfter fahren zu lassen. Plötzlich werde über Schnuppertickets geredet, um Berufspendler zu entlasten. Plötzlich, sagt sie, „werden Park-und-Ride-Plätze aus dem Boden gestampft“, um Autofahrern den Umstieg auf den ÖPNV oder auf Fahrgemeinschaften leichter zu machen.
Weniger Autos in der Stadt
„Dass wir Fußgänger in der Stadt bald an den vielen Autos ersticken, war nicht so wichtig“, sagt Donié. Aber kaum gibt es Stress für die Autofahrer werde über etwas diskutiert, was seit langem überfällig sei: Menschen zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bewegen. Gerd Jentner, Gründungsmitglied des gut 30 Jahre alten Bürgerforums, formuliert es so: „Früher wollten die Politiker nicht, weil sie nicht mussten.“
Für Donié, Jentner und ihre Vorstandskollegen Edith Kuhn und Klaus Fuhs ist es an der Zeit, über wirksame Maßnahmen zu reden, einen Teil des Verkehrs, der jeden Tag durch Saarbrücken rollt, aus der Stadt rauszukriegen. Ein entscheidender Punkt sei dabei die Entlastung der Stadtautobahn.
Der Plan, den Verkehr in einem Tunnel verschwinden zu lassen, müsse als gescheitert angesehen werden, sagt Fuhs. In Gesprächen mit Menschen aus der Stadtverwaltung und der Kommunalpolitik stellen er und seine Mitstreiter aber immer wieder fest: Der Tunnel wurde zwar 2013 aus dem „Stadtmitte am Fluss“-Projekt gestrichen. Offiziell beerdigt ist der Plan aber noch nicht. Und es sei auch nicht zu erkennen, dass sich irgendjemand in Politik und Verwaltung ernsthaft mit einem Plan B für die Stadtautobahn beschäftigt.
Das Bürgerforum hat einen solchen Plan bereits vor Jahren ins Gespräch gebracht: Flüsterasphalt und durchgängig Tempo 60 auf der innerstädtischen Autobahn und eine Südumfahrung durchs Deutschmühlenthal, also eine Verbindung zwischen der Frankreichautobahn und dem Autobahnanschluss an der Messe.
Bürgerbefragung zur Messe Der ehemaligen Messe, wie man inzwischen sagen muss. Und da taucht aus Sicht des Bürgerforums das nächste Problem auf. Ein Teil des Messegeländes könnte für eine Südumfahrung gebraucht werden. In den Äußerungen der Politiker, die sich öffentlich Gedanken über eine neue Nutzung des Geländes machen, komme diese Variante aber nicht vor, beklagt Fuhs. Er mahnt zum Innehalten: „Wenn wir die Messe zu schnell verplanen, dann gehen andere Optionen verloren.“
Die Südumfahrung sei „nie ernsthaft geprüft“worden, sagt Donié. Es sei im ganzen Verfahren immer nur um den Tunnel gegangen. Eine neue Prüfung brauche Zeit. Das Bürgerforum schlägt deshalb vor, einen Ideenwettbewerb und eine Bürgerbeteiligung zur neuen Nutzung des Messegeländes zu organisieren. Das Bürgerforum selbst will im Herbst eine Diskussionsrunde mit den Saarbrücker Planern und Experten von außerhalb veranstalten. Titel: „Saabrücken ohne Tunnelblick“.
Bis klar ist, ob eine Südumfahrung möglich ist und wie das Messegelände genutzt werden soll, könne man dort ja einen Park-und-Ride-Parkplatz einrichten, schlagen Donié, Kuhn, Fuhs und Jentner vor.