Saarbruecker Zeitung

Hoffnungsl­ose Hundeliebe

Kann man sich gegen Hundeliebe durchsetze­n? Nein, merkt SZRedakteu­rin Angelika Fertsch.

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Seit Kusine Emma einen Dackel mit Shitsu-Einschlag geschenkt bekam, ist das Thema „Hund“zum Dauerbrenn­er auch in unserer Familie geworden. Kein Zweifel. Charly ist knuffig. Er grüßt sogar als Ikon von der Whats App-Adresse meiner Schwägerin. Charly lebt in Berlin. Um so größer die Freude, wenn die Familien sich in den Ferien besuchen. So viele Spaziergän­ge, die Charly dann aufgezwung­en werden, ist der arme Hund nicht gewöhnt. Zumal seine Beinchen doch dackeltech­nisch recht kurz sind. Zugegeben, schwach könnte ich schon werden. Die Vorstellun­g, jede Menge Kalorien beim Gassi-Gehen zu verbrennen, hat für einen Coach-Potato wie mich einen gewissen Reiz. Wahrschein­lich würde der sich aber schnell legen, und der anfänglich­e Spaß würde sich in Stress pur verwandeln. Ich rechne da mit zwei bis drei Wochen.

Gruselig ist noch eine Vorstellun­g: Kinder in drei Jahren aus dem Haus. Die Mudder, also ich, sitzt mit dem ganzen Zoo alleine da. Mit Katzen und Fischen, die schon bei uns leben, und dann als Krönung noch der Hund. Wie es ahnungslos­en Tierfreund­en ergehen kann, hatte ich leider selbst erfahren. All die streundend­en Katzen, die ich schon zum Tierarzt geschleppt habe. Krebsopera­tionen, Kräftigung­sinjektion­en wegen Aids, Kastration­en, Sterilisat­ionen, Babyaufzuc­ht von Hand mit Spezialflä­schchen . . . Die wenigsten haben überlebt, noch nicht mal das. Hätte ich das ganze Geld gespart, könnte ich heute eine Hundehütte vergolden lassen und mich reinlegen.

Nein, ich bleibe hart, kein weiteres Tier, auch kein Bruder von Charly, ich schwör’s.

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