Das Ringen um die Stadtautobahn
Seit gut 13 Jahren wird ernsthaft über die neue Stadtmitte am Fluss geredet. Der Tunnel-Plan war umstritten, nahm kuriose Wendungen und ist offiziell noch nicht zu den Akten gelegt.
Saarbrücken. November 2003: Die städtische Entwicklungsgesellschaft GIU berechnet den Bau eines Stadtautobahntunnels mit rund 100 Millionen Euro. Noch einmal 15 Millionen Euro koste der in diesem Zusammenhang geplante Neubau einer schmaleren WilhelmHeinrich-Brücke.
Januar 2005: Oberbürgermeisterin Charlotte Britz und GIU-Geschäftsführer Dieter Blase korrigieren die TunnelBerechnungen auf 153 Millionen Euro. Für die Neugestaltung der Berliner Promenade veranschlagt die städtische Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung (GIU) weitere 16 Millionen Euro, daraus werde dann am Ende rund 25 Millionen Euro.
August 2006: Es wird bekannt: Der sechsspurige Ausbau der Stadtautobahn ist auf Wunsch der „Stadtmitte am Fluss“-Planer in den BundesBedarfsplan aufgenommen worden. Es gibt eine „Fiktivstudie“, die besagt, dass dieser Ausbau 105 Millionen Euro kosten würde. Die Argumentation an die Bundesregierung soll sein: Das Saarland verzichtet auf den sechspurigen Ausbau der A620, der Bund beteiligt sich im Gegenzug mit 60 Millionen Euro am inzwischen mit 160 Millionen Euro veranschlagten Tunnel.
Januar 2011: Es wird bekannt, dass der Bundesrechnungshof bereits 2009 davor gewarnt hat, den von Stadt und Land geplanten Saarbrücker Autobahntunnel aus Bundesmitteln zu finanzieren. Der Bundesrechnungshof hatte empfohlen, statt der vom Bund zugesagten 64 Millionen Euro nur 22,2 Millionen zur Verfügung zu stellen. Wegen der Unterhaltungskosten des Tunnels ist sogar die Rede davon, dass Stadt und Land dem Bund unterm Strich mehr Geld zahlen müssen, als sie als Zuschuss bekommen.
Mai 2013: Im geänderten Großprojektantrag für die EU kommt die Autobahnröhre nicht mehr vor. Es ist von kleineren Teilprojekten die Rede – von der Berliner Promenade und der Erneuerung der Eisenbahnstraße zum Beispiel. Der Tunnel, der zwar nicht mehr Teil des Großprojekts, aber noch Teil der Stadtplanung ist, ist inzwischen mit 200 Millionen Euro veranschlagt
Juli 2013: Das Saarland hat zwar für den neuen Bundesverkehrswegeplan den Ausbau der Stadtautobahn auf sechs Spuren angemeldet, die Straße soll aber nicht wirklich ausgebaut werden, heißt es. Man wolle für das Projekt „Stadtmitte am Fluss“lediglich „mehr Verhandlungsmasse gegenüber dem Bund erzielen“.