Saarbruecker Zeitung

USA erwarten Zikadeninv­asion von biblischem Ausmaß

Alle 17 Jahre kommen sie zurück: In den nächsten Wochen sollen Milliarden Zikaden im Nordosten der USA schlüpfen

- Von dpa-Mitarbeite­rin Andrea Barthélémy

Irgendwann im Mai geht es explosions­artig los: Milliarden von Zikaden werden im Nordosten der USA aus dem Boden schlüpfen. Ein Phänomen, das sich in regelmäßig­en Abständen wiederholt.

Cleveland. 17 Jahre lang schlummern sie tief in der Erde. Und in diesem Frühjahr schlüpfen sie in biblischem Ausmaß: Milliarden von Zikaden werden in Kürze wieder Teile des Nordostens in den USA heimsuchen. Die Insekten beißen oder stechen nicht. Aber sie bedecken Sträucher und Bäume, umschwirre­n Menschen und machen wochenlang einen ohrenbetäu­benden Lärm, den niemand vergisst. „Es fühlt sich an, als ob ein Ufo landen würde“, erzählte ein Anwohner der Zeitung „Washington Post“.

Die sogenannte­n 17-Jahres-Zikaden schlüpfen fast im gesamten Nordosten, doch da sie unterschie­dlichen Brutzyklen angehören, tun sie das nicht überall gleichzeit­ig. In diesem Mai ist nun „Brut 5“am Start, die in Virginia, West-Virginia und Pennsylvan­ia sowie Teilen Ohios, New Yorks und Marylands heimisch ist. Im Großraum Washington D.C. und den angrenzend­en Bundesstaa­ten wird der nächste große Schwarm 2021 erwartet.

Sie alle sind ausgewachs­en knapp vier Zentimeter lang und haben rote, gewölbte Augen. Ihre harten, glatten Panzer bleiben nach dem Absterben der Zikaden zurück und bedecken Straßen und Gärten. Von Kindern werden sie mit Vorliebe gesammelt. Die Insekten trinken Pflanzensä­fte, aber futtern keine Blätter und richten bei ausgewachs­enen Bäumen meist keine Schäden an. Daneben gibt es weiter im Süden der USA auch Zikaden, die sich in 13Jahres-Zyklen entwickeln, andere schlüpfen sogar jährlich. Ihre Bestände sind jedoch überschaub­ar im Vergleich zu den 17-Jahres-Zikaden, die es auf bis zu 1,5 Millionen Exemplare pro Acre bringen, was etwa zwei Dritteln eines Fußballpla­tzes entspricht.

Das flirrende, metallisch­e Liebeswerb­en, das nach dem Schlüpfen der Tiere für vier bis sechs

Alle 17 Jahren kommen die Zikaden zurück.

Wochen die Luft erfüllt, kann so laut werden, dass eine Unterhaltu­ng auf der Terrasse unmöglich ist. „Das Weibchen legt die befruchtet­en Eier in Schlitze ab, die es zuvor mit seinem Legerohr in kleine Äste geschnitte­n hat“, berichtet der Insektenku­ndler Russ Horton. Binnen etwa sechs Wochen wachsen dann Nymphen heran, die schließlic­h von den Bäumen fallen und sich bis zu 45 Zentimeter tief in den Boden bohren. Dort leben sie je nach Art 17 oder 13 Jahre lang von Wurzelsäft­en und buddeln sich schließlic­h frei, sobald der Boden sich auf 17 Grad erwärmt hat.

Die nun erwartete „Brut 5“ist also 1999 entstanden. Seitdem hat sich auch der Umgang mit dem Naturphäno­men verändert, das viele mit einer Mischung aus Ekel und Faszinatio­n betrachten. In Cleveland etwa sind Info-Programme in Parks, Aktionen für Kinder und sogar ein ZikadenFes­tival geplant.

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FOTO: MAURY/ EPA

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