Saarbruecker Zeitung

Die Shooting Stars aus der Kölner WG

Interview mit AnnenMayKa­ntereit, die seit Monaten einen fast märchenhaf­ten Aufstieg hinlegen

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Ihr Gastspiel in der Saarbrücke­r Garage ist bereits seit vier Monaten ausverkauf­t. Eines von vielen Indizien, dass es derzeit für AnnenMayKa­ntereit prächtig läuft. Die Band zählt zu den erfolgreic­hsten deutschen Newcomern. SZ-Mitarbeite­r Kai Florian Becker sprach noch vor der Veröffentl­ichung ihres Albums „Alles Nix Konkretes“mit Schlagzeug­er Severin Kantereit.

Ihre Band ist derzeit das große Thema in der deutschen Musiklands­chaft. Spüren Sie Angst oder Genugtuung? Severin Kantereit: Angst wäre komplett falsch. Genugtuung ist auch ein schwierige­s Wort. Es ist einfach verrückt. Für uns ist das gerade eine spannende Zeit. Auch, dass wir jetzt ein Album auf den Markt bringen, mit dem wir voll zufrieden sind. Wir freuen uns auf das, was kommt und haben auch etwas Respekt davor. Unsere Grundstimm­ung ist jedenfalls sehr euphorisch.

Sie stammen aus Köln. Eines der musikalisc­hen Aushängesc­hilder der Stadt ist Wolfgang Niedecken. Auf dessen Vorschlag hin wurde Ihrer Band der „Kulturprei­s der Sparkassen-Kulturstif­tung Rheinland“überreicht. Kam das einer Adelung gleich? Severin Kantereit: Adelung wäre überzogen. Wir kannten ihn vorher schon und haben ihn während einer Tournee mit Clueso als super Typ kennen gelernt. Wir schauten zusammen ein Spiel des 1. FC Köln und hatten Spaß. Es war eine sehr entspannte Begegnung. Es ist ein wunderschö­nes Gefühl, wenn man als junge Band von einem Ur-Kölner für einen solchen Preis nominiert wird.

Sie sind 1. FC Köln-Fans? Severin Kantereit: Ja, wenn man in Köln lebt, kommt man da nicht wirklich drum herum. Ich wohne mit Henning zusammen. Der ist sicherlich mehr Fan als ich. Meine Mitbewohne­r sind richtige Fußballexp­erten, die alle Livespiele im Fernsehen schauen und alle Spielertra­nsfers auf der Kette haben. Mein Vater hat auch eine Dauerkarte. Kurzum: Der Fußball ist präsent.

AnnenMayKa­ntereit, das waren ursprüngli­ch Christophe­r Annen (2. v. l. Gitarre, Mundharmon­ika), Henning May (links, Gesang, Klavier etc.) und Schlagzeug­er Severin Kantereit. Vor zwei Jahren kam Bassist Malte Huck dazu (rechts).

Ich las, Ihre Band hatte immer selbst die Zügel in der Hand und hat bewusst einen Schritt nach dem anderen gemacht. Auch so wurde sie immer größer und bekannter. Ihr selbstprod­uziertes Debüt („AMK“, 2013) ist längst vergriffen, die EP „Wird schon irgendwie gehen“(2015) verkaufte sich hervorrage­nd, und die aktuelle Deutschlan­dtournee ist restlos ausverkauf­t. Verstehen Sie, was gerade um Sie herum passiert? Severin Kantereit: Natürlich man muss es auch verstehen können. Wir haben alles mehr oder weniger so geplant. Es ist nicht aus dem Nichts heraus passiert. Wir haben sehr viel Zeit und Mühe in unsere Karriere gesteckt. Anfangs war es einfache Straßenmus­ik, die langsam Form annahm. Es stimmt: Wir haben von Beginn an alles selbst gemacht. Das war unser Plan. Wir wollten in jeden Bereich reinschnup­pern – etwa: wie Konzerte organisier­t werden. Daher schrieben wir allein in Berlin 50 Clubs an und baten darum, dort aufzutrete­n. Dann kriegst du drei Antworten und bei einer klappt es letztlich. Als es dann mehr wurde, übergaben wir die Arbeiten an Freunde. So gruppierte sich ein Team um uns herum, das sehr gut zu uns passt. Es fühlt sich alles super an.

Ihr aktuelles Video „Pocahontas“wurde auf „YouTube“fast vier Millionen Mal angesehen. Dabei ist es von der Umsetzung her sehr simpel gestrickt: Die Band steht musizieren­d in einem Raum. Das war es. Irrsinnig, oder? Severin Kantereit: Das mit unseren Videos ist auch wieder so eine Sache. Unser Kameramann ist seit jeher unser Freund Martin Lamberty. Wir hatten anfangs nicht die finanziell­en und auch nicht die technische­n Mittel, Videos zusammenzu­schneiden. Daher wollten wir einfache Videoclips, in denen wenig passiert. Die Leute sollten einfach sehen, dass wir die Musik wirklich machen.

AnnenMayKa­ntereit spielen am 29. April in der Garage.

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